Bahnlinie: Der Zug ist abgefahren
Autor: Klaus Vogt
Gerolzhofen, Mittwoch, 20. Juli 2016
Während Aktivisten noch Unterschriften für den Erhalt der Bahnstrecke Schweinfurt – Etwashausen sammeln, senken immer mehr Stadt- und Gemeinderäte den Daumen.
Während Aktivisten derzeit noch Unterschriften für den Erhalt und die Wiederbelebung der Bahnstrecke Schweinfurt – Gerolzhofen – Etwashausen sammeln, senken immer mehr Stadt- und Gemeinderäte entlang der Bahntrasse den Daumen. Sie wollen die Gleise so schnell wie möglich weg haben und sehen keinen Sinn in einer Reaktivierung des Zugverkehrs. Die Geschichte der Bahnlinie neigt sich offenbar unaufhaltsam ihrem Ende entgegen.
Die Bahnlinie von Gochsheim bis Kitzingen-Etwashausen ist bereits stillgelegt. Den Bescheid dazu hat das Bayerische Innenministerium auf Antrag der Bayerischen Regionaleisenbahn (BRE) erlassen. Die BRE war seit Mai 2005 Pächterin der Strecke gewesen. Anfang 2016 gab die BRE die komplette Strecke an die Deutsche Bahn Netz AG zurück – in einem verwahrlosten Zustand. Die Stilllegung der Strecke erfolgte, obwohl es einen kaufwilligen Investor gibt: Markus Blum, alleiniger Gesellschafter der Projektentwicklerfirma Blumquadrat, die in Etwashausen auf ehemaligen US-Flächen den 73 Hektar großen Technologiepark „Connekt“ aufbaut.
Blum will den alten Bahnanschluss der US-Army nutzen, reaktivieren und auf eigene Kosten Güterverkehr in Richtung Schweinfurt aufs Gleis bringen. Das scheint die Kommunen entlang der Strecke aber nicht zu überzeugen. Ganz im Gegenteil: Mehrere Städte und Gemeinden haben schon bei der Regierung von Mittelfranken die Entwidmung der Strecke innerhalb ihrer Gemarkungsgrenzen beantragt. Dies ergaben Recherchen dieser Redaktion.
Einer der Vorreiter war die Stadt Prichsenstadt, wo die Bahnlinie an den Stadtteilen Järkendorf, Stadelschwarzach und Prichsenstadt vorbeiführt. Bürgermeister René Schlehr sagt, man habe bereits vor rund zwei Monaten in nichtöffentlicher Sitzung (weil durch den Investor auch private Belange tangiert seien) über das Thema diskutiert. Der Stadtrat habe ihn danach beauftragt, den Antrag auf Entwidmung bei der Regierung von Mittelfranken zu stellen. „Und dies habe ich umgehend getan“, so der Bürgermeister.
Im Marktgemeinderat von Wiesentheid kam kürzlich Markus Blum sogar selbst zu Wort. Er würde die Strecke kaufen und sie mit privatem Geld herrichten, sagte er dem Gremium. Später könnte sie auch für den Personenverkehr genützt werden. Sein Vortrag vermochte die Wiesentheider Räte nicht zu überzeugen. Sie sprachen sich anschließend bei nur einer Gegenstimme gegen den Erhalt der Bahntrasse aus. Allgemeiner Tenor: Wiesentheids Pläne zum Weiterbau der Umgehungsstraße würden durch die Bahngleise erschwert, weil man Brücken über die Trasse bauen müsste. Die Gemeinde werde ihre ablehnende Haltung dem Bayerischen Gemeindetag und der Regierung von Mittelfranken mitteilen, teilt VG-Geschäftsleiter Christian Sturm mit.
Der Markt Großlangheim hat bereits einen Antrag auf Freistellung von Betriebszwecken gestellt. Damit könne der bisherige Bahnbereich für das geplante Kernwegekonzept oder eventuell für einen Radwanderweg genutzt werden. „Wir können das umsetzen, was bisher nicht möglich war“, sagt Bürgermeister Karl Höchner. Der Marktgemeinderat war einstimmig für den Antrag.
Ein ähnliches Bild auch in Kleinlangheim. Auch hier wurde bereits ein Antrag auf Entwidmung einstimmig auf den Weg gebracht. Bürgermeisterin Gerlinde Stier erklärt, für das neue landwirtschaftliche Kernwegenetz soll im Bereich der Bahnlinie zwischen Groß- und Kleinlangheim ein Weg mit einer Breite von 7,50 bis acht Metern samt Entwässerungsgraben entstehen.