Anklage zu Mordversuch im Schlosspark

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Archivbild: Aufregung im Wiesentheider Schlosspark: Dort wurde Anfang Januar eine 22-Jährige Frau aus Wiesentheid mit Schnittverletzungen von einer Spaziergängerin gefunden.
Andreas Stöckinger

Vor kurzem noch auf der Schulbank, bald auf der Anklagebank: Wegen Mordversuchs an einer jungen Frau im Schlosspark Wiesentheid sollen zwei junge Kitzinger vor Gericht.

Vor kurzem drückten sie noch die Schulbank, demnächst aber die Anklagebank wegen versuchten Mordes: Die heimtückische Attacke auf eine junge Frau im Schlosspark Wiesentheid bringt zwei junge Kitzinger vor Gericht.

Die beiden Tatverdächtigen wirken wie harmlose Teenager. Und doch sollen sie wie drittklassige Gangster versucht haben, die 22-jährge Ex-Freundin des einen umzubringen: geplant, heimtückisch, brutal, nachdem die ahnungslose junge Frau des Nachts in den Schlosspark von Wiesentheid (Lkr. Kitzingen) gelockt worden war. Die Staatsanwaltschaft werde voraussichtlich im Juli Anklage wegen versuchten Mordes gegen die beiden erheben, sagte am Freitag Pressesprecher Thorsten Seebach auf Anfrage.

Unterschiedliche Versionen der Tat

Die Ermittler können sich bereits seit längerem nicht nur auf Indizien wie die Tatwaffe stützen, die bei einem der Festgenommenen gefunden worden war. Die zwei jungen Männer haben (teils voneinander abweichende) Versionen der Tat angegeben. Komplett wurde die Ermittlung aber erst kürzlich: Da hatte sich der Zustand des schwer verletzten Opfers nach sechs Monaten so weit gebessert, dass es richterlich vernommen werden konnte.

Über den Inhalt der Aussage werden erst vor Gericht Angaben gemacht. Nun erstellt der Staatsanwalt die Anklage. Das Gericht prüft dann, ob es auf dieser Basis zu einer Verhandlung kommt – woran im vorliegenden Fall kaum Zweifel bestehen dürften. Mit einem Prozess dürfte dann im Spätherbst zu rechnen sein.

Der Fall vom 5. Januar hatte weit über den Raum Kitzingen für Entsetzen gesorgt. Beim Ausführen seines Hundes entdeckte ein Spaziergänger die 22-Jährige, die seit der Nacht blutend im Schlosspark lag. Sie wurde notversorgt, kämpfte tagelang im doppelten Wortsinn um ihr Leben: Zum einen mühten sich Mediziner (letztlich erfolgreich) um sie. Zum andern wachten Polizisten in der Klinik tagelang schützend vor ihrer Tür, um zu verhindern, dass ein zweiter Anschlag auf ihr Leben versucht würde.

Es war offenbar eine Beziehungstat

Die Mordermittler der Würzburger Kripo brauchten nur wenige Tage, um den Fall zu klären und die zwei Tatverdächtigen zu fassen. Die in der Nähe lebenden Flüchtlinge – die vom Volksmund rasch damit in Zusammenhang gebracht wurden – hatten nichts damit zu tun, wie sich schnell zeigte. Es war offenbar eine Beziehungstat.

Ein 19-jähriger Ex-Freund der jungen Frau aus Kitzingen gilt als treibende Kraft des mutmaßlichen Mordversuchs. Er soll zunächst einen Killer gesucht haben, der für ihn die Frau töten sollte, die sich von ihm abgewandt haben soll. Er sei verzweifelt gewesen, als die 22-Jährige nichts mehr von ihm wissen wollte. Er habe getrunken, einen Job verloren. Dann soll er bei Nacht zur Mordwaffe gegriffen haben. "Mein Mandant hat gestanden", sagt sein Verteidiger Jan Paulsen. "Man wird sehen, wie sich das auf ein Urteil auswirkt."

Folgen für die niedergestochene Frau sind gravierend

Der 18-jährige mutmaßliche Komplize will nicht gewusst haben, was sein Freund vorhatte, sagt Verteidiger Hanjo Schrepfer. Doch der 19-Jährige hat ihn in der Vernehmung schwer belastet. Überdies soll bei ihm die Mordwaffe gefunden worden sein.

Bitter sind die Folgen für die niedergestochene junge Frau. Sie leidet drei Monate später noch immer an den Auswirkungen der brutalen Attacke auf Kopf, Hals und Rücken - körperlich wie seelisch. Möglicherweise sind es bleibende Schäden, fürchten Menschen aus ihrem Umfeld.

Nach der Tat waren durch das Geständnis des 19-Jährigen Gerüchte über einen dritten Tatbeteiligten aufgekommen. "Es gibt keinen dritten Mann, der da ernsthaft beteiligt war", sagte Oberstaatsanwalt Raufeisen damals. Aber ein junger Mann sagt: Er sei von einem der Tatverdächtigen gefragt worden, ob er den Killer machen würde. Aber er weigerte sich zu töten. Darüber wird er wohl als Zeuge vor Gericht Auskunft geben müssen.

Bis dahin werden noch Monate vergehen, in denen die jungen verdächtigen in ihren Zellen in Untersuchungshaft sitzen. Der 19jährige soll in Untersuchungshaft den Verdacht erregt haben, er plane einen Fluchtversuch. Er wurde von der JVA Aschaffenburg nach Ebrach verlegt, bestätigt die Justiz - ohne Gründe zu nennen.