Druckartikel: Tatort Kiel: Darum erkundigten sich die Kommissare in Franken nach Crystal

Tatort Kiel: Darum erkundigten sich die Kommissare in Franken nach Crystal


Autor: Daniela Deeg

Bamberg, Montag, 26. Januar 2015

Im Tatort Kiel am Sonntagabend ging es um Crystal Meth. Die Kommissarin Sarah Brandt erkundigte sich bei der Polizei in Oberfranken nach der Droge. Und damit geht die ARD auf ein aktuelles Problem in Franken ein.
Die Schauspieler Sibel Kekilli (l) in ihrer Rolle der Kommissarin Sarah Brandt und Axel Milberg in seiner Rolle des Kommissar Klaus Borowski im neuen Kieler Tatort «Borowski und der Himmel über Kiel». Foto: Christine Schröder/NDR/dpa


Im Tatort Kiel mussten die Kommissare Klaus Borowski (Axel Milberg) und Sarah Brandt (Sibel Kekilli) in der Crystalszene ermitteln, nachdem der abgetrennte Kopf eines Drogenkonsumenten in einem Bach gefunden wurde.

In Kiel, so wird es im Tatort erzählt, ist Crystal noch nicht weit verbreitet. Daher informiert sich Kommissarin Brandt bei den Kollegen. Sie telefoniert mit den Drogenfahndern in Zwickau und in Hof. Dort seien bereits ganze Landstriche von der Droge verseucht.

Und damit greift der Tatort Kiel ein reales Problem auf. Denn tatsächlich ist Crystal gerade in Oberfranken an der tschechischen Grenze weit verbreitet. Im Juli 2014 bereits erklärte Werner Mikulasch, bei der Polizei Oberfranken zuständig für den Kampf gegen Drogen, dass die aufputschende Droge, Kokain und Heroin weitgehend vom Markt verdrängt hat.


So verbreitet ist Crystal in Oberfranken

Die Droge kommt aus Tschechien nach Bayern herüber. Bereits in der kommunistischen Zeit wurde Crystal dort in kleinen Drogenküchen gekocht. Inzwischen seien aus den Kleinküchen Großküchen geworden, in denen monatlich zwischen 30 und 80 Kilogramm Crystal produziert würden. Die Vertriebswege sind ausgeklügelt, doch ein großer Anteil der Verbreitung laufe über Oberfranken.

Der Chef der Drogenbekämpfer zeigte die erschreckenden Zahlen auf: Konnten seine Kollegen im Jahr 2009 noch 3,6 Kilo Crystal sicherstellen, waren es 2013 bereits 69,1 Kilogramm. Aber das ist nur ein Bruchteil dessen, was im Umlauf ist, sind die Fahnder sicher.

In Nürnberg kostet ein Gramm Crystal zwischen 100 und 120 Euro. In Tschechien hingegen bekommt man die Droge schon für 20 Euro. Die Gewinnspanne ist demnach enorm. Zudem lässt sich der kristalline Stoff sehr gut mit anderem Material strecken, was den Erlös wiederum vergrößert.

Crystal wirkt sehr euphorisierend, der Konsument ist wach und fühlt sich fit. Die Folge: Man wird sehr schnell süchtig. Auf Dauer führt Crystal zu schweren gesundheitlichen Schäden.


Crystal: Drei Fakten

Methamphetamin, auch Metamfetamin oder N-Methylamphetamin genannt, ist eine synthetisch hergestellte Substanz aus der Stoffgruppe der Phenyl ethylamine. Sie wird in der Pharmazie als Arzneistoff verwendet. Methamphetamin ist ein Stimulans und regt das Nervensystem an.

Konsum Crystal Meth oder Crystal Speed, wie es auch genannt wird, konsumiert man vor allem durch die Nase in Form von Lines. Selten wird Crystal geraucht. Doch Heavy User spritzen sich die Droge auch, wie im Tatort gezeigt. Das ist freilich um ein vielfaches gefährlicher, da der Stoff sofort in den Blutkreislauf gerät.

Geschichte Metamphetamin wurde erstmals in Japan 1893 in flüssiger Form synthetisiert. In Deutschland wurde 1937 ein Verfahren der Temmler-Werke zur Herstellung von Methamphetamin patentiert und unter der Marke Pervitin in den Handel gebracht. Auch mit Pervitin versetzte Schokolade, sogenannte Hausfrauenschokolade, war erhältlich. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Mittel unter dem Spitznamen "Panzerschokolade" oder "Stuka-Tabletten" bei den Soldaten zur Dämpfung des Angstgefühls millionenfach eingesetzt.

Wirkung Der Wirkstoff unterdrückt Müdigkeit, Hungergefühl und Schmerz. Er verleiht kurzzeitig ein Gefühl der Stärke. Auf Dauer führt er u.a. zu Nierenschäden, Zersetzen der Schleimhäute, Zahnausfall.