Druckartikel: Auf den Spuren der alten Römer in Marktbreit

Auf den Spuren der alten Römer in Marktbreit


Autor: Sabine Paulus

Marktbreit, Donnerstag, 04. April 2013

Auf welchem Weg sind die Soldaten des Kaisers Augustus in ihr Lager gelangt? Archäologische Untersuchungen in Marktbreit sollen hierüber Aufschluss geben.
Rekonstruktion des Römerlagers auf dem Kapellenberg in Marktbreit. Repro: G. Bauer


Schon vor über 2000 Jahren war in Marktbreit viel los. Römische Legionäre hatten um Christi Geburt auf dem Kapellenberg ein Lager errichtet, 38 Hektar groß, das immer wieder versorgt werden musste. Das geschah per Schiff auf dem Main. Der Weg vom Fluss zum Römerlager mit zwei Legionen und insgesamt 12 000 Soldaten führte wahrscheinlich über die heutige Bachgasse und die Kapellensteige.

Nach der berühmten Varusschlacht im Teutoburger Wald, die den Römern eine verheerende Niederlage einbrachte, wurde das Marktbreiter Lager auf Befehl von Kaiser Augustus aufgegeben - so wie alle rechtsrheinische Gebiete des römischen Imperiums. Die Sensation, Spuren dieses Lagers, war erst 1985 durch Luftbilder und so genannte Magnetometer-Untersuchungen entdeckt worden.



Die Ausgrabungen in den Folgejahren erbrachten dann die gesicherte Erkenntnis, dass in der Augusteischen Epoche zwei römische Legionen in Marktbreit stationiert waren.

Historisch ist Marktbreit ein äußerst interessanter Ort. Als die Stadt beschloss, die Bachgasse umzugestalten und zu sanieren, redete das Landesamt für Denkmalpflege ein Wort mit. Dessen Sorge ist bei kommunalen Bau- und Erschließungsprojekten, dass durch bauliche Veränderungen archäologische Denkmäler zerstört werden können.

Laut Denkmalschutzgesetz müssen diese Zeugnisse der Vergangenheit vor Baubeginn fachmännisch freigelegt und dokumentiert werden.

Dies übernimmt in Marktbreit das Büro für Ausgrabungen und Dokumentationen Heyse in Schwarzach. Der Boden soll an drei Stellen archäologisch untersucht werden: vor dem Maintor, in der Bachgasse vor dem Museum Malerwinkelhaus und in der Kapellensteige vor dem ehemaligen Brauhaus. "Erneuerung und Umbau der Bachgasse können erst erfolgen, wenn die archäologischen Sondierungen abgeschlossen sind", sagt Reinhard Krußig vom für den Tiefbau beauftragten Ingenieurbüro Horn.

Das Büro hat einen Bauplan mit den einzelnen Maßnahmen ausgearbeitet. Änderungen können sich laut Krußig dann ergeben, wenn die Archäologen auf etwas Erhaltenswertes und Wertvolles im Erdreich stoßen sollten. "Aufgrund der Sondierungen ergeben sich die weiteren Schritte; wir müssen ja wissen, worauf wir beim Bau achten müssen", sagt Krußig.

Am Montag, 8. April, werden mit Hilfe eines Minibaggers und durch vorsichtige Handarbeit Pflaster und Straßendecke an den drei genannten Stellen geöffnet und drei Gräben angelegt, in die der Archäologe Marcus Jae einen genauen Blick werfen wird.

Für die Verkehrsteilnehmer in Marktbreit bedeutet das, dass sie bis zum 19. April mit Teil-Sperrungen auf dem Weg in die Altstadt und auf den Kapellenberg rechnen müssen.

Jae, dessen Spezialgebiet die Provinzialrömische Archäologie ist, vermutet, dass in den Schürfen möglicherweise Reste von Römerstraßen oder -wegen gefunden werden könnten. "Man darf sich da aber keine prächtigen Pflaster wie in Pompeji vorstellen. Ein möglicher Fund wäre wohl ein geschotterter Weg, der in der Mitte etwas gewölbt ist und Gräben an den Seiten hat", sagt der Experte. Im Grenzbereich des römischen Imperiums seien die Straßen nicht so aufwändig gebaut worden. Marktbreit war ein Außenposten. Dass Stücke von Gefäßen oder Bestandteile der Ausrüstung gefunden werden, wäre Jaes Meinung nach Zufall.

Betreut wird die Voruntersuchung vom Landesamt für Denkmalpflege, speziell von Dr. Michael Hoppe, Referat für Bodendenkmäler in Unterfranken. Das Landesamt gab als Träger öffentlicher Belange seine Stellungnahme ab. Weil die Römer von der Topografie her eigentlich nur den weniger steilen Hang hinauf ins Lager nehmen konnten, ordnete das Landesamt hier die Sicherungsgrabung an. Etwaige Funde meldet Marcus Jae der Stadt Marktbreit und Michael Hoppe. "Wir wollen eben wissen, ob durch die Straßenumgestaltung in Bodendenkmäler eingegriffen werden könnte", sagt Hoppe. Im Normalfall könne nach der Dokumentation der archäologischen Spuren ein Bauprojekt fortgesetzt werden.