Anja Weisgerber: Ein Füllhorn an Fakten
Autor: Josef Schäfer
Schwebheim, Freitag, 15. Sept. 2017
Die Fußstapfen waren groß, als Anja Weisgerber (CSU) 2013 das Direktmandat für den Bundestag von Michael Glos übernommen hat. Am 24. September will sie es verteidigen.
Es ist bei Anja Weisgerber so, als müsste man nur auf einen Knopf drücken, um eine Flutwelle an Informationen auslösen zu können. Spricht man sie auf ein politisches Thema an, hat sie die Fakten parat. Und die Details. Und Nebenaspekte. Und Bezüge zu einem verwandten Thema. Und in welchem Stadium des parlamentarischen Prozesses es gerade steckt.
Die CSU-Bundestagsabgeordnete aus Schwebheim (Lkr. Schweinfurt) gleicht einem Füllhorn an politischem Input, das sie als Output sprudeln lässt. Kritiker würden sagen: Sie kommt schwer auf den Punkt.
Feuertaufe in Brüssel
Das hat auch mit ihrem Werdegang zu tun. Das ehemalige Tennistalent studiert nach dem Abitur Jura, sattelt mit 25 den Doktortitel obendrauf, gastiert in einer renommierten Münchner Anwaltskanzlei. Wissensverarbeitung im Schnelldurchgang ist sie gewohnt. Parallel arbeitet Weisgerber an ihrer politischen Karriere. Auf kommunaler Ebene und in der CSU. Mit nur 28 Jahren findet sich sie im komplizierten Brüsseler Europa-Betrieb wieder. Als sie das Parlament in Richtung Berlin verlässt, hat Anja Weisgerber viel gelernt.
Ein Sonntagmorgen im Pfarrheim von Grafenrheinfeld. Weißwürste für die Parteimitglieder – an ihrem Hochzeitstag. Hier ist Weisgerbers Wissen gefragt. Die 50 Leute erwarten die CSU-Rhetorik und -Themen. Und Weisgerber liefert. „Am 24. September ist eine Richtungswahl: bürgerliche Mehrheit oder Linksbündnis.“ Also Verlässlichkeit gegen die Linke Sarah Wagenknecht als Finanzministerin („Da kann man die Kasse gleich den Kommunisten geben.“) und den Grünen Anton Hofreiter als Erfinder „zweiröhriger Krötentunnel“.
Bunte Themenpalette
Solche verbalen Spitzen setzt Weisgeber eher selten, sondern verlässt sich auf den klassische CSU-Forderungskatalog: Erbschaftsteuer und Mittelstand, der dritte Mütterpunkt bei der Rente, ein Mehr an Kindergeld und Sicherheit („Wir brauchen einen starken Staat.“), Stärkung der traditionellen Familie. Die drei Kernpunkte der Asylpolitik zählt sie auch auf: Humanität (Fluchtursachen bekämpfen), Integration („Fördern und fordern“) und Begrenzung. Noch vor dem Applaus vergisst sie nicht, was die Menschen vor Ort von ihrer Arbeit haben: vom Ausbau der B 286 bis zur SuedLink-Trasse.
Verlässilichkeit und Hartnäckigkeit
Anja Weisgerber aber auf ihr Wissen, ihre Emsigkeit und ihren Fleiß zu reduzieren, würde ihr nicht gerecht. Sie gilt bei vielen als eine, die sich kümmert. Ein Unternehmer drückt es beim Weißwurstfrühstück so aus: Weisgerber meldet sich meist am Tag darauf, sollte sie einmal eine Frage nicht beantworten können. „Sie ist nervig“, formuliert Bezirksrat Stefan Funk: „Sie weiß, wie ich das meine.“ Soll heißen: Sie ist keine, die aufgibt, sondern nachbohrt und die Information aufstöbert, die sie braucht. So ähnlich wie beim Tennis. Trotz eines Matchballs gegen sich, kann man das Spiel immer noch drehen.
Empathie ist in der Politik wichtig. Bei Anja Weisgerber ist sie zu spüren bei ihrer jährlichen Wanderung, die sie von Vorgänger Michael Glos quasi zusammen mit seinem Direktmandat geerbt hat. Anhänger und Menschen, die etwas auf den Herzen haben, laufen mit. Zu Dutzenden. Gerade auf diejenigen, die sie nicht kennt, geht Anja Weisgerber direkt zu, nimmt Stimmungen und Strömungen auf, fragt nach den Problemen. Und sagt zu, sich zu melden.