Druckartikel: Albtraum für jeden Autofahrer: A9 hat traurige Verkehrsgeschichte geschrieben

Albtraum für jeden Autofahrer: A9 hat traurige Verkehrsgeschichte geschrieben


Autor: Günter Flegel

Münchberg, Montag, 03. Juli 2017

Der Bus gilt als eines der sichersten Verkehrsmittel. Bilder von schweren Unfällen brennen sich aber ins Gedächtnis.
Schreckliche Bilder: Am 19. Oktober 1990 waren auf der A9 bei Münchberg 121 Fahrzeuge in eine Massenkarambolage im Nebel verwickelt, darunter auch Busse. Zehn Menschen starben, 122 wurden verletzt. Foto: dpa


Die Bus-Katastrophe auf der A9 bei Münchberg vom Montag weckt Erinnerungen. Wiederholt hat es in der Bundesrepublik und auch in Franken schwere Unfälle mit Bussen gegeben. Und die Strecke, auf der sich das aktuelle Unglück ereignet hat, war bis zu ihrem Ausbau berüchtigt: Auf der A9 hatten sich in der Münchberger Senke 1990 und 2003 zwei der schwersten Massenkarambolagen Deutschlands ereignet.

Am 19. Oktober 1990 kam es auf der A9 bei Münchberg nach plötzlich auftretendem Nebel zu einem verheerenden Unfall. Gegen 8.30 Uhr meldete ein Verkehrsteilnehmer der Polizei einen Auffahrunfall mit zehn Fahrzeugen in der Münchberger Senke. Zehn Minuten später waren rund einhundert Fahrzeuge ineinander gefahren. Fünf Autos standen in Flammen, es gab zahlreiche Verletzte. Polizei und Rettungsdienste waren noch nicht vor Ort, als ein 38 Tonnen schwerer Milchlastzug in den Stau fuhr. Bei dem Unfall wurden zehn Menschen getötet und 122 verletzt, 38 schwer.


Brücke über das Tal

Um die Gefahr durch Nebel zu verringern, wurde die Fahrbahn beim sechsspurigen Ausbau der A9 höher gelegt: Für 38 Millionen Mark entstand zwischen bis 2000 eine 500 Meter lange Brücke. Trotzdem ereignete sich am 11. April 2003 erneut ein schwerer Unfall bei Münchberg: Bei Schneefall rasten 182 Fahrzeuge ineinander - mehr als 1990, aber mit weniger gravierenden Folgen: Es gab keine Toten und "nur" 56 Verletzte, davon 18 Schwerverletzte.

2001 war die A9 noch einmal in die Schlagzeilen geraten: Am Abend des 21. Dezember waren zwischen Bayreuth und der Landesgrenze zu Thüringen bei starkem Schneefall mehrere zehntausend Fahrzeuge auf der Autobahn liegen geblieben. Die Autos und Lkw stauten sich bei minus 13 Grad auf 100 Kilometer, nach Schätzungen saßen mehr als 100 000 Menschen fest. Am nächsten Morgen rief der Landkreis Bayreuth den Katastrophenfall aus, Bergwacht und Bundeswehr setzten Schneemobile ein, um die Eingeschlossenen zu erreichen. 1800 Personen wurden in Turnhallen versorgt.


Busunfälle in Franken

Am 28. Januar 2007 wurden auf der A3 bei Marktheidenfeld (Unterfranken) 44 Menschen verletzt, als ein Reisebus aus Belgien auf der Autobahn Würzburg - Frankfurt verunglückte. Vermutlich war der Fahrer kurz eingenickt, worauf der Bus eine Böschung hinab stürzte. Beide Fahrer und die 42 Passagiere wurden verletzt.

Am 14. November 2011 verunglückte ein Reisebus im dichten Nebel bei Fürth. Das Fahrzeug mit 40 Personen an Bord war kurz vor 1 Uhr nachts von der Straße abgekommen und gegen mehrere Bäume geprallt. Zwei Passagiere wurden schwer, weitere 16 leicht verletzt.

Am 4. April 2012 endete ein Busausflug bei Marktschorgast tragisch: Ein aus Richtung Berlin kommender Reisebus mit Insassen aus Spanien und Portugal verunglückte auf der A9 schwer. Der mit 51 Personen besetzte und in der Tschechischen Republik zugelassene Bus fuhr auf einen Kleinlaster auf, der wegen einer Panne auf der mittleren Spur liegen geblieben war. Der Busfahrer und neun weitere Insassen wurden verletzt.

Elf Verletzte gab es am 4. Mai 2015 bei einem Busunfall auf der A73 bei Feucht südlich von Nürnberg. Der Reisebus war gegen 4.30 Uhr auf den Grünstreifen geraten und hatte sich überschlagen. Vermutlich war der Fahrer auf der nassen Fahrbahn zu schnell unterwegs.


2012: Rettungstat auf der A3

Mit ihrem beherzten Eingreifen hat eine 73 Jahre alte Busreisende am 25. September 2012 auf der A3 bei Mainstockheim in Unterfranken einen schweren Unfall verhindert.

Die Frau konnte den voll besetzten Reisebus kurz nach dem Biebelrieder Kreuz an der Leitplanke zum Stehen bringen, nachdem die Fahrerin Kreislaufprobleme bekommen hatte. Alle 49 Insassen blieben unverletzt.
Gegen 10 Uhr hatten die 47-jährige Omnibusfahrerin auf der Fahrt in Richtung Nürnberg die Kräfte verlassen. Das 24 Tonnen schwere Gefährt voller Fahrgäste geriet führerlos immer weiter nach rechts und fuhr auf eine sechs Meter tiefe Böschung zu. Die Seniorin, die auf einen der vorderen Plätze saß, bemerkte die brisante Situation und übernahm beherzt das Steuer. Sie trat auf die Bremse. Das Fahrzeug wurde zwar auf der gesamten Länge verkratzt, als es an der Leitplanke entlang schrammte, kippte aber nicht um und war danach sogar noch fahrbereit.

Die angeschlagene Fahrerin wurde in ein Krankenhaus gebracht. Den Bus fuhr ein Beamter der Autobahnpolizei zur nächsten Rastanlage, wo die Reisegruppe auf einen Ersatzfahrer wartete. Die Gruppe war von Niedersachsen in Richtung Österreich unterwegs.


Tod im Bus

Dezember 2014 Bei einem Busunfall auf der A4 bei Bad Hersfeld kommen fünf Menschen ums Leben. Der Bus war eine Böschung hinabgestürzt.

Juli 2014 Elf Menschen sterben, als auf der A4 bei Dresden ein Reisebus aus Polen auf einen ukrainischen Bus auffährt.

September 2010 14 Reisende aus Polen sterben bei Berlin, als ihr Bus von einem Auto gerammt wird und gegen einen Brückenpfeiler kracht.

November 2008 Nahe Hannover geht auf der A2 ein Reisebus wegen eines technischen Defekts in Flammen auf. 20 Mitglieder einer Reisegruppe kommen ums Leben.

Juni 2007 Auf der A14 bei Magdeburg sterben 13 Bus-Insassen. Ein Lastwagen war auf den Bus aufgefahren.