Alter Landweizen neu entdeckt: Brot für die Nachwelt
Autor: Frank Weichhan
Gnodstadt, Freitag, 17. Mai 2019
Mit "Grells unterfränkischem Landweizen" kehrt eine alte Sorte in die angestammte Heimat zurück - und könnte sogar dem Klimawandel trotzen.
Wer etwas über Leidenschaft erfahren will, ist bei Hans Gebert in Gnodstadt genau richtig. Da ist zum Beispiel die Back-Leidenschaft. Die währt immerhin schon seit 130 Jahren und wird nunmehr in der fünften Generation ausgelebt. Generation Nummer sechs steht mit dem 24-jährigen Valentin bereits in den Startlöchern.
Dann ist da die Leidenschaft für Bio-Produkte. Darauf setzt der Bäcker seit Mitte der 1970er Jahre. Praktischerweise gehört zu der Bäckerei in Gnodstadt auch eine Landwirtschaft. Was dafür sorgt, dass man Bio-Produkte gleich vor Ort selber anbauen kann.
Genau diese Konstellation ist es, die neben kurzen Wegen dafür sorgt, dass gerade ein spannendes Experiment in dem Marktbreiter Ortsteil läuft: Der Bäcker testet alte Getreidesorten auf Herz und Nieren. Die Sorten waren früher in Franken heimisch, gerieten dann aber in Vergessenheit oder mussten dem massentauglichen Einerlei weichen.
Diese Art Leidenschaft kennt man auch in Mainstockheim bei Barbara und Martin Keller. Das Ehepaar hütet dort mit dem Projekt "open house - Projektwerkstatt für nachhaltige Lebensentwürfe" ebenfalls altes Saatgut, nach dem sich lange Zeit keiner mehr umgedreht hat. Die Kellers drehen sich um, probieren im Garten selber aus und hüten ihre Schätze in einer Art Saatgut-Arche-Noah.
Erste Backversuche
Was lange Jahre kaum Beachtung fand, ist derzeit im Kommen, wie die Kellers betonen: "Alte Sorten sind wieder sehr beliebt und finden bei Hobbygärtnern und Verbrauchern großen Anklang." Bei Getreide, so hat das Paar beobachtet, gibt es inzwischen auch öfter Emmer und Dinkel im Angebot. Aber: die alten Weizensorten sind praktisch verschwunden.
Ein Verlust, den die Mainstockheimer nicht hinnehmen. Schon deshalb nicht, weil viele alte Sorten oft besser verträglich sind als moderne. Und: Die Oldies haben gerne auch Inhaltsstoffe. Eigene Backversuch bestärkten die Kellers: Alte Weizensorten sind geschmacklich einfach überzeugender. Und was so lecker ist, muss dem Vergessen entrissen werden.
Feldversuch in Gnodstadt
Vor etwa vier Jahren fiel Barbara und Martin Keller eine besonders tolle alte Sorte in die Hände: Ein alter Franke stach ihnen in der Genbank Gatersleben in Sachsen-Anhalt ins Auge. "Grells unterfränkischer Landweizen" fand den Weg in den Garten der Kellers. Aus dem kleinen Gartentest sollte möglichst schnell ein großer Feldversuch werden – und damit kamen die Geberts in Gnodstadt ins Spiel. Schon deshalb, weil der Demeter-Bäcker einen etwas anderen Blick auf die Dinge hat.