650.000 Euro in Possenheimer Kirche investiert
Autor: Gerhard Bauer
Possenheim, Donnerstag, 27. Dezember 2012
Über 650.000 Euro wurden in die Sanierung der Possenheimer Kirche gesteckt. Vom Einbau eines neuen Ringankers bis zur Erneuerung der von Schimmel befallenen Bankpodeste gab es viel zu tun.
Sie mag irgendwie gar nicht zu dem kleinen, beschaulichen Dorf passen, die imposante Pfarrkirche von Possenheim. Dass der Iphöfer Stadtteil ein so großes Gotteshaus hat, liegt daran, dass er früher von der bedeutenden alten Poststraße durchquert wurde, die von Nürnberg nach Frankfurt am Main führte. Heute freilich führt die Bundesstraße längst am Ort vorbei.
Die Kirchengemeinde lässt ihr Gotteshaus aus dem Jahr 1782 nach der letzten Renovierung in den sechziger Jahren derzeit erneut herrichten. Wann die erste Kirche gebaut wurde und ob sie genau an der Stelle der heutigen Kirche stand, kann Dekan und Ortspfarrer Martin Ost nicht sagen, denn bei der Überarbeitung der Turmkugel fanden sich darüber keine Unterlagen. Auch in den Kirchenbüchern sei nichts zu finden.
Die Kirche trägt bis heute keinen Namen, denn nach der Reformation erhielten neu errichtete Kirchen keine Namen mehr. Mündlich überliefert ist aber, dass sie einmal Johanneskirche geheißen haben könnte, erzählt Ost. Aufschluss darüber könne wohl nur der Grundstein geben und der sei nicht gefunden - aber auch nicht gesucht worden.
Gewisser Wohlstand im Ort
Die Größe des Hauses lässt verschiedenste Rückschlüsse zu. Man könnte auf potente Geldgeber schließen. Sie könnte aber auch bedeuten, dass die Possenheimer entlang der Poststraße und quer durch Deutschland sammeln gingen. Oder sie ist ganz einfach Hinweis auf einen gewissen Wohlstand im Dorf. Denn anstelle im Ersten Weltkrieg Gold gegen Eisen zu tauschen, ließen die Bürger lieber ihr Kirchendach neu eindecken.
Mit den umfassenden Sanierungsarbeiten beschäftigten sich Bürger, Kirchengemeinde und Stadtrat, denn das Planungsbüro nannte einen Betrag von 670.000 Euro, den die Außensanierung kosten sollte. Lose Ziegel, die nur bedingt auf den zerstörten Sparren hielten, Risse und Mauerausbrüche - es gab neben dem Einbau eines stabilisierenden Ringankers viel zu erneuern. Die Kirchengemeinde entschloss sich dazu, das stehende Baugerüst zu nutzen und die Wind und Wetter ausgesetzte Westfassade des Gotteshauses neu zu streichen.
Schimmel in den Podesten
"Die Ausschreibungsergebnisse von unter 600.000 Euro gaben uns dann Spielraum, im Innenraum die marode Elektrik und die von Schimmel befallenen Bankpodeste zu erneuern sowie die Bänke, die Säulen und die Wände nach dem Verfugen aufgetretener Risse neu zu streichen", so Ost. Der ursprünglich errechnete Betrag werde wieder erreicht. Die Landeskirche hat einen Zuschuss von 530.000 Euro zugesagt, die Stadt Iphofen beteiligt sich mit zehn Prozent der Kosten. Den Rest muss die Kirchengemeinde stemmen.
Wann die ungewöhnliche Konstruktion des Altars angegangen wird, steht noch nicht fest. Bei ihm handelt es sich um eine Holzkonstruktion auf Holzsäulen, die im Stil von Steinsäulen gestrichen wurden. "Der Altar stammt aus dem umfangreichen Umbau in den sechziger Jahren", erzählt der Pfarrer. Damals sei die Sakristei aufgelöst und die Orgel von der Stirnseite zur Eingangsseite versetzt worden. Die Empore wurde im Zuge der Umgestaltung erweitert. Es entstand ein Altar mit integrierter Kanzel, die über einen breiten rückwärtigen Aufgang erreicht wird. Bei den Bürgern sei der Umbau nicht unbedingt gut angekommen, sie seien von den Planern möglicherweise überfahren worden.
Unvorhersehbare Schwierigkeiten
Eigentlich sollten die Arbeiten im November abgeschlossen sein, doch gab es laufend Verzögerungen bei den Handwerkern, die ungeahnte Schwierigkeiten zu bewältigen hatten. Beim Setzen des Ringankers etwa ergoss sich plötzlich ein Gemisch aus Wasser, Kalk und Staub in den Innenraum. Bei der Suche nach der Ursache stellte sich heraus, dass beim Zumauern der ehemaligen Sakristeitüre ein Hohlraum entstanden war, in dem sich das Wasser sammelte. Als der Hohlraum angebohrt wurde, ergoss sich der Inhalt der Blase in den Innenraum.
Possenheim gehörte zunächst zur Grafschaft Castell. Als das Gotteshaus errichtet wurde, waren die Reichsgrafen von Limpurg-Rechteren-Speckfeld die Herren. Im Zuge der Gebietsreform kam Possenheim 1972 als Stadtteil von Iphofen zum Landkreis Kitzingen. Die Einweihung des sanierten Gotteshauses durch Regionalbischof Christian Schmidt ist für den 5. Mai 2013 anberaumt.