Schluss mit Billig-Mittagessen? Auch in Tschechien ziehen die Preise an - Bier und Restaurants deutlich teurer
Autor: Strahinja Bućan
Tschechien, Montag, 31. Oktober 2022
Lohnt sich ein Einkaufs-Ausflug nach Tschechien noch? Bei unseren Nachbarn steht die Inflation derzeit bei rund 18 Prozent. Nun bekommen das auch Besucher von Restaurants zu spüren. Denn die Preise in der Gastronomie explodieren - und vor allem fürs Bier muss man tiefer in die Tasche greifen.
Tanken, Einkaufsbummel und dann ein gutes Mittagessen - so sieht in der Regel ein Ausflug über die Grenze nach Tschechien aus. Zwar ist vieles noch recht günstig bei unseren Nachbarn - zumindest günstiger als in Bayern - doch auch dort hat die Energiekrise mit voller Wucht zugeschlagen. So haben auch viele tschechische Gastronomen ihre Preise kräftig angehoben - auch unter Druck der großen Brauereien.
Im vergangenen Jahr zahlte man im Kreis Karlsbad im Schnitt noch 139 Kronen, umgerechnet also 5,66 Euro, für ein Mittagsgericht. Diesen September waren es umgerechnet im Schnitt schon knapp über 80 Cent mehr, die man in Cheb oder Aš für Kerzenbraten, Knödel und Co. hinlegen musste. Das geht aus einer Analyse des Benefit-Unternehmens Sodexo Benefits aus der vergangenen Woche hervor.
Erst Corona, dann Energiekrise - Restaurants drehen Preisschraube nach oben
Dabei kommt unser direkter Nachbarkreis noch gut weg. In Prag ist ein Mittagsgericht unter 200 Kronen - also rund 8 Euro - schon kaum mehr zu bekommen. Und auch der Kreis Pilsen mit nunmehr umgerechnet 7,38 Euro für die Mahlzeit ist eher in der oberen Liga in Tschechien. Zum Vergleich: im vergangenen Jahr waren es noch 6,88 Euro in der Hauptstadt und 6,31 Euro in Pilsen.
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"Die Preise für ein Mittagessen im Restaurant sind den zwölften Monat in Folge kontinuierlich gestiegen. Das Preiswachstum hat vergangenen Herbst begonnen, nachdem die meisten Corona-Einschränkungen gefallen waren", sagte Jan Michelfeit von Sodexo gegenüber der Presseagentur ČTK. Dabei sei der Preis jeden Monat um ein bis zwei Kronen nach oben gegangen - und besonders diesen September sei der Sprung gewaltig gewesen. Die Inflation in Tschechien steht derzeit bei 18 Prozent.
Ein besonderer Preistreiber in der Gastronomie ist das Bier. Denn aufgrund der explodierenden Energie- und Rohstoffpreise sehen sich viele Brauer in Tschechien gezwungen, massiv an der Preisschraube zu drehen. Die größte tschechische Brauerei Pilsner Urquell hat schon Anfang Oktober angezogen - übrigens das erste Mal seit 2018. Sowohl Schank- als auch Flaschenbier der meisten Marken des Bier-Giganten sind um satte acht Prozent teurer geworden - das macht im Schnitt einen Anstieg um umgerechnet knapp sieben Cent. Das berichtete unter anderem das Wirtschafts-Magazin E15 zu Herbstbeginn.
Wohl oder übel werden andere Brauereien nachziehen. Laut E15 haben bereits die Staatsbrauerei Budějovický Budvar (Budweiser), der Prager Brauer Staropramen und Primator ein saftiges Plus ab November angekündigt. Wie hoch das ausfallen wird, ist jeweils noch unklar - Analysten zufolge dürfte der Bierpreis beim Schankbier insgesamt um 5,4 Prozent steigen, beim Flaschenbier sogar um 5,9 Prozent. Das Ergebnis - landesweit wird es schwer werden, in der Gastronomie noch ein Bier für unter zwei Euro zu finden.
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