Ausrüstung für Motorradfreunde mit Behinderung
Autor: Peter Pfannes
Volkach, Mittwoch, 10. Oktober 2012
Die Motorradfreunde aus Volkach machen einmal im Jahr eine Ausfahrt mit behinderten Menschen. Und weil deren Ausrüstung nicht optimal ist, haben sich die Biker etwas ausgedacht.
Auf der Suche nach alten Motorradutensilien haben Peter Waldhäuser und seine Freunde vom Volkacher Motorrad Treff Volkach (VMT) ganze Arbeit geleistet. Drei Tische reichten nicht aus, um die ausgedienten Helme, Lederjacken und -hosen, Handschuhe und Lederstiefel zu tragen. Auf Schloss Hallburg waren nicht nur die Mitglieder der offenen Bikergemeinschaft begeistert vom Erfolg der Sammelaktion, sondern auch die Vertreter der Offenen Lebenshilfen Würzburg, Fachbereich "Urlaub und Freizeit".
Holger Klüpfel und Uschi Ferstl nahmen die gesponserte Motorradausrüstung für Menschen mit Behinderung in Empfang. Die Idee, die behinderten Mitfahrer auszustatten, entstand beim jüngsten gemeinsamen "Ausritt" auf den PS-starken Maschinen. "Wir haben festgestellt, dass die Motorradausrüstung unserer behinderten Mitfahrer verbesserungswürdig ist", erklärt Waldhäuser. Seine Mitstreiter von der Bikervereinigung waren spontan dabei.
Der Fachbereich Urlaub und Freizeit hatte vor ein paar Wochen ein Motorrad-Wochenende durch die Rhön und den Thüringer Wald organisiert. Die Harley Freunde aus Hettstadt, die Gypsie Jokers aus Würzburg und die Biker aus Volkach nahmen 20 Menschen mit Behinderung auf ihren Maschinen mit auf die zweitägige Tour. "2011 haben wir das zum ersten Mal ausprobiert und das mit großem Erfolg", erinnert Holger Klüpfel.
Keine Berührungsängste
Mit Tourenbeginn wurden alle Mitfahrer bestimmten Bikern zugeteilt. Berührungsängste durften nicht auftreten, denn die Mitfahrer mussten ihre Vordermänner ja fest umfassen. "Körperliche Nähe darf kein Problem sein", so Klüpfel. Auch ein junger Rollstuhlfahrer konnte die abwechslungsreiche Tour unter freiem Himmel in einem Beiwagen miterleben. "Man hat die Freude über die Motorradtour in seinen leuchtenden Augen ablesen können", erinnert sich Waldhäuser.
Die Verhaltensregeln beim Kurvenfahren wurden besprochen und schon konnte es losgehen. 35 heiße Öfen bewegten sich in Richtung Nordosten. Schon nach einer viertel Stunde erfolgt der erste Halt. "Wir überprüfen, wie es unseren Mitfahrern geht und ob sie sich wohlfühlen", begründet Klüpfel den Stopp. Viele Mitfahrer mit Behinderung hätten selbst schon Zweiraderfahrung gesammelt und sei es nur auf einem Fahrrad. "Das Balanceverhalten ist für die Teams auf den Krädern also kein Problem."
Auf der Wasserkuppe in der Rhön beobachteten die Ausflügler die Segelflugzeuge. Über den Kreuzberg ging es weiter nach Thüringen. Im Ringberg-Hotel auf einer Anhöhe bei Suhl wurde übernachtet. "Es ist alles bestens organisiert", sagt Klüpfel. "Mit Sauna und Hallenbad kam da ein bisschen Wellness-Gefühl auf."
Bis spät am Abend saß die Motorradgruppe dann in gemütlicher Runde zusammen. Über den Rennsteig ging es am nächsten Morgen weiter in Richtung Bamberg. Im Begleitfahrzeug saß Klüpfels Kollegin Uschi Ferstl. Sie hatte sich vor allem um die logistischen Aufgaben und um die Mitnahme des Gepäcks gekümmert. "Man braucht schon ein großes Equipment für unsere Mitfahrer mit Behinderung", sagt sie. Der organisatorische Aufwand sei erheblich.
Ordentliche Motorradkleidung
Nicht alle Soziusfahrer können sich bei Freunden Klamotten und Helme ausleihen. Ferstl weiß deshalb den Sammeleinsatz der Biker aus Volkach um Peter Waldhäuser besonders zu schätzen. "Die Leute sollen künftig mit ordentlicher Motorradbekleidung mitfahren können", nennt Waldhäuser die Beweggründe für die spontane Sammelidee. Er steuerte bei der Zweitagestour selbst eine Maschine. Sein Fazit nach einer abschließenden Einkehr in einer Braustube in der Fränkischen Schweiz: "Der Ausflug war für mich ein sehr positives Erlebnis."
Auf Grund der tollen Erfahrungen ist es für ihn schon fast eine Selbstverständlichkeit, im kommenden Jahr an der nächsten gemeinsamen Aktion mit Menschen mit Behinderung teilzunehmen. Deren erlebte Freude sei für ihn die beste Bestätigung für das soziale Engagement.