Druckartikel: Zweite Biersorte beim Eberner Altstadtfest steht fest

Zweite Biersorte beim Eberner Altstadtfest steht fest


Autor: Ralf Kestel

Ebern, Mittwoch, 22. Juli 2015

Die Reckendorfer Schlossbrauerei ließ als neuer Festwirt ihre Kundschaft entscheiden, welcher Gerstensaft neben dem Weizen ausgeschenkt wird. Bei über 26.000 Klicks kam es zu einer regelrechten Kampfabstimmung.
Frisch gezapft schmeckt's am besten. Egal welche Sorte.Foto: Ralf Kestel


Na klar ist Lager eine Biersorte. Untergärige Vollbiere werden so bezeichnet, wenn sie nur schwach gehopft sind. Aber im Vorfeld zum Eberner Altstadtfest ging es nicht um die Biersorte Lager, sondern um zwei Fan-Lager. Solche, die sich lieber ein Kellerbier gönnen, oder die anderen, denen das Helle Export besser mundet.
Beide Sorten kommen aus der Schlossbrauerei in Reckendorf, und deren Geschäftsleitung hatte sie im Vorfeld zum Altstadtfest zur Abstimmung gestellt. Die Kunden sollten mitreden dürfen, welche zweite Biersorte neben dem Recken-Weizen zum Ausschank kommt.

Und wie sie mitgeredet haben und mitentschieden. Seit dem Start des entsprechenden Online-Votings auf www.infranken. de klickten sich die Bierfreunde die Finger wund. 26.225 Votes wurden verzeichnet. 63,79 Prozent der Teilnehmer sprachen sich für Helles Export aus, 36,21 Prozent für Keller-Bier.

Vom Erfolg der eigenen Marketing-Idee ist Dominik Eichhorn, der Geschäftsführer der Recken-Bräu, selbst überrascht. "Mit so einer Resonanz hatten wir nicht gerechnet. Diese Dimension hat uns alle verblüfft."
Selbst am Gewinnspiel, bei dem ein Hektoliter Freibier zu gewinnen war, beteiligten sich 1000 Besucher der Online-Seite der Mediengruppe Oberfranken (MGO).

Bis 3.30 Uhr geklickt

Eichhorn hat für diese "gute Startaktion als neuer Festwirt beim Eberner Altstadtfest" auch eine Erklärung: "Da haben sich zwei Fanlager übers Internet regelrechte ,Schlachten' geliefert und über Facebook-Gruppen für ihren Favoriten und um Mitstreiter geworben."

In der Tat wechselte die Führung über mehrere Tage hinweg. Ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen. Als sich eine Mehrheit für das Export-Bier abzeichnete, kam es zu mehreren Beschwerden aus dem Keller-Lager, nicht "dass das noch Ausmaße annimmt wie beim Bamberger Bierkrieg 1907", wie Tobias Loch argwöhnte über "Mysterium". Er und seine Keller-Freunde unterstellten der Gegenseite unlautere Methoden, da selbst "unser mühsames Upvoten bis halb vier Uhr in der Früh von der Gegenseite zunichte gemacht wurde", wie ein Maxim Brodmerkel schrieb. Die bloße Anzahl von 400 Stimmen für Export innerhalb von 15 Minuten machte ihn stutzig.

Sein Kollege Daniel Lösel, der die Idee zur Abstimmung "grundsätzlich als witzige und feine Sache" beurteilt, verwundete, dass technische Tricks eingesetzt wurden, da seine Gruppe mit fünf Leuten auf unterschiedlichen Geräten nicht mehr mithielt . Lösel: "Ob das jetzt an einem elektronisch geschalteten Programm liegt, welches automatisch für das Exportbier stimmt, oder wirklich an einer verrückten Gruppe von zirka 15 Mann (das haben wir mal grob überschlagen), welche noch dazu den ganzen Tag abzustimmen scheint, wird wohl niemand erfahren."

Ein Trugschluss: Nach Informationen unserer Zeitung wollen sich die Gewinner beim Altstadtfest zu erkennen geben. Sieger-T-Shirts wurden schon in Auftrag gegeben. Den Vorwurf einer Manipulation weist Firmen-Chef Eichhorn weit von sich. "Wir haben das neutral beobachtet und keinerlei Einfluss genommen. Wir haben von beiