Ausschuss informiert sich über Leben im Heim
Autor: Tom Müller
Kitzingen, Mittwoch, 28. November 2012
Oft stehen die Zahlen im Vordergrund, wenn im Kreistag die Heimunterbringung von Kindern zur Sprache kommt. Jetzt hat eine 16-Jährige dem Jugendhilfeausschuss berichtet, wie ihr Leben in einer solchen Einrichtung aussieht.
Der Auftakt der Sitzung des Jugendhilfe-Ausschusses hatte es bereits in sich. Eine Jugendliche war geladen worden und hatte zugesagt, den versammelten Politikern und Interessensvertretern einen Einblick in ihr Leben als Heimkind zu geben. Die heute 16-Jährige ging nicht näher auf die Gründe ein, die sie ins Jugendhilfezentrum Maria Schutz in Grafenrheinfeld geführt hatten. Es habe Probleme gegeben, die aber so massiv gewesen sein mussten, dass das Kind in eine Klinik eingewiesen wurde. 2009 war sie dann ins Heim gekommen und hier erwartete sie ein Leben, das Rhythmus, Pflichten und Aufgaben unterworfen wurde.
Die in manchen Köpfen vielleicht noch grassierenden Vorstellungen eines kalten und herzlosen Erziehungsinstituts zerstreute die junge Dame, die mit ihrer Erzieherin gekommen war, sogleich.
Vernetzte Hilfe sind schon Realität
Dieses "Konflikte lösen" entwickelte sich zum roten Faden der gesamten Sitzung. So wurden von Cornelia Röder und Yvonne Bilz von der Koordinierenden Kinderschutzstelle des Landratsamtes (KoKi) die neuen Inhalte des Bundeskinderschutzgesetzes dargestellt. Es schließt die Lücken im Kinderschutz, in dem es vor allem die Erkenntnisse aus dem Aktionsprogramm "Frühe Hilfen" und diversen anderen Organisationen aufgreift, die zu einem Netzwerk gebündelt werden sollen. So solle dem Kinderschutz zu mehr Handlungs- und Rechtssicherheit verholfen werden.
In Kitzingen sei man in der Umsetzung dieser Neuregelungen extrem schnell. Ein "Runder Tisch frühe Hilfen", der alle dem Kindswohl im Landkreis verpflichteten Organisationen bündelt, tritt im kommenden Januar bereits zum zweiten Mal zusammen.
Noch konkreter um die Situation im Landkreis Kitzingen ging es dann hinsichtlich der Betreuungsangebote für Kinder unter drei Jahren. Ab 2013 besteht darauf ein Rechtsanspruch und die Gemeinden stehen in der Pflicht, in Kooperation mit dem Landratsamt die entsprechenden Angebote zu schaffen. Auch hier sind die Fortschritte nicht zu übersehen: Zu den rund 3150 Kindergartenplätzen werden im Landkreis aktuell bereits 415 Krippenplätze angeboten. Im Jahr 2007 gab es davon insgesamt 26. Im kommenden Jahr soll das Angebot auf 605 Krippenplätze erweitert werden. Außerdem stehen noch 236 Plätze in einem Kinderhort zur Verfügung, wovon es 2007 lediglich 75 gab.
Begleiteter Umgang
In eine ganz massive Konfliktsituation geraten Kinder, deren Eltern sich haben scheiden lassen. Diese Kinder haben ein Recht auf Beziehungen zu beiden Elternteilen. Sind diese aber heillos zerstritten, ist das Kind verschiedensten Gefahren ausgesetzt. Umgekehrt leidet auch die Erziehungskompetenz der Eltern. Seit 2002 bietet der ambulante Träger "Aktionsgemeinschaft Sozialisation e.V." (AGS) im Landkreis Kitzingen eine Umgangsbegleitung an, deren Arbeitsweise die Sozialpädagogin Bettina Reuß darstellte. Sie berichtete vom schwierigen Weg, zunächst mal einen "Waffenstillstand" in die Beziehung der Eltern zu bringen, um dann unterstützt von ausgebildeten Mitarbeitern der AGS über den begleiteten zum letztlich selbstständigen Umgang beider Elternteile mit dem Kind zu gelangen. Aktuell nähmen zwölf Familien im Landkreis Kitzingen an den angebotenen Maßnahmen in diesem Bereich teil.