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1500 Metaller streiken in und um Würzburg


Autor: Sabine Paulus

Würzburg, Dienstag, 14. Mai 2013

Mit einer geringeren Lohnerhöhung als 5,5 Prozent wollen sich die Beschäftigten der Metall- und Elektrobranche nicht abspeisen lassen. Dafür gingen sie am Dienstag in Würzburg auf die Straße.
Am Dienstag arbeiteten sie nicht, sondern gingen demonstrieren: Rund 800 Metaller zogen am Dienstagmittag durch Würzburg.  Fotos: Tobias Köpplinger


Heinz Rammig, Betriebsratsvorsitzender der Kitzinger Niederlassung der Firma Leoni Bordnetz-Systeme GmbH, hatte es am Dienstagvormittag eilig. Er war auf dem Sprung zur Protestaktion der IG Metall in Würzburg. Die Gewerkschaft fordert in der aktuellen Tarifrunde 5,5 Prozent mehr Lohn. Rammig war guten Mutes, dass Arbeitgebervertreter und Arbeitnehmer bei ihren Verhandlungen der neuen Tarifrunde zu einem Kompromiss kommen.

"5,5 Prozent mehr Lohn sind eine moderate Forderung der IG Metall", findet Rammig. Denn ziehe man 2,3 Prozent Inflation vom Arbeitseinkommen wieder ab, bleibe nicht viel übrig von der Erhöhung. Spürbar solle sie aber schon sein, sagt der Betriebsratsvorsitzende.

Gegen Mittag leerten sich die Arbeits- und Produktionsräume der Kitzinger Firmen Franken Guss und GEA Brewery Systems sowie der Niederlassungen von Leoni Bordnetz-Systeme GmbH und Baumüller in Kitzingen. Mit 23 Bussen fuhren die Belegschaften der Metallbranche zur Streik-Kundgebung nach Würzburg. Allein vom Gusswerk waren etwa 180 Mann angereist, schätzte Walther Mann am Dienstagnachmittag. Mann, der 1. Bevollmächtigter der IG Metall Würzburg, sagte, dass sich etwa 800 Streikende zu der Kundgebung auf dem Würzburger Marktplatz versammelt hatten. Insgesamt könnten rund um Würzburg über 1500 Beschäftigte die Arbeit niedergelegt haben und gegangen sein. Bayernweit sollen es 30.000 gewesen sein.

Ein Zeichen setzen

In vielen Betrieben standen Bänder und Maschinen still. Walther Mann sprach von einem Zeichen, das die Beschäftigten senden wollen. Mann sagte: "Gutes Geld für gute Arbeit ist richtig." Und: "5,5 Prozent mehr für alle." Sätze, die er sich mit gelbem Leuchtstift in seinem Manuskript angestrichen hatte. Sätze, die er hinaus donnerte auf den Würzburger Marktplatz, verstärkt von Trillerpfeifen und Applaus der Beschäftigten.

Der Kitzinger Betrieb der Firma GEA Brewery Systems ist noch tarifgebunden, während die Niederlassung in Schleswig-Holstein das nicht mehr ist. In Kitzingen sei in den vergangenen Jahren die Fertigung heruntergefahren worden, während sich der Betrieb immer mehr zu einem Kompetenz- und Entwicklungszentrum verändert habe, erklärt Manfred Heinlein, Betriebsratsvorsitzender. Dennoch hätten es die Tarif-Angestellten für wichtig befunden, ihre Interessen bei Kundgebung und Streik nach außen zu tragen.

In Würzburg wartete Walther Mann, bis sich der Lärm der Trillerpfeifen gelegt hatte. Mann sprach jetzt leiser, fast warnend in Richtung München, wo sich am Dienstagabend die Tarifparteien trafen, um einen Abschluss auszuhandeln: "Eure letzte Chance beginnt heute um 18 Uhr und endet morgen gegen 12 Uhr."

Pilotabschluss bis Mittwoch, 12 Uhr

Bis dahin soll in Bayern der Pilotabschluss stehen, nachdem dies nach der ersten Warnstreikwelle in Baden-Württemberg nicht gelungen war. Dem Bevollmächtigten Walther Mann war wichtig, dass möglichst viele Leute in Würzburg auf die Straße gehen. Denn nur mit der Mobilisierung von vielen Streikenden könnten die Arbeitgeber unter Druck gesetzt werden.

Warum sind 5,5 Prozent angepeilt? Wer mehr Geld hat, könne mehr Geld ausgeben. Das stabilisiere die Inlandsnachfrage, argumentiert die IG Metall. Bei ihrer Forderung orientiert sich die IG Metall laut Pressemitteilung an Preisanstieg, Produktivitätszuwachs und Konjunkturzuschlag.

"5,5 Prozent sind ziemlich niedrig, denn alles wird teurer, die Energiekosten steigen und so weiter", sagt GEA-Betriebsratschef Heinlein. Eigentlich hätte er am Dienstagvormittag schon auf Geschäftsreise nach München sein müssen. "Aber als Betriebsratsvorsitzender bin ich natürlich beim Streik dabei", sagte er.