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Bamberg: AfD-Politiker teilte "Falschmeldungen" zu Alice Weidel - und ärgert sich jetzt


Autor: Ralf Welz, Daniel Krüger

Mödlareuth, Dienstag, 10. Oktober 2023

Eine Woche nach der Absage ihres Auftritts in Mödlareuth hat AfD-Chefin Alice Weidel die Safehouse-Aussagen als "Falschmeldungen" bezeichnet. Auch der Bamberger AfD-Politiker Michael Weiß hatte sie geteilt - und erklärt sich jetzt.
Bevor Alice Weidel per Video in Mödlareuth zugeschaltet wurde, erklärte der Vorsitzende der AfD Oberfranken, Tobias Matthias Peterka, die Politikerin sei von Behörden an einen geheimen Ort gebracht worden.


Die AfD-Chefin Alice Weidel blieb einer Wahlkundgebung am 3. Oktober 2023 in Mödlareuth (Landkreis Hof) überraschend fern. Weidel hatte ihren Auftritt im bayerisch-thüringischen Grenzort wegen einer mutmaßlichen Bedrohung abgesagt und eine Videobotschaft übermittelt: "Ich würde nichts lieber tun, als heute bei euch zu sein, aber ich kann es leider nicht", erklärte die 44-Jährige darin. Ein Redner hatte vor Ort erklärt, Weidel sei in einem "Safehouse", dürfe dieses nicht verlassen und müsse bis auf Weiteres untergetaucht bleiben.

"Leider konnte Alice Weidel nicht auftreten, da gegen sie und ihre Familie ein Anschlag geplant ist, und sie sich in einem Safehaus befindet", schrieb auch der Bamberger Kreisverbandsvorsitzende Michael Weiß in einem Facebook-Post. Wie inzwischen bekannt wurde, war die AfD-Chefin am Tag der Kundgebung in Mödlareuth allerdings in einem Strandrestaurant auf Mallorca zu Gast. Weidel selbst bezeichnete die Aussagen im ZDF jetzt als "Falschmeldungen". Gegenüber inFranken.de erklärt Lokalpolitiker Weiß, wie sein Post zustande kam.

Update vom 10.10.2023: Weidel spricht von "Safehouse"-Falschmeldungen - Bamberger AfD-Vorsitzender kritisiert Parteikollegen

Weidel sagte gegenüber dem ZDF: "Das sind definitiv Falschmeldungen gewesen, das klären wir aber jetzt intern auf." Fakt sei, dass ihre Wohnung vor 14 Tagen mitsamt ihrer Familie, mit zwei kleinen Kindern, von einer Antiterroreinheit geräumt worden sei, so die AfD-Chefin. "Sie können sich vorstellen, wie traumatisierend das ist." Um die Traumata mit den Kindern aufzuarbeiten, habe sie sich entschlossen, Abstand zu nehmen - die Familie sei dann nach Mallorca gereist.

Video:




Weidels Sprecher Daniel Trapp hatte vergangene Woche von einem Polizeieinsatz aufgrund einer möglichen Sicherheitsgefährdung gesprochen, aufgrund dem sich Weidel zur Absage entschieden hätte. Dieser hatte am 23. September 2023 in der Schweiz, im Dorf Einsiedeln, am Wohnort von Weidels Familie stattgefunden, wie die Kantonspolizei bestätigte. Danach war die Politikerin aber wieder im Bundestag anwesend - das für ihren Personenschutz zuständige Bundeskriminalamt (BKA) sah nach eigenen Angaben keine Gefährdung der AfD-Chefin für ihren Auftritt in Mödlareuth. 

Von dem Polizeieinsatz "hatten wir im Vorfeld keine Ahnung", so der Bamberger AfD-Kreisverbandsvorsitzende Michael Weiß, der die Safehouse-Aussage bei Facebook geteilt hatte. "In Mödlareuth habe ich davon das erste Mal gehört und dann weitergegeben, was der Herr Matthias Peterka vor Ort gesagt hat." Peterka ist der Bezirksvorsitzende der AfD Oberfranken. Weiß zeigt sich über die falsche Information äußerst verärgert. "Wenn ich einem Bundestagsabgeordneten und Bezirksvorsitzenden keinen Glauben mehr schenken kann", sei es mit Vertrauen "nicht mehr weit her", sagt der Kommunalpolitiker.

Update vom 06.10.2023: "Lag wohl an Aufenthalt auf Mallorca" - Innenminister Herrmann (CSU) äußert sich zur Causa Weidel

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat in einem öffentlichen Statement Vorwürfe, dass der AfD in Bayern verstärkter Polizeischutz verweigert werde, als "völlig haltlos" und "aus der Luft gegriffen" zurückgewiesen. Damit reagierte Hermann auf eine Auftrittsabsage der AfD-Chefin Weidel und einen von der Partei als "tätlichen Angriff" auf Co-Chef Chrupalla bezeichneten Vorfall in Ingolstadt, den bislang weder Polizei noch Staatsanwaltschaft bestätigen können. "Selbstverständlich werden auch AfD-Politiker und deren Veranstaltungen von der Polizei entsprechend der Gefährdungseinschätzung geschützt", wird Herrmann zitiert.

Im Falle der AfD-Bundestagsfraktionsvorsitzenden Alice Weidel und Tino Chrupalla sei generell das BKA, für den Schutz von konkreten Veranstaltungen die jeweiligen Polizeipräsidien verantwortlich. "Jedenfalls ist die AfD im aktuellen Landtagswahlkampf bislang weder an mich noch ans bayerische Innenministerium mit der Bitte um verstärkten Polizeischutz herangetreten", erklärte Herrmann. "Jetzt zu behaupten, ich lehne einen verstärkten Polizeischutz ab, ist frei erfunden und erlogen." Mit Blick auf die Absage Weidels, an einer Veranstaltung am 3. Oktober in Mödlareuth teilzunehmen, verwies Herrmann auf das BKA.

