Druckartikel: Auf Stimmenfang

Auf Stimmenfang


Autor: Diana Fuchs

Kitzingen, Donnerstag, 09. Januar 2014

Um bei der Wahl antreten zu dürfen, brauchen Bayernpartei, ProKT und Oertel noch Unterschriften.
Starker Arm: Ernst Koziol und Helga Ring haben für Jens Oertel unterschrieben.


Die Zeit läuft. Wie bringt man die Leute ins Rathaus? Und vor allem: Wie bringt man sie dazu, für einen zu unterschreiben?

In drei Wochen - spätestens am 3. Februar - müssen sowohl die Bayernpartei als auch Pro Kitzingen und der parteilose Oberbürgermeister-Kandidat Jens Oertel je 190 Unterstützer vorweisen, die für sie im Kitzinger Rathaus ihr Autogramm abgegeben haben. Alle drei sind deshalb auf Stimmenfang - allerdings auf ganz unterschiedliche Weise.


Täglich Bauchladen umschnallen

An Uwe Hartmann von der Bayernpartei kommt derzeit quasi niemand vorbei. Zumindest nicht, wenn er die "Schnalle" zwischen Marktplatz und Marktturm passiert. Dort steht Hartmann seit dem 30. Dezember tagtäglich, manchmal mit seiner Frau oder anderen Mitstreitern, oft aber auch allein.

Er hat drei Wochen Urlaub genommen, um sich einen hellblauen Bauchladen umzuschnallen, den ein befreundeter Schreiner angefertigt hat. Allerdings verkauft Hartmann nichts, sondern er bringt kleine Süßigkeiten und andere Werbegeschenke der Bayernpartei unters Volk.

Er hält einen gesetzlich vorgeschriebenen Bannkreis rund ums Rathaus ein, zeigt aber dennoch deutlich auf die Eingangstür an der Kaiserstraße. Wer dort hineingeht und einen gültigen Reisepass oder Personalausweis zückt, der kann sogleich seine Unterschrift leisten.

Hartmanns Strategie scheint sich auszuzahlen: 100 Stimmen - also mehr als die Hälfte - verbucht die Bayernpartei bereits für die Stadtratswahl. ProKitzingen brachte es bis gestern auf gut 90 Unterschriften, Jens Oertel ("Initiative Kitzingen 2020") hat aktuell 30 gesammelt.

"Ich habe mich aber auch erst einen Tag lang aktiv um Unterschriften bemüht", stellt Oertel fest. Er will in den kommenden Tagen und Wochen verstärkt für sich werben, nicht nur in seinem Büro in der Oberen Kirchgasse, sondern auch bei Versammlungen, zu denen er in Kitzingen und in den Ortsteilen einlädt. "Ich bin guten Mutes, dass ich die 190 Stimmen bis Monatsende zusammenkriege."

Das gilt auch für ProKitzingen. "Es dauert lang, bis die Leute in Fahrt kommen. Jetzt läuft's aber schon ganz gut", stellt Franz Böhm fest. "Wir sprechen niemanden auf der Straße an, sondern mobilisieren über den Bekanntenkreis." Böhm ist optimistisch, die erforderliche Stimmenzahl zu erreichen. "Aber wir müssen schon schauen, dass der Zug, der jetzt angerollt ist, nicht wieder zum Stillstand kommt."

Dass der Stimmenfang kein Klacks ist - da sind sich Böhm, Hartmann und Oertel einig. Vor allem Hartmann mit seinem Bauchladen bekommt so einiges zu hören. "Was wollt Ihr denn auch noch im Stadtrat? Wir haben dort schon mehr als genug Gruppen, die sich nicht einigen können" - Aussagen wie diese, die gestern eine Passantin tätigte, gehören zur freundlichen Sorte. "Manche Leute maulen richtig rum. Die politische Unzufriedenheit ist sehr groß", sagt Hartmann. Ein Politikwechsel sei schon allein deshalb fällig.

Die Bayernpartei möchte nicht nur in der Stadtpolitik, sondern auch im Kreistag mitmischen. Dafür braucht sie allerdings 340 Unterschriften - die Zahl der nötigen Autogramme richtet sich nach der Zahl der Wahlberechtigten. "120 haben wir aktuell."




Es bleibt spannend

Wahlleiter Jörg Engelbrecht und sein Team des Einwohnermeldeamtes Kitzingen haben derzeit besonders viel zu tun. Nach zwei Eintragungswochen stellt Engelbrecht fest: "Wir haben viel mehr Publikumsverkehr als sonst. Diesmal herrscht ein ganz anderer Zuspruch als vor sechs Jahren."

Theoretisch könnte die Arbeit für Engelbrechts Mannschaft sich sogar noch mehren, denn bis zum 23. Januar läuft noch die Zeit, in der Wahlvorschläge einreicht werden können. Dass noch ein zusätzlicher Bewerber kommt, ist aber sehr unwahrscheinlich; die einzige derzeit aktive Stadtratsgruppierung, die UKB (Unabhängige Kitzinger Bürger), hat bereits ihren Verzicht erklärt.




Fakten zur Wahl

Wahl:
Am Sonntag, 16. März, werden in Kitzingen 30 Stadtratsmitglieder und der berufsmäßige Oberbürgermeister (OB) gewählt.

Auswahl: Sechs OB-Kandidaten stehen schon fest (Siegfried Müller UsW, Stefan Güntner CSU, Astrid Glos SPD, Uwe Pfeiffle FBW-FW, Klaus Christof KIK und Jens Pauluhn ödp), der parteilose siebte - Jens Oertel - muss erst 190 Unterstützerstimmen sammeln. Das Gleiche gilt für die Bayernpartei und den Verein ProKitzingen, die zwar keine OB-Kandidaten stellen, aber gerne im Stadtrat mitentscheiden möchten.

Frist-Ende: Am Montag, 3. Februar, endet die Eintragungsfrist. Um 12 Uhr entscheidet der Wahlausschuss, wer zur Wahl zugelassen wird. ldk