Begeisterung für Bücher in Obervolkach
Autor: Peter Pfannes
Obervolkach, Sonntag, 04. November 2012
In Obervolkach profitieren Jung und Alt von der Arbeit eines eingespielten Teams. Jetzt wird ein runder Geburtstag gefeiert.
Seit 15 Jahren leitet die Obervolkacherin Marita Trini die Katholische öffentliche Bücherei (KöB) in Obervolkach. Nicht als Einzelkämpferin, sondern als engagiertes Mitglied eines eifrigen Teams. "Wir wollen Kinder und Jugendliche für Bücher begeistern,", nennt sie ihre klare Zielvorstellung.
Vor 40 Jahren wurde die Bücherei, die in einem Nebengebäude des Pfarrhauses untergebracht ist, ins Leben gerufen. Mit einer Buchausstellung am kommenden Wochenende feiern Trini und ihre Mitstreiter ausgiebig den runden Geburtstag und die dazugehörige kleine Erfolgsgeschichte in einer zunehmend multimedialen Welt.
An der positiven Entwicklung waren viele ehrenamtliche Mitarbeiter beteiligt. Zurzeit sind es zwölf Helfer, die den Bestand in der Bücherei pflegen. Zwei der KöB-Betreuer sind noch keine 18 Jahre alt und mit Leib und Seele bei der Sache.
Zwei Drittel der insgesamt rund 3600 Medien wurden in den letzten zehn Jahren angeschafft. Nicht nur Bücher sind in der kleinen Stube für Leseratten vorhanden. Auch Hörspiele und Hörbücher sowie Spiele für gesellige Unterhaltung kann man sich ausleihen.
Die märchenhafte Geschichte der KöB begann 1956, als Pfarrer Dr. Nikolaus Gengler eine kleine aber feine Bücherei in der Kirchengemeinde einrichtete. 14 Jahre lang erfreute sich die KöB regen Zuspruchs. Damals wurden hauptsächlich Romane, die zum Teil aus dem Privateigentum von Rufina Gengler stammten, angeboten.
Ein tolles Team
Ab 1972 belebte Pfarrer Joseph Weber die Bücherei wieder. Mit Theresia Heiter und Emmi Jörg fand er engagierte Mitarbeiterinnen, die die Bücher katalogisierten. Ende 1972 fand die Wiedereröffnung statt. Seit dieser Zeit wird die Bücherei nach den Förderrichtlinien der KBA geführt und ist dort offiziell bei der Diözese gemeldet.
Die Bücherei nahm eine erfreuliche Entwicklung: 1973 wurden 280 Bücher ausgeliehen, 1987 waren es fast sieben Mal so viele. Mitte der 70er Jahre trat Christa Winter dem Büchereiteam bei und übernahm ab 1979 die Leitung. Ab 1985 führten Annemarie Feuerbach, Heinrich und Margarete Troll die KÖB. Während der Renovierung des Pfarrhauses wurde sie übergangsweise im Kindergarten eingerichtet und zuletzt an ihrem heutigen Standort, neben dem Pfarrhaus.
Wohl auch wegen der rückläufigen Ausleihzahlen wurde die Bücherei 1987 geschlossen. 1993 ergriff Margit Kirchner die Initiative zur erneuten Wiederinbetriebnahme. Als junge Mutter half auch Marita Trini mit. "Wir wollten unseren Kindern eine Möglichkeit bieten, Bücher am Wohnort auszuleihen", erklärt sie ihr Engagement. Im Freundeskreis und unter den Müttern der Kindergartenkinder fanden sich zahlreiche Helferinnen.
1993 wurden die vorhandenen Bücher und zahlreiche Buchgeschenke aus aufgelösten Büchereien eingebunden, per Computer erfasst und katalogisiert. "Die Erfassung des Medienbe-standes per EDV war schon damals eine große Erleichterung", erinnert sich Marita Trini. Bis heute erleichtert ein Computerprogramm die Verwaltung.
Aus den vielen ehrenamtlichen Helferinnen entwickelte sich im Laufe der Monate ein Team, das auch weiterhin in der Bücherei für die Ausleihe, Beschaffung und Verwaltung zuständig war. Es wurden Lehrgänge bei der KBA besucht, die zum Teil Grundlage für weitere finanzielle Unterstützung durch die Diözese waren. Die KBA stellte das Material für die Neuordnung der Bücherei und einen Grundbetrag zur Beschaffung von Spielen zur Verfügung.
Zahl der Ausleihen steigt
Am 10. Juli 1994 öffnete das Büchereiteam unter Kirchners Leitung die KöB neu. Aus einer Bücherei für die Kinder und Jugendlichen wurde schnell eine Bücherei für alle. Nicht nur in der Quantität sondern vor allem auch in der Qualität entwickelte sie sich ständig weiter. Von 1654 Medien bei der Eröffnung stieg der Bestand auf nunmehr annähernd 3600 Medien. Jährlich wird der Bestand noch um zirka 500 Ausleihen aus der KBA ergänzt.
Die Zahlen von Bestand und Ausleihen stiegen kontinuierlich nach oben. 1997 schied Margit Kirchner aus dem Büchereiteam aus und Marita Trini übernahm die Büchereileitung. "Weil wir weitere Jugendliche und Erwachsene als Mitarbeiter für die Bücherei gewinnen konnten, haben wir 1998 die Öffnungszeiten ausgedehnt", erzählt sie. 2007 wuchs die Bücherei, in dem ein zweiter Raum angegliedert wurde. Dankbar ist die Büchereileiterin für die aktive Mithilfe der Dorfgemeinschaft. "Männer aus dem Dorf haben das Dach neu eingedeckt und neue Regale geschaffen", nennt sie zwei Beispiele.
Finanziell schreibt die Bücherei keine roten Zahlen. Alljährlich gelingt es Trini, die ein Studium der Betriebswirtschaft absolviert hat, und ihrem Team, die notwendigen Gelder aufzubringen. Im Finanzsäckel der KöB landen die jährlich stattfindende Kollekte der Pfarrgemeinde, die Leihgebühren, die Erlöse aus der Buchausstellung und die Zuschüsse der KBA. Auch vom Staat gibt es Zuwendungen, die über den St. Michaelsbund verteilt werden.
Für Marita Trini steht auch in Zukunft die Leseförderung des Nachwuchses im Mittelpunkt. Bastelnachmittage sowie Kontakte zu Kindergärten und Schulen sind an der Tagesordnung. Viele Kinder haben dort bereits den Bibliotheksführerschein erworben.
Trinis Ziele haben sich in 20 Jahren nicht geändert, auch wenn ihren beiden eigenen Kinder mittlerweile erwachsen sind. Ihr Wunsch für die Zukunft: "Unsere Bücherei soll ein Treffpunkt für Jung und Alt sein", wird aufgrund der vielen Stammleser wohl in Erfüllung gehen.
FEST:
Die KöB Obervolkach feiert ihr 40-jähriges Bestehen am Sonntag, 11. November (14 bis 17 Uhr) und Montag, 12. November (neun bis zwölf Uhr) mit einer Buchausstellung im Pfarrheim. Auf alle Leseratten wartet eine kleine Überraschung. Es gibt Kaffee und Kuchen, eine Mal-Ecke für die Kleinen und einen Bücherflohmarkt.