Ein Sprecher des BKA hatte unter anderem gegenüber inFranken.de geäußert, dass die Absage der Teilnahme nicht auf Veranlassung oder Empfehlung des BKA geschah. "Gefährdungen in oder aus Bayern waren auch für unsere Sicherheitsbehörden nicht ersichtlich", so Herrmann. "Dass Weidel nicht auf Veranstaltungen auftreten konnte, lag wohl an ihrem Aufenthalt auf Mallorca", lautet die klare Ansage. Am Vortag hatte er das Vorgehen der AfD im Fall Chrupalla als "infam und hinterfotzig" bezeichnet. Dieser sei in Ingolstadt von BKA und Polizei beschützt worden. Polizeischutz sei "keinesfalls eine politische Entscheidung, wie es die AfD fälschlicherweise darstellt, vermutlich, um sich wie so oft in eine Opferrolle zu bringen". 

Erstmeldung vom 05.10.2023: Alice Weidel aus Sicherheitsgründen nicht in Mödlareuth? BKA sah keine Gefährdung für AfD-Chefin

Weidel hat ihren Wohnsitz laut eigenen Angaben "im Bodenseekreis" in Baden-Württemberg. Durch ihre schweizerische Lebensgefährtin, mit der sie gemeinsam zwei Söhne großzieht, hat sie nach Eigenaussage auch "qua Definition" auch einen Wohnsitz in der Schweiz. Die Kantonspolizei Schwyz bestätigt auf Anfrage von inFranken.de einen sich am Samstag, 23. September 2023, im Bezirk Einsiedeln zugetragenen Polizeieinsatz. "Aus polizeitaktischen Gründen werden dazu keine weiteren Angaben gemacht", erklärt ein Sprecher gleichwohl. 

Der Sprecher der AfD-Chefin, Daniel Tapp, teilte inzwischen mit, dass sich Weidel nach einem Polizeieinsatz im Zusammenhang mit einer mutmaßlichen Bedrohungslage aktuell auf Mallorca aufhalte. Er bestätigte am Mittwochabend einen "Spiegel"-Bericht, wonach Weidel am Dienstag, dem Tag der Deutschen Einheit, in einer Ortschaft an der mallorquinischen Ostküste in einem Strandrestaurant gesehen wurde - gemeinsam mit ihrer Lebensgefährtin. "Nach dem für die gesamte Familie sehr aufrührenden Ereignis vom 23. September ist sie mit ihrer Lebensgefährtin und den Kindern der Empfehlung gefolgt, einige Zeit ihrer häuslichen Umgebung fernzubleiben, welche ein mutmaßliches Anschlagsziel war", sagte Tapp.

Der AfD-Kundgebung in Mödlareuth blieb Weidel offenkundig auf eigenen Wunsch fern. Die Absage der Teilnahme an der Veranstaltung sei "nicht auf Veranlassung oder Empfehlung des BKA" geschehen, erklärte ein Sprecher des Bundeskriminalamts (BKA) inFranken.de auf Nachfrage. Dem BKA obliegt demnach unter anderem zwar der erforderliche Personenschutz von Bundespolitikern - eine explizite Gefahrenlage für die AfD-Chefin bestand am 3. Oktober indes augenscheinlich nicht. "Konkrete Maßnahmen des BKA beruhen dabei immer auf einer Bewertung der individuellen Gefährdung", teilte der Sprecher mit. Zu taktischen Maßnahmen oder Gefährdungsmomenten könne man darüber hinaus keine Auskunft geben.

Kein "Safehouse": Weidel laut Sprecher nach Polizeieinsatz auf Mallorca

Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, wurde auf der Veranstaltung in Mödlareuth von einem Redner behauptet, Weidel sei in einem "Safehouse", dürfe dieses nicht verlassen und müsse bis auf Weiteres untergetaucht bleiben. Diese Darstellung ist laut Weidels Sprecher Daniel Trapp nicht korrekt. Die Familie der 44-Jährigen sei am 23. September an einen sicheren Ort gebracht worden. Weidel selbst war laut dpa-Bericht in der darauffolgenden Woche auch im Bundestag.

Auf die Frage, wie der Aufenthalt auf Mallorca mit einem möglicherweise durch die Videobotschaft entstandenen Eindruck zusammenpasse, dass es aktuell am Tag der Deutschen Einheit eine Bedrohungslage für Weidel gegeben habe, sagte Tapp: "Man kann sich wahrscheinlich schwer vorstellen, was es mit einer Familie macht, wenn man unter Polizeischutz sein Zuhause verlassen muss." Das habe Weidel dazu bewogen, "einige Tage mit ihrer Familie in Ruhe und relativer Abgeschiedenheit zu verbringen". Weidel hält sich demnach seit Sonntag auf Mallorca auf und will in den nächsten Tagen zurückkehren.

Weidels Co-Parteichef Tino Chrupalla wurde derweil laut Aussage der AfD bei einem Wahlkampfauftritt in Bayern "tätlich angegriffen". Laut Polizei und Staatsanwaltschaft gebe es dafür aber aktuell "keinerlei Erkenntnisse". Weitere Nachrichten aus Hof und Umgebung gibt es in unserem Lokalressort. 

(mit dpa)