Landkreis Hof: Traditionsunternehmen Fraas schließt zwei Standorte - Verlagerung nach China
Autor: Lena Büttner
Helmbrechts, Donnerstag, 07. März 2024
Das Traditions-Textilunternehmen Fraas schließt bald zwei Produktionsstandorte in Oberfranken - die Fertigung soll nach China verlagert werden. 125 Mitarbeiter sind von dieser Maßnahme betroffen.
Ein Textilunternehmen aus Franken kündigt einen drastischen Schritt an: Die V. Fraas GmbH, renommiertes Familienunternehmen in fünfter Generation, kündigt eine strategische Neuausrichtung ihrer Produktionsaktivitäten an. Bis Ende 2024 werde der Schalhersteller seine Produktionsstandorte in Wüstenselbitz und Helmbrechts (Landkreis Hof) in sein eigenes Werk nach Zhangjiagang in China verlagern.
125 Mitarbeiter sind von dieser Maßnahme betroffen, erklärt eine Sprecherin gegenüber inFranken.de. Ein weiteres Unternehmen aus Oberfranken berichtete von tiefgreifenden Veränderungen: Der Coburger Kunststoffhersteller Gaudlitz kündigte an, die Produktion zu großen Teilen ins Ausland verlagern zu wollen.
Nach 143 Jahren: V. Fraas schließt Produktionsstätten im Kreis Hof - künftig in China
"V. Fraas wurde 1880 in Wüstenselbitz gegründet, Helmbrechts kam in den 60er Jahren dazu. In Wüstenselbitz weben und rascheln wir unsere Schals, in Helmbrechts werden sie 'ausgerüstet', also veredelt", berichtet die Sprecherin. Nach 143 Jahren ist nun also Schluss - die zwei Produktionsstätten schließen. Aktuell arbeiten 175 Mitarbeiter an den beiden Standorten, so die Sprecherin. Von den Schließungen seien 125 Mitarbeiter betroffen - Produktionsmitarbeiter, aber auch Mitarbeiter in der Verwaltung, die an die Produktion angegliedert sind.
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"Wichtig zu betonen ist, dass dies nicht zwangsläufig das Ende der oberfränkischen Traditionsfertigung bedeutet. Das Unternehmen befindet sich derzeit in Gesprächen mit möglichen Interessenten, die gegebenenfalls Mitarbeiter und Produktionsanlagen oder Teile davon für alternative textile Produkte benötigen", heißt es. V. Fraas wolle "bestmögliche Lösungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter" finden, so die Firma.
"Ziel der strategischen Neuausrichtung ist es, das Erbe des Textilunternehmens erfolgreich in die Zukunft zu führen", heißt es. Die Sprecherin fasst gegenüber inFranken.de zusammen: "Was genau mit den Mitarbeitern geschieht, wird sich in den Verhandlungen zwischen Geschäftsleitung und Betriebsrat klären – Stichwort Sozialplan."
Produktionsverlagerung nach China: Fränkischer Modehersteller erläutert Hintergründe
"Die Entscheidung zur Produktionsverlagerung ist das Ergebnis einer sorgfältigen Analyse der aktuellen Marktbedingungen, der Beschaffungssituation und der spezifischen Herausforderungen der Textilproduktion in Deutschland", erklärt das Unternehmen. Insbesondere die erneute Insolvenz von Galeria, einem der Hauptkunden von V. Fraas, sowie die strategische Neuausrichtung der Tochtergesellschaft V. Fraas USA stellten das Unternehmen vor neue Herausforderungen, heißt es.
Außerdem würden die hohen Energiekosten in Deutschland ebenfalls die Fertigung belasten - auch im Vergleich zum europäischen Wettbewerb. "Die Verlagerung ist eine Antwort auf die veränderten Marktbedingungen und eine Investition in die Zukunft unserer Marke, um auch weiterhin qualitativ hochwertige Produkte zu wettbewerbsfähigen Preisen anbieten zu können", so Geschäftsführer Andreas Schmidt. Der Firmensitz in Wüstenselbitz bleibe "das kreative und kaufmännische Herz des Unternehmens" mit rund 50 Mitarbeitern in den Bereichen Vertrieb, Marketing, Design, Einkauf, Logistik und Services.