Auf Rollen über die Weininsel
Autor: Justus Neidlein
Nordheim vor der Rhön, Freitag, 15. Sept. 2017
Auf der Weininsel gedeiht ein besonderes soziales Projekt. Eine Gruppe junger Menschen hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Skateboarding in Mainfranken zu fördern.
Dumpf schallt das Klacken von Plastikrollen auf Holz über die Mainwiesen im spätsommerlichen Nordheim (Lkr. Kitzingen). Es ist Sonntag. Und Sonntag ist hier Skate-Tag. Während vor den Winzerhöfen Weintouristen ihre Fahrräder parken, schnappt sich der neunjährige Lukas Ziegler in einer Scheune am Mainufer sein Skateboard und wirft sich in die Rampe. Er rollt vor, zurück, kontrolliert sein Brett in der Schräge gekonnt für jemanden, der erst vergleichsweise kurz Skateboard fährt.
Lukas kommt aus dem knapp 70 Kilometer entfernten Bad Bocklet, verbringt aber seit fast einem Jahr viele Sonntagnachmittage auf der Weininsel – weil er Skateboard fahren möchte und hier neue Freunde gefunden hat. „Das ist natürlich schon mit Aufwand verbunden“, sagt seine Mutter. „Aber das hier ist einzigartig, die hängen sich hier einfach voll rein, denen ist nichts zu viel.“ Mit „denen“ meint sie eine Gruppe von jungen Menschen aus dem Nordheimer Umkreis.
Das „Skate'n'Rock“ ist fest verwurzelt
Seit neun Jahren veranstaltet die Gruppe in Nordheim das „Skate'n'Rock-ConFest“ – eine Mischung aus Skateboard-Contest, Familienfest und Musikfestival. Die Veranstaltung hat sich mittlerweile zur festen Institution in der Region entwickelt. Für das „ConFest“ bauen die Skater Jahr für Jahr neue Rampen. Und im vergangenen Winter haben sie kurzerhand eine ehemalige Winzerscheune unweit des Skateparks übernommen und in Eigenregie in eine Skatehalle umgewandelt, um auch unabhängig vom Wetter auf dem Brett stehen zu können.
Und dann ist da eben der offene Skate-Treff, an dem Lukas teilnimmt: Seit gut einem Jahr findet der Skate-Treff in regelmäßigen Abständen – mittlerweile wöchentlich – für Anfänger und Fortgeschrittene statt. Die Resonanz kann sich sehen lassen: „Es sind eigentlich immer mindestens zehn Kinder da“, sagt Hubi Dötsch, einer der Initiatoren. „Letzte Woche waren es sogar fast 40“, fügt er hinzu und lehnt sich nicht ohne Stolz in seinem Klappstuhl nach vorne.
„Das Ganze ist aus einem integrativen Skateprojekt entstanden“, erklärt Dötsch. Die Gruppe wollte im vergangenen Jahr einen Beitrag zur Integration leisten und Kindern und Jugendlichen – egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund – ein weiteres Sportangebot bieten. Natürlich würden hier etwa auch Fußballvereine viel leisten, sagt er. „Es hat aber nicht jeder Lust auf Fußball.“ Die meisten Kinder kämen direkt aus der Region. Aber es würden auch immer mehr – wie Lukas – von weiter weg kommen.
Diashows:
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Beim Skaten lernt man Selbstvertrauen
Skateboarding gilt gemeinhin als eher urbaner Sport. Typischerweise vermutet man einen Skater eher auf Großstadtasphalt als im ländlichen Mainfranken zwischen Mainfähre und Weinbergstraktor. Dass das aber nicht mehr als ein Klischee ist, wird in Nordheim schnell klar.
„Das ist eine sehr kreative Sportart“, erklärt Dötsch. „Skaten hilft einem, sich selbst zu verwirklichen und man lernt Selbstvertrauen.“ Das kann Carolin Düll bestätigen. Sie steht selbst erst seit knapp einem Jahr auf dem Skateboard, hat sich aber schnell im Skate?n?Rock-Team engagiert und geholfen, die Halle umzubauen. Jetzt bietet sie Hilfestellung für skateinteressierte Mädchen und Jungen beim Skate-Treff.


