Druckartikel: 2330 Menschen im Landkreis leben von Hartz IV

2330 Menschen im Landkreis leben von Hartz IV


Autor: Frank Weichhan

Kitzingen, Donnerstag, 15. März 2018

Freitags-Fragen: Der neue Chef des Jobcenters Gerhard Waigandt freut sich über eine gute Arbeitsmarktlage.
Gerhard Waigandt, Leiter des Kitzinger Jobcenters.


Gerhard Waigandt kommt von der Bundesanstalt für Arbeit Würzburg und ist seit Oktober vergangenen Jahres Chef des Kitzinger Jobcenters. Dazu Fragen an den 50-jährigen Winterhäuser.

Frage: Die Eingewöhnung im Kitzinger Jobcenter . . .

Gerhard Waigandt: . . . ist mir nicht schwer gefallen. Ich habe von meinem Vorgänger Toni Orth eine tolle Mannschaft übernommen, die mich sehr gut aufgenommen hat.

Wie kam es zu dem Wechsel?

Waigandt: Toni Orth ist dem Ruf der Landrätin gefolgt und hat die Stelle des Kreiskämmerers zum 1. Oktober vergangenen Jahres im Landratsamt übernommen. Die Stelle des Geschäftsführers des Jobcenters wurde schließlich mir anvertraut.

Wie viele Mitarbeiter hat das Jobcenter aktuell?

Waigandt: Derzeit arbeiten wir mit 38 Kolleginnen und Kollegen für unsere Kunden.

Ein Blick auf die aktuellen Hartz-IV-Zahlen . . .

Waigandt: Die Zahl der Hartz-IV-Empfänger liegt bei 2330 Personen in 1149 Bedarfsgemeinschaften. Die Gesamtarbeitslosenquote in Stadt und Landkreis Kitzingen liegt momentan auf einem sehr niedrigen Niveau von 2,6 Prozent. Dies ist neben der sehr guten Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch der derzeit sehr guten Arbeitsmarktlage in der Region zu verdanken.

Wie viele Kinder sind von Hartz IV betroffen?

Waigandt: Nach aktuellen Auswertungen befinden sich 657 Kinder unter 15 Jahren im Hartz-IV-Bezug. Erfreulicherweise ist die Zahl über die letzten Jahre, trotz des Hinzukommens kinderreicher Flüchtlingsfamilien, kontinuierlich gesunken: Im Jahr 2013 waren es noch 740 Kinder.

Wie viele alleinerziehende Mütter sind betroffen?

Waigandt: Die Zahl der Alleinerziehenden wird mit 210 ausgewiesen. Auch diese Zahl ist in den vergangenen Jahren deutlich gesunken: 2013 waren es 338.

Ein Blick auf die Flüchtlinge . . .

Waigandt: Die Zahl der anerkannten Flüchtlinge im Hartz-IV-Bezug ist derzeit weitgehend stagnierend und liegt bei 458 Personen über 15 Jahren.

Wie sind deren Chancen auf dem Arbeitsmarkt?

Waigandt: Aufgrund der meist unzureichenden deutschen Sprachkenntnisse, der mangelnden Qualifikation und auch der fehlenden Mobilität bleibt die Integration in den Arbeitsmarkt sehr schwierig. Dennoch ist es mit der entsprechenden Motivation für die Geflüchteten durchaus möglich, ein Arbeitsverhältnis zu beginnen. So konnten im Jahr 2017 immerhin 181 Geflüchtete eine Arbeitsstelle finden.

Wie viele Personen melden sich im Schnitt pro Monat aus Hartz IV ab – und wie viele kommen hinzu?

Waigandt: Diese Frage ist sehr schwer zu beantworten, da Personen, die eine Beschäftigung aufnehmen, oft nicht gänzlich aus dem Hartz-IV-Bezug fallen und es hierzu auch keine validen Auswertungen gibt. Dennoch lässt sich feststellen, dass im Jahre 2018 bisher 76 Personen eine Erwerbstätigkeit aufgenommen haben, dagegen 74 aus Erwerbstätigkeit wieder dazu gekommen sind.

Die Tafel-Diskussion bestimmt gerade die Schlagzeilen.

Was würden Sie schätzen: Wie viele Hartz-IV-Bezieher landen bei der Tafel?

Waigandt: Um hier gesicherte Zahlen zu bekommen, müsste man bei der Tafel selber nachfragen. Grundsätzlich ist es so, dass alle Bedürftigen die Möglichkeit haben, diese Dienstleistung in Anspruch zu nehmen. Wer von unseren Kundinnen und Kunden tatsächlich hingeht, wird von uns nicht ermittelt. Dies ist alleine schon ein Gebot zum Schutz der Kunden.

Warum lässt sich der Gang zur Tafel nicht vermeiden?

Waigandt: Die Hartz-IV-Leistungen und Regelsätze dienen lediglich der Existenzsicherung, so wurde es vom Gesetzgeber festgelegt. Mit einer Dienstleistung wie der Tafel können die für die Betroffenen oft nicht ausreichenden Leistungen zum Lebensunterhalt „nachgebessert“ werden.

Glauben Sie, dass die neue Bundesregierung an den Hartz-IV-Gesetzen etwas ändert?

Waigandt: Wenn man die politischen Statements der letzten Tage verfolgt, glaube ich das nicht. Auch die neue Regierung ist weiterhin der Meinung, dass mit den Leistungen nach den Hartz-IV-Gesetzen die Existenz gesichert werden kann.