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Aus für Schwarzacher Gewerbeverein


Autor: Peter Pfannes

Schwarzach am Main, Donnerstag, 04. April 2013

Am 6. Mai wird der Schwarzacher Gewerbeverein aufgelöst, weil keiner mehr Verantwortung übernehmen will. Der Verein hatte in der Gemeinde viel ausgerichtet.
Als hätten sie es gewusst: Als die Verantwortlichen um Maria Jattke und Barbara Leißing (bereits verstorben) vor sechs Jahren den Marktplatz für das 2. Marktfest ausmaßen, wies ein Umleitungsschild symbolisch den künftigen Weg für Schwarzachs Gewerbetreibende.Archivfoto: Peter Pfannes


Der Schwarzacher Gewerbeverein soll aufgelöst werden. Das "Aus" der Gemeinschaft der Selbstständigen war das traurige Ergebnis einer erneuten Mitgliederversammlung am Mittwochabend im Gasthaus "Anker" in Gerlachshausen.

Wie schon bei der ersten Versammlung vor einem Monat brachten die Anwesenden auch diesmal kein Vorstandsgremium zusammen. Die Auflösungsversammlung der Vereinigung soll nun am 6. Mai stattfinden. "Bei dem Treffen geht es dann nicht mehr um Neuwahlen, sondern ausschließlich um die Auflösung des Vereins", erläuterte der Pressebeauftragte des Gewerbevereins Thomas Ronge auf Anfrage. Um den Verein auch juristisch auflösen zu können, müssen bei der Versammlung im Mai mindestens 50 Prozent der 48 Mitglieder anwesend sein. Eine Dreiviertel-Mehrheit genügt dann, um die Vereinstätigkeit endgültig zu beenden.

Über die rechtlichen Folgen klärte Jurist Rupert Brimer die Anwesenden auf.

Das Vermögen des Gewerbevereins fällt bei dessen Auflösung der Gemeinde zu.

In der letzten Versammlung am 5. März hatte das bisherige Vorstandsteam um die Vorsitzende Maria Jattke erklärt, bei den anstehenden Neuwahlen nicht mehr für die Ämter zur ehrenamtlichen Verfügung zu stehen. Drei Namen für die Posten des 1. Vorsitzenden (Reinhold Möhling) und 2. Vorsitzenden (Hans Jürgen Högner) sowie des Kassiers (Claudius Feidel) wurden damals "gehandelt". Doch die Aufgabe des Schriftführers wollte niemand übernehmen. Und ohne einen schreibenden Vorstandskollegen wollten auch die anderen drei Kandidaten sich nicht wählen lassen. Bei der jetzigen Zusammenkunft wollte überhaupt keiner mehr Verantwortung an führender Stelle übernehmen.

Vorsitzende Maria Jattke bedauerte den Umstand, dass sich immer weniger Leute in den Dienst der Allgemeinheit stellen. "Es ist schon schade, dass in einer so großen Gemeinde wie Schwarzach nichts mehr zusammengeht." Beim Gewerbeverein hatte sich diese Entwicklung in den letzten Jahren abgezeichnet. "Es waren immer die gleichen Mitglieder, die sich bei den anstehenden Aktivitäten engagiert haben", plaudert die scheidende Vorsitzende aus dem Nähkästchen. "Wenn jeder Gewerbetreibende sein eigenes Süppchen kocht, dann geht halt gemeinsam nichts voran", sagt Jattke, schon ein bisschen traurig wegen des mangelnden Zusammengehörigkeitsgefühl in ihrem Ort. "Irgendwann ist dann einem selbst auch einmal alles zu viel."

Mit der Auflösung geht die Geschichte eines noch relativ jungen Vereins früh zu Ende. Am 29. September 1998 war der Gewerbeverein Schwarzach im Gasthaus "Zum Benediktiner" in Münsterschwarzach unter dem Motto "Zusammen sind wir stark" gegründet worden. Gründungsvorsitzende war Maria Jattke. "Unser Ziel war es, die heimische Wirtschaft zu stärken und unseren Heimatort aufzuwerten", so die langjährige Funktionärin. Nur kurzzeitig hatte sie das Amt des Vorsitzenden in andere Hände gelegt. "Müde und verschlissen" sei sie und deshalb nicht mehr willens, das Amt der Gewerbevereinschefin auszuüben.

Zu tun gab es in den vergangenen 15 Jahren reichlich. Organisiert wurden Gewerbeausstellungen, Ostermärkte, Adventsmärkte und Marktplatzfeste. Neu ins Leben gerufen wurden die Infotreffs, bei denen Themen behandelt wurden wie Änderungen im Kündigungsrecht, der Sozialversicherung und in der Altersversorgung. "Hierzu konnten immer kompetente Referenten gefunden werden", berichtet Jattke. In Zusammenarbeit mit der Verwaltung wurden die Internetseiten des Marktes Schwarzach auf den Weg gebracht. Eine Beteiligung an der Infotafel am Großparkplatz ermöglicht bis heute Werbung an einem optimalen Standort für alle Gewerbetreibende. Eine tolle Idee als wichtiger Bestandteil des Vereinslebens waren auch die Zunftgottesdienste, die allerdings seit geraumer Zeit aufgrund mangelnder Beteiligung "eingeschlafen" sind.

Jattke und ihr Vorstandsgremium haben in den vergangenen 15 Jahren gute Arbeit geleistet. Darüber waren sich die Anwesenden und Wahlleiter Rupert Brimer einig. Ein bisschen "frischer Wind" in der Führungsetage hätte dem Gewerbeverein gut getan und ihn erst einmal gerettet.