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Fall Peggy: Ulvi K. fordert Entschädigung vom Freistaat für Fehlurteil


Autor: Redaktion

München, Mittwoch, 14. Dezember 2016

Ulvi K. fordert vom Freistaat Bayern Millionen als Entschädigung. Grund ist das Fehlurteil, der habe Peggy ermordet.
Ulvi K. fordert eine Entschädigung David Ebener/dpa


Update: Durchbruch im Mordfall Peggy Knobloch: Mann legt Geständnis ab

14 Jahre saß er unschuldig im Gefängnis: wegen des Mordes an Peggy K. und des sexuellen Missbrauchs. 2014 wurde Ulvi K. in einem Wiederaufnahmeverfahren vom Mordvorwurf freigesprochen worden. Jetzt fordert er von Bayern Schadensersatz und zwar über ein Amtshaftungsverfahren gegen den Freistaat. 1,75 Millionen Euro will der Mann für all die Jahre hinter Gittern bekommen. Außerdem soll ein Gutachter wegen seiner falschen Einschätzungen 600 000 Euro zahlen.


Es gehe um Rehabilitierung

Rechtsanwältin Hanna Henning erklärte, hier gehe es um die "endgültige Rehabilitation" ihres Mandanten Ulvi K. Zudem beabsichtigt Henning auch, den Vorwurf sexueller Übergriffe auf Kinder ausräumen zu wollen. Die Millionenforderung begründete sie damit, dass ihr Mandant "einiges erlitten" habe. Die Verurteilung wegen sexuellen Missbrauchs hat jedoch eine elementare Bedeutung für das Verfahren gegen Bayern. Denn genau wegen dieser Anklage und dem Urteil musste der heute 39-jährige in die Psychiatrie. Ulvi K. hatte diese Vorwürfe auch gestanden. Seine Betreuerin, Gudrun Rödel aus Lichtenberg, aber betonte, dass K. von Ermittlern tätlich angegriffen und zu Geständnissen genötigt worden sei.

Sie kritisierte außerdem die Rolle von Ex-Ministerpräsident Günter Beckstein (CSU) bei der Verurteilung von Ulvi K. Demnach habe er gewollt, dass dieser Fall nicht ungelöst bleibe. "Er hat billigend in Kauf genommen, dass ein Unschuldiger verurteilt wurde", so Rödel. Heute lebt Kulac in einem Wohnheim für Behinderte. "Er hat dort ein eigenes Apartment und fühlt sich sehr wohl. Er darf raus gehen und hat einen eigenen Schlüssel", erzählte Rödel. Sogar eine Arbeitsstelle sei ihm in Aussicht gestellt worden.

Ulvi K. war angeklagt worden, im Mai 2001 die damals neunjährige Peggy missbraucht und umgebracht zu haben. Sterblichen Überreste des Mädchens wurden im Juli diesen Jahres in einem Waldstück in Thüringen entdeckt.

Das bayerische Justizministerium hat zurückhaltend auf eine drohende Millionenklage des einst verurteilten Ulvi K. reagiert. Das Ministerium wollte sich am Mittwoch nicht äußern. Dies begründete eine Sprecherin mit der Unabhängigkeit der Justiz und damit, dass der konkrete Inhalt der Klage bislang nicht bekannt sei. pg