Hof: Mutmaßlicher Millionenbetrug aufgedeckt - Verdächtiger mit filmreifer Aktion
Autor: Alexander Milesevic
Hof an der Saale, Montag, 18. November 2024
Es geht um Schmieröl, Falschgeld und Steuerbetrug in Millionenhöhe. Die Vorwürfe wiegen schwer. Ein Verdächtiger versucht noch erfolglos, schriftliche Aufzeichnungen verschwinden zu lassen.
Ein oberfränkisches Unternehmen steht im Verdacht, mit Schmieröl einen Steuerbetrug in Millionenhöhe begangen zu haben. Demnach soll seit mindestens Anfang 2023 steuerfreies Schmieröl aus Osteuropa in bis zu 16 Tanklastern an das Unternehmen geliefert, zu steuerpflichtigem Dieselkraftstoff umdeklariert und an zahlreiche Empfänger im gesamten Bundesgebiet abgegeben worden sein.
Der Unternehmer wird zudem verdächtigt, den unversteuerten Dieselkraftstoff über firmeneigene Tankstellen im Kreis Hof und dem sächsischen Vogtlandkreis an Verbraucher verkauft zu haben. Technisch sei es möglich gewesen, Dieselmotoren damit zu betanken, erläuterte ein Sprecher. Geschätzt sei dadurch ein Steuerschaden von mindestens 18 Millionen Euro entstanden, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von Zoll und Staatsanwaltschaft. Zudem gehen die Behörden auch von rund 3,6 Millionen Euro Schaden durch Hinterziehung von Umsatzsteuer aus. Sieben Tatverdächtige sitzen in Untersuchungshaft.
Razzia in vier Bundesländern
Gegen den Unternehmer sei ein Haftbefehl erlassen worden, so Zoll und Staatsanwaltschaft. Zudem seien Haftbefehle gegen sechs Verdächtige vollstreckt worden, die im Verdacht stehen, den Treibstoff geliefert zu haben. Rund 37 Millionen Liter Kraftstoff sollen über diese Masche umgesetzt worden sein - das entspricht in etwa 1.230 Tanklastwagen mit einer durchschnittlichen Tankbefüllung von 30.000 Litern.
Video:
230 Fahnder des Zolls durchsuchten am Donnerstag (14. November 2024) Wohn- und Geschäftsräume an insgesamt 32 Standorten in Berlin, Hamburg, Saarbrücken, Amberg sowie Hof und stellten neben Geschäftsunterlagen und digitalen Datenträgern auch über 30.000 Euro Bargeld sowie 12.500 Euro Falschgeld sicher. Zur Sicherung des möglichen Steuerschadens wurden zudem zahlreiche Fahrzeuge beschlagnahmt - darunter Tanklastwagen und Autos.
Nach Schilderung von Zoll und Staatsanwaltschaft kam es bei der Aktion auch zu einem filmreifen Vorfall. Einer der Verdächtigen sei gerade im Flugzeug gewesen, als er von der Razzia erfahren habe. Es bestehe der Verdacht, dass er versuchte, schriftliche Aufzeichnungen verschwinden zu lassen - und zwar über die Bordtoilette, den Mülleimer der Bordküche und den Taschen der umliegenden Sitze. Nach der Landung in Frankfurt am Main hätten Kräfte der Zollfahndung die entsprechenden Bereiche abgesucht und den Mülleimer-Inhalt gesichert. ami/mit dpa