Schwarzenbach an der Saale: Erika-Fuchs-Haus - Deutschlands 1. Comic-Museum
Autor: Frank Keil
Schwarzenbach an der Saale, Dienstag, 27. August 2024
Begib dich auf die Spuren von Erika Fuchs und ihrem Beitrag zur Comic- und Sprachkunst im Erika-Fuchs-Haus, dem ersten Comic-Museum Deutschlands in Schwarzenbach an der Saale.
Willkommen in Entenhausen: Schwarzenbach an der Saale ist eine Stadt im oberfränkischen Landkreis Hof und liegt am Nordrand des Fichtelgebirges. Neben dem Jean-Paul-Rundweg und der Gedenk- und Erinnerungsstätte "Langer Gang" hat man seit 2015 mit dem Erika-Fuchs-Haus, dem Museum für Comic und Sprachkunst, eine weit über die Region hinaus bekannte Top-Sehenswürdigkeit inklusive Spaziergang auf den Spuren von Erika Fuchs zu bieten.
Leiterin Frau Dr. Joanna Straczowski stand für ein kurzes Gespräch zu Deutschlands 1. Comic-Museum zur Verfügung, in dessen Anschluss ich den von zahlreichen Fonds und Stiftungen geförderten Neubau besichtigte. Das Multimedia-Museum geht auf Initiative des örtlichen Donald-Duck-Sammlers Gerhard Severin zurück (dessen Schätze auch zu sehen sind) und würdigt das Werk von Erika Fuchs, die von 1951 bis 1988 Übersetzerin und Chefredakteurin des Mickey-Maus-Magazins für den renommierten Ehapa-Verlag war.
Die Grande Dame des deutschen Comics
Frau Dr. Erika Fuchs, 1906 in Rostock geboren und 2005 in München verstorben, lebte von 1933 bis 1984 in Schwarzenbach an der Saale. Ihr Mann Günter Fuchs war Fabrikant und Erfinder, der bis zu seinem Tod 1984 dort eine Ofenfabrik führte. Ihn hatte sie schon während ihres Kunstgeschichte-Studiums in München kennen- und lieben gelernt und folgte ihm in die Provinz. Das Ehepaar hatte zwei Söhne. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete sie als Übersetzerin für amerikanische Zeitschriften, bevor sie zur neu gegründeten deutschen Mickey Maus kam und zur Grande Dame des deutschen Comics wurde.
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Fast 40 Jahre lang übersetzte die promovierte Kunsthistorikerin Disney-Comics, vor allem Geschichten von Carl Barks rund um die Familie Duck ins Deutsche. Mit ihren Wortspielereien, Sprachschöpfungen ("dem Ingeniör ist nichts zu schwör") und Zitaten prägte Erika Fuchs nachhaltig die Deutsche Sprache. Sie versah den Comic mit Bildung, ließ Donalds Neffen Tick, Trick und Track in Anlehnung an Schiller (Rütlischwur bei Wilhelm Tell) versprechen: "Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, in keiner Not uns waschen und Gefahr." Die Verwendung der Inflektivform für Geräusche (knatter, stöhn, knarr) als auch für nicht geräuschhafte Vorgänge (grübel, schluck, bibber) wird ihr zu Ehren auch als "Erikativ" bezeichnet.
In vielen Geschichten wimmelt es nur so von lokalen Bezügen und Anspielungen, wenn Donald mit seinen Neffen zum Skilift an den Ochsenkopf oder zum Baden an den Fichtelsee fährt. Mehr dazu kann man bei einem Spaziergang auf ihren Spuren durch Schwarzenbach erleben, unter anderem vorbei an der Bäckerei Köppel, deren Anisplätzchen Erika Fuchs im Mickey Maus-Heft 33/1970 verewigte.
Daniel Düsentrieb in seiner Erfinderwerkstatt
Ihr Leben, Werk und die zahlreichen Ehrungen (u.a. nach Carl Barks zweites Ehrenmitglied bei D.O.N.A.L.D. – Deutsche Organisation Nichtkommerzieller Anhänger des lauteren Donaldismus) bilden den Ausgangspunkt einer höchst sehenswerten Ausstellung über Comicgeschichte, die Welt von Entenhausen (inkl. interaktivem Stadtplan) und heutiges Comicschaffen.
Bequem reisen mit der Deutschen Bahn - Info & BuchungDazu gehören ein animierter Kurzfilm, der in die Geschichte des Comics einführt, das Talerbad in Onkel Dagoberts Geldspeicher und Daniel Düsentrieb in seiner Erfinderwerkstatt.