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Anhalten, antworten, anfahren


Autor: Ralf Dieter

Kitzingen, Donnerstag, 26. Sept. 2013

Autofahrer rund um Kitzingen wurden in den letzten zwei Tagen zu ihrem Verkehrsverhalten befragt.
Philipp Legath studiert die Karte der Orte, an denen Autofahrer befragt werden.


Ein bisschen mulmig wird es einem schon, wenn die rote Kelle am Straßenrand aufleuchtet und der Polizist eindeutig signalisiert: Anhalten! Doch die Autofahrer mussten sich am Mittwoch und Donnerstag keine Sorgen machen. An den Ausfallstraßen rund um Kitzingen ging es nicht um Trunkenheit am Steuer oder eine Führerscheinkontrolle, sondern um ganz andere und sehr einfache Fragen.
Die Autobahndirektion Südbayern hat ein Mammutprojekt laufen. Im gesamten Freistaat werden Autofahrer nach ihrem Verkehrsverhalten befragt. "Wir wollen bayernweit ein einheitliches Verkehrsmodell erstellen", erklärt Pressesprecher Josef Seebacher. Gerade an den Grenzen der Regierungsbezirke und des Bundeslandes waren die bislang erhobenen Daten zu ungenau. Also werden die Verkehrsströme im gesamten Freistaat analysiert.
An diesem Mittwoch- und Donnerstagnachmittag war der Großraum Kitzingen dran. Überwiegend Schüler übernahmen die Befragung.

Mit Klemmbrett und roter Warnweste näherten sie sich den Verkehrsteilnehmern. Ihre Fragen waren ganz simpel: Wo kommen Sie her? Wo wollen Sie hin? Was ist der Grund für genau diese Fahrt? Die Schüler notierten außerdem die Fahrzeugart - also Pkw, Lkw oder Motorrad. Und schon waren die Verkehrsteilnehmer wieder entlassen.
"Wir notieren keine Nummernschilder oder irgendwelche persönlichen Dinge", versichert Seebacher. "Es geht lediglich um die Verkehrsströme." Und die sind für die weitere Verkehrsplanung sehr wichtig. Ein Beispiel: Wird an einer bestimmten Strecke fast nur Durchgangsverkehr festgestellt, dann ist dieser Verkehr leichter auf eine Umgehungsstraße zu verlagern als reiner Einkaufs- oder Pendlerverkehr. "Deshalb auch die Frage nach dem Start- und Zielpunkt der Fahrt", so Seebacher.
Philipp Legath ist der Oberaufseher für die Befragungen, Thomas Nickoleit der Teamleiter. Jeweils fünf Schüler übernehmen die Befragung, Polizisten sichern den Verkehr. Insgesamt acht Zufahrtsstraßen rund um Kitzingen werden so abgedeckt, vier an jedem Tag.
"Mitte Mai hat die Arbeit in Südbayern angefangen", berichtet Legath. "Bis Ende Oktober ist der Freistaat von Südosten nach Nordwesten abgearbeitet."
Alle Daten werden dann in die EDV eingegeben und ein Verkehrsmodell für ganz Bayern erstellt. "Da fließen natürlich auch die bestehenden Gutachten vor Ort mit ein", versichert Pressesprecher Seebacher. Und kommende Gutachten können auf diesem Modell aufsetzen.
Angekündigt wurden die Befragungen ganz bewusst nicht. "Sonst wären manche Autofahrer ja ausgewichen und wir hätten verfälschte Daten", sagt Seebacher. Wer jetzt Bekannte in der Nähe von Lohr hat, sollte deshalb auch nicht verraten, dass die Befragungen dort weitergehen. Soll es den Autofahrern im Spessart doch auch ein wenig mulmig ums Herz werden.