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Alltagsheldin: "Unser Team wird auch die zweite Welle durchstehen"


Autor: Hanns Strecker

Volkach, Montag, 16. November 2020

Wie ist es den Helden des Alltags ergangen, die wir zu Beginn der Pandemie besucht haben? Simone Wilde von der Riemenschneider-Apotheke in Volkach ärgert sich über Unvernunft.
Alles hat seine Ordnung: Simone Wilde ist im Apothekenbetrieb für die Organisation und Beschaffung der Medikamente zuständig.


Simone Wilde, pharmazeutisch-technische Assistentin (PTA) in der Volkacher Riemenschneider-Apotheke, wurde es nach dem Frühjahr nicht langweilig: "Das Apotheken-Team wurde immer wieder vor neuen Herausforderungen gestellt", sagt Wilde. "Nach der permanenten und teilweise nervenaufreibenden Suche zu Gesichtsmasken und Desinfektionsmittel geht es jetzt um die Beschaffung von  Impfstoffen gegen Influenza und Pneumokokken. Auch dafür gibt es kaum mehr Vorräte."

Die Kunden seien stark verunsichert. Zu Beginn der "Ersten Welle" im Frühjahr seien ja alle Regeln eingehalten worden, so Wildes Beobachtung: Masken, Abstand, Desinfektion und Zurückhaltung bei Veranstaltungen. Im Sommer und Herbst habe man gemerkt: alles wieder vergessen. Die Leute seien leichtsinnig geworden, sagt die Apotheken-Mitarbeiterin. Treffen, Feiern, ohne Rücksicht - "die 'Zweite Welle' war eigentlich vorauszusehen", meint Simone Wilde ernst. Und fügt an: "Die jetzigen gesellschaftlichen Debatten um Corona gehen mir auf den Geist. Viele wollen sich in den Vordergrund stellen und im Endeffekt weiß doch keiner, was da noch auf uns zukommt."

Besonders ärgerte sich die PTA zuletzt über eine Fernsehsendung, in der von "untauglichen Gesichtsmasken" gesprochen worden sei. "Das hat Öl ins Feuer der Maskenverweigerer geschüttet!" Wilde spricht von "Panikmache" und wiederholt warnend: "Ich schätze diese Infektionskrankheit als sehr gefährlich ein, weil man einfach viel zu wenig darüber weiß."

Mutlos aber zeigt sie sich nicht: "Unser Team hat in der ersten Welle voll zusammengestanden und wird auch die zweite Welle durchstehen." Vom Chef habe es als Anerkennung eine Extraprämie gegeben.  Sicher ist sich die PTA, "dass der zweite Lockdown sinnvoll ist, auch wenn er finanziell etliche hart treffen wird". Es gebe keine andere Wahl. "Wären wir vernünftiger gewesen, hätten wir uns den allerdings sparen können."

Zu Beginn der Pandemie im Frühjahr stellten wir Menschen vor, die während der Ausgangsbeschränkungen das öffentliche Leben aufrecht erhielten. Ein halbes Jahr später haben wir die Helden des Alltags erneut getroffen und gefragt: Wie ist es ihnen seitdem in der Corona-Krise ergangen?