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Ärzte appellieren: Ansammlungen im Freien und in Cafés meiden


Autor: Andreas Brachs

Volkach, Donnerstag, 19. März 2020

Sieben Arztpraxen von der Mainschleife fordern Bürger und Gastronomiebetreiber auf, sich freiwillig verantwortungsvoll zu verhalten. Sonst könnten Zwangsmaßnahmen drohen.
Eisessen in Zeiten von Corona wird schwierig, wenn man sich in engen Schlangen anstellt.


Gleich sieben Arztpraxen von der Mainschleife wenden sich in einem gemeinsamen Appell an die Bevölkerung: Sie haben beobachtet, dass immer noch viele Menschen in engen Abständen in Cafés, Eisdielen oder zum Einkaufen in die Volkacher Innenstadt gehen. Aus Sicht der Ärzte ein unverantwortliches Verhalten.

Dr. Tanja Langer kann viele ihrer Mitbürger nicht verstehen. Sie bekommt mit, wie sie sich bei frühlingshaften Temperaturen in die Innenstadt von Volkach begeben, um dort in engem Kontakt mit anderen im Freien zu sitzen oder sich in Schlangen anzustellen.

Ärztin: "absolut unvernünftig und unverständlich"

Aus Sicht der Ärztin ist das angesichts der Corona-Pandemie "absolut unvernünftig und unverständlich". Sie wundert sich: "Die Leute tummeln sich draußen, als gäbe es keine Gefahr." Dabei sei die Aussage, man möge möglichst viele soziale Kontakte zurückfahren, eindeutig. Langer weist mit Blick auf die aktuellen Krankheitsfälle darauf hin: "Die Welle kommt, und sie rollt umso schneller durch und mit umso mehr Schäden, je mehr Leute sich anstecken."

Die Fachfrau erklärt, dass es schon heute an ausreichend Schutzmaterialien fehlt, deshalb müsse man die Verbreitung des Virus' so gut wie möglich eindämmen. Die Ärztin befürchtet, dass eine große Krankheitswelle "unser Gesundheitssystem schnell an seine Grenzen bringen" werde. Eng beieinander zu stehen oder zu sitzen, sei deshalb kontraproduktiv.

Wenn die Menschen sich weiterhin nicht vernünftig verhalten würden, helfe nur noch eine Ausgangssperre, argumentiert die Medizinerin. Sie appelliert daher an ihre Mitbürger, Ansammlungen zu meiden und Abstand zu halten. Zugleich wendet sich Langer an die Gastronomie: Am besten sei es, sie würde Getränke und Speisen einzeln verpackt nur noch zum Mitnehmen anbieten und wie bei einem Drive-In die Waren an einzelne Kunden auszureichen. 

Sieben Praxen appellieren an die Bürger

Beobachtungen wie in Volkach gibt es auch von anderen Orten und Geschäften. Ebenso kann man dieser Tage immer wieder Eltern mit Gruppen von Kindern auf Spielplätzen sehen. Auch das birgt Ansteckungsgefahr. Langer weist darauf hin, dass auch eine Kinderbetreuung zumindest mit den konstant gleichen Personen und in kleinen Gruppen erfolgen sollte. Wechselnde Zusammensetzungen und spontane Treffen – wie auf den Spielplätzen – seien nicht sinnvoll.

Langer fordert alle auf, sich freiwillig verantwortungsvoll zu verhalten, sonst blieben nur Zwangsmaßnahmen wie eine Ausgangssperre. Mit ihrer Haltung steht die Volkacher Ärztin nicht allein. Ihren Appell unterstützen auch die Praxen Drs. Becker/Thum, Drs. Trost, Dr. Pfaff, Dr. Quattländer aus Volkach sowie Drs. Nüßlein/Kleinschnitz/Schmitz aus Sommerach und Dr. Heinemeyer aus Nordheim.