Bauruine gegenüber des Kitzinger Marktplatzes
Autor: Ralf Dieter
Kitzingen, Dienstag, 01. Oktober 2013
Einst war das Marktcafé ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt in Kitzingen. Seit langem ist es nur noch ein Schandfleck. Jetzt kommt wieder Bewegung in die Sache.
Schön ist was anderes: Zwar steht eine Parkbank davor und Bambus schirmt die Sicht ab. Doch das ehemalige Marktcafe, gegenüber dem Kitzinger Rathaus, ist nun mal das, was es ist: eine Bauruine. Und das seit rund sieben Jahren.
Die KIK-Fraktion um Bürgermeister Klaus Christof wagt deshalb einen neuen Vorstoß. Ihr aktueller Antrag lässt sich so zusammenfassen: Rückbau der Grundstücke Grabkirchgasse 17 und Marktstraße 27 bis 31, öffentliche Ausschreibung zum Verkauf und zur Bebauung. Bis tatsächlich ein Investor anbeißt, soll die Fläche zumindest schöner als in den letzten sieben Jahren gestaltet werden. Als Übergangsnutzung schlägt die KIK-Fraktion eine Grünfläche vor.
Pläne, die bei Oberbürgermeister Siegfried Müller auf Unverständnis stoßen. "Wir wollten schon weiter sein", gibt er zu.
Klaus Christof ist da ganz anderer Meinung. "Das Marktcafe und seine Umgebung haben sich inzwischen zu einer unattraktiven Dauereinrichtung entwickelt", sagt er. Tatsächlich hat sich am Status quo seit dem Teilabriss im Jahr 2006 nichts getan.
Das ehemalige Marktcafe wurde 1963 eröffnet und ist älteren Kitzingern noch gut als Treffpunkt zum Feiern und Abhängen in Erinnerung. Das Gebäude verfiel mit den Jahren zusehends, es musste abgesichert werden, 2006 stürzte ein Teil ein. Die Zukunft des Gebäudes und der insgesamt gut 380 Quadratmeter großen Fläche wurde zusehends zum Politikum.
Anfang 2011 entschieden sich die Stadträte gegen einen kompletten Abriss der Restgebäude an der Marktstraße 27 bis 31. Die städtische BauGmbH sollte alle Fakten rund um das Ensemble zusammentragen. Angedacht war damals eine Unterbringung von Teilen des Stadtbauamtes in diesen Häusern. Schon damals warnte der damalige Stadtplaner Henrik Neumann davor, einen "platzähnlichen Zustand" zu schaffen. Seine weitere Prognose hat sich mittlerweile bewahrheitet: Es könnte sich an dieser Stelle um ein langfristiges Provisorium handeln.
Etwa ein Jahr später, im April 2012, befasste sich der Stadtrat erneut mit der Zukunft des Marktcafes. Der Vorschlag des Bauamtes, einen Investorenwettbewerb auf die Beine zu stellen, fand eine breite Mehrheit (25:2). Der Wettbewerb würde eine sehr gute Vergleichsmöglichkeit bieten, meinte damals Bauamtsleiter Oliver Graumann. Der Zeitplan war auch schon vorgegeben: Der Wettbewerb sollte im vierten Quartal 2012 mit der Vergabe des Grundstückes abgeschlossen sein.
Die Skepsis von Karl-Heinz Schmidt (damals UsW, jetzt UKB) war aus heutiger Sicht begründet. "So ein Wettbewerb kostet Zeit und Geld", hatte er im April 2012 gewarnt.
Jetzt, fast eineinhalb Jahre später, muss Bauamtsleiter Oliver Graumann einräumen, dass der Wettbewerb noch gar nicht gestartet ist. "Er ist inhaltlich vorbereitet und im Stadtentwicklungsbeirat besprochen worden", informiert er. Der Grund für die Verzögerung: Noch drängendere Arbeiten, die nicht aufgeschoben werden konnten. Graumann nennt die verschiedenen Maßnahmen in den ehemaligen US-Kasernen - alleine in Harvey werden drei Bebauungspläne bewegt - oder die Arbeit am Verkehrsentwicklungsplan. "Wir mussten deshalb die Arbeiten am Marktcafe zurückstellen", bedauert der Bauamtsleiter und verweist auf die Personalsituation in seiner Abteilung. Zum jetzigen Zeitpunkt sei es deshalb auch nicht absehbar, wann sich etwas an der sensiblen Stelle gegenüber vom Kitzinger Rathaus bewegt.
OB Müller ist da zuversichtlicher. Er geht davon aus, dass der Wettbewerb noch in diesem Jahr startet und dass es dann schnell gehen kann. "Ich habe schon die Hoffnung, dass der Wettbewerb auf Zustimmung stoßen wird", sagt er. Einen Interessenten gebe es bereits seit längerem. Der wolle sich an das angedachte Konzept - Geschäfte im Erdgeschoss, Wohnungen oder Praxen im Obergeschoss - halten. Wozu dann überhaupt einen Wettbewerb?
Müller: "Es könnte ja sein, dass auch die bestehende Substanz in ein Konzept integriert werden kann."
Für Klaus Christof undenkbar: Er möchte einen neuen Beschluss im Stadtrat schon im Oktober dieses Jahres und einen Abbruch des Gebäudes bis Ende Februar 2014. Auch im Hinblick auf den bundesweiten Wettbewerb Entente Florale und eine attraktive Innenstadt wäre eine rasche Beseitigung der Ruinenlandschaft mehr als angebracht.
Ein Argument, das bei OB Müller nicht zieht. Ein Abriss wäre weder einfach noch billig. "Unter dem ehemaligen Marktcafe sind Keller", erinnert er. "Und die müssten verfüllt werden." Weitere Kosten sollte die Stadt aber auf keinen Fall vorfinanzieren. Mit dem Erweb der Fläche und dem Teilabriss habe die Stadt schon genug Geld in die Fläche investiert. "Jeden weiteren Euro, den wir reinstecken, können wir bei der Vermarktung nicht mehr rausholen."
Info: Die Marktstraße 27
Das Gebäude, in dem das ehemalige Marktcafe untergebracht war, stammt vermutlich aus dem Jahr 1456. Ab 1851 wurde es als Verkaufsraum genutzt. In den Gewölbekellern wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Sauerkrautfabrikation betrieben. 1962 kaufte der Bäcker und Konditormeister Franz Hauck das Gebäude. Am 27. Juni 1963 eröffnete er das Marktcafe. Mitte der 90er Jahre musste es zwangsweise geschlossen werden. Der Grund: Nicht zu behebende Baumängel. Wegen Einsturzgefahr kaufte die Stadt das Gelände und ließ 2006 einen Teilabriss vornehmen.