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An Bord des lustigen Abi-Fliegers


Autor: Peter Pfannes

Münsterschwarzach am Main, Donnerstag, 14. März 2013

Kurz vor dem Abitur-Stress noch einen richtig guten Theater-Klamauk mit viel Musik organisieren? Die Schüler des EGM zeigen, dass das geht.
Einen Flieger mit musizierenden Fluggästen sicher um den Globus zu lenken, ist für die beiden Flugkapitäne Leon Häberlein und Moritz Miller kein einfaches Unterfangen.  Fotos: Pfannes


Mitten im Klausuren-Finale und Lernstress für ihre Abi-Prüfung haben sich die Zwölftklässler des Egbert-Gymnasiums Münsterschwarzach (EGM) eine kleine Auszeit genommen. Gespickt mit reichlich schwarzem Humor und viel Musik verabschiedeten sie sich am Mittwochabend schon einmal vom schulischen Alltag.

Dass das Abschlusskonzert der 12. Jahrgangsstufe in der Aula ein echter Hit wurde, dafür hatten Eva Ströhlein und ihre Schulkameraden bestens gesorgt. Die 18-jährige Astheimerin spielt leidenschaftlich gerne Musik und sie ist ein lustiger Typ. Pfiffig packten sie und ihre Mitstreiter Musiker, Instrumente und Kabarettisten in einen überdimensionalen Flieger, der mehr als 200 Passagiere mit auf eine kurzweilige Reise zu den verschiedensten Kontinenten unserer Erde nahm.

"Es macht einfach Spaß, gemeinsam zu musizieren", nennt Eva Ströhlein ihre Beweggründe für die zeitaufwändige Konzertarbeit auf ihrer schulischen Zielgerade.

Wo sind die Schwimmwesten?

"Willkommen an Bord", sagt die hübsche Chantal beim Boarding. Chantal heißt eigentlich Maximilian Zang. Der aus Nordheim stammende Schüler hat sich extra für das Abi-Konzert in Frauenkleider gestürzt und begrüßt jeden einzelnen Fluggast per unwiderstehlichem Augenaufschlag. Während die beiden Flugkapitäne Leon Häberlein und Moritz Miller den Jumbo-Jet sicher in die Lüfte bringen, erklärt Chantal an Bord die Sicherheitsvorschriften. "Die Schwimmwesten befinden sich unter Ihren Sitzen", klärt die Stewardess auf. Nicht wenige Theaterbesucher führen eine Hand unter ihre Sitzgelegenheit - ohne Erfolg. Natürlich sind dort keine Schwimmhilfen positioniert.

Sollte der Flieger abstürzen, dann ist für mindestens zwei Stunden lang ausdauerndes Schwimmen angesagt. Weil in der First-Class noch ein Platz frei ist, bekommt ein Fahrgast aus der Economy-Class das entsprechende Upgrade gratis.

Kein Upgrade für Scheller

Schulleiter Robert Scheller eignet sich nach Chantals scherzender Meinung nicht dazu, da sein aktuelles Outfit nicht in die Oberklasse passt. Der übervolle Saal brüllt. Stattdessen wählt die hübsche Flugbegleiterin einen bärtigen Mann aus der Menschenmasse aus. Das auf dessen Rücken postierte Maschinengewehr scheinen die Kontrolleure nicht zu bemerken. Trotz Waffengewalt kann der mutmaßliche Terrorist nicht verhindern, dass die Musik das Flugzeug mehr und mehr in ihren Besitz nimmt.

Mit Begeisterung singen die im Saal verteilten Gesangsduos "We are the world". An seinem Schlagzeug gibt Kilian Wagner den Takt an, während der Ouvertüre-Chor Oberstufenkoordinator Peter Vogl ein heiteres Abschiedslied singt. "Leider kannst Du uns nicht begleiten, weil Du hier bleiben musst", bedauern die angehenden Abiturienten, und der 19-jährige Drummer aus Sulzheim zeigt, dass er Rhythmus im Blut hat. Seit zehn Jahren spielt er im heimischen Musikverein. Rockigere Klänge schlägt er in seiner Band " Sunbursts" an. Im Gymnasium hat er weitere Musikrichtungen erfahren dürfen. "In der Big-Band habe ich Jazz und Swing kennen gelernt und so mein Spektrum erweitern können", blickt Kilian auf die zurückliegende Schulzeit zurück. Er hat es nie bedauert, aufs EGM zu gehen, denn "dort wird außerschulisch sehr viel geboten".

Das soziale Miteinander und die gelebte Menschlichkeit haben nach ihren eigenen Angaben sowohl Kilian als auch Eva Ströhlein geprägt. Die Vorbereitungen auf das Konzert haben beiden einiges an Engagement und Durchhaltevermögen abverlangt. "Bei dem Stress kurz vor dem Abitur war es nicht einfach, die Leute immer zu motivieren", erzählt Eva von weniger gut besuchten Proben.

Bei der Generalprobe wenige Stunden vor der Aufführung seien aber "alle Mann an Bord" gewesen. Geklappt hat dabei nicht alles. "Aber das muss bei einer Generalprobe so sein."

Mehrere Lieder hat die passionierte Klarinettistin, die auch das Fagott beherrscht, mit Chor und Orchester einstudiert. Einen Dirigenten an Bord der Maschine gibt es nicht. "Wir machen das alles in Eigenregie", schildert Eva.

Zwänge gab es im Vorfeld nicht. "Wer mitmachen wollte, durfte mit einsteigen", so die Organisatorin. "Die Proben waren schon anstrengend, aber es haben alle gut mitgemacht", zieht sie eine positive Bilanz. Der riesige Applaus des begeisterten Auditoriums ist ihr verdienter Lohn. Motivation für Eva war einerseits die Fortführung einer Tradition sowie die Möglichkeit, Spenden für den bevorstehenden Abi-Ball zu erhalten. "Außerdem macht es mir halt einfach viel Spaß."

Schöne Erinnerungen

Wenn sie ihre Schulzeit Revue passieren lässt, dann erinnert sie sich gerne an die jüngsten Musicals, die sie zusammen mit ihren Schulkameraden aufführte. "Wir hatten dabei immer einen super Zusammenhalt", erzählt sie.

Als prima Team erweisen sich auch die musizierenden Passagiere und ihre Flugbegleiter auf dem Trip rund um den Globus. Eine filmreife Bruchlandung auf dem Flughafen Berlin-Brandenburg kann trotz Autopilot nicht verhindert werden. Auf Mülltonnen, Gläsern und Einkaufswägen bringen Kilian und seine Percussionfreunde die Hinterhof-Atmosphäre in der Hauptstadt den Gästen näher. Eva Ströhlein und ihre Freunde bleiben beim Absturz unverletzt. Ihre geplante Ausbildung zur Bankkauffrau nach dem Abitur scheint also nicht in Gefahr. Nach all der Gaudi heißt es in den kommenden Wochen aber erst einmal wieder Pauken, Pauken, Pauken.