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Hofer Handwerksbetrieb muss nach 100 Jahren schließen - Kritik an Politik


Autor: Ralf Welz

Hof, Mittwoch, 12. Juni 2024

Der traditionsreiche Malerbetrieb Brecheis in Hof muss zumachen - das Ende einer hundertjährigen Ära. Das Familienunternehmen übt in diesem Zuge auch Kritik an den politischen Entscheidungsträgern.
Dass der Hofer Malerbetrieb Brecheis keine Zukunft hat, liegt laut Auffassung der Inhaber nicht zuletzt an den strukturellen Rahmenbedingungen.


In Oberfranken kommt es zu einer weiteren Firmenschließung: Der traditionsreiche Hofer Malerbetrieb Brecheis stellt seinen Betrieb ein. "Wir sind ein komplettes Familienunternehmen - in der dritten Generation", berichtet Heidi Brecheis am Mittwoch (12. Juni 2024) im Gespräch mit inFranken.de. Der von ihr und ihrem Mann Roland geführte Handwerksbetrieb macht in Kürze dauerhaft zu - nach insgesamt 100 Jahren. 

Das Geschäft wird zum 30. Juni geschlossen. Die Gründe für das Aus sind laut Brecheis verschiedener Natur. Hauptursache ist augenfällig ein fehlender Nachfolger. "Wir hatten die Nachfolge lange geplant", berichtet die Ehefrau des Geschäftsinhabers. Eine Mitarbeiterin wurde demnach explizit auf die Übernahme vorbereitet und absolvierte hierfür eigenes eine Zusatzausbildung. Aus gesundheitlichen Gründen sei aus dem Vorhaben letztlich dann bedauerlicherweise doch nichts geworden. "Plan B ist jetzt die Schließung", sagt Brecheis. 

Aus für Malerbetrieb nach 100 Jahren: Hofer Familienunternehmen beklagt Rahmenbedingungen für Übernahme

Dass ihr Malerbetrieb keine Zukunft hat, liegt laut Auffassung der Inhaber nicht zuletzt an den politischen und strukturellen Rahmenbedingungen. "Überbordende Bürokratie, eine seit Jahrzehnten verfehlte Steuer- und Abgabenpolitik, stetig steigende Energiepreise und der Digitalisierungswahn haben ein Übriges dazu getan, dass wir die Betriebsschließung mit einem lachenden und einem weinenden Auge vollziehen", hält das Familienunternehmen in einem an die Kundschaft gerichteten Abschiedsstatement fest.

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"Es sind die Begegnungen mit vielen tollen Menschen, die uns immer wieder motiviert haben, uns mit Qualität, Energie und neuen Ideen für ein Leben in Farbe zu engagieren." Menschen seien es aber auch, die nun hinsichtlich der Nachfolge fehlen, um für die nächsten 100 Jahre gerüstet zu sein. Roland (68) und Rita Brecheis (66) verabschieden sich derweil zeitnah in den Ruhestand.

Auch die Übernahme der Firma durch ein anderes Unternehmen sei deshalb womöglich gescheitert, gibt Heidi Brecheis im Gespräch mit inFranken.de zu bedenken. "Auch für junge Leute gibt es so viele bürokratische Hürden, um in die Gänge zu kommen", moniert die 66-Jährige. Ein Problem sei beispielsweise ein entsprechendes Darlehen für Jungunternehmer. "Von daher kann man schon verstehen, wenn es keiner machen will", konstatiert sie mit Blick auf die missglückte Fortführung des hundertjährigen Hofer Malerbetriebs. 

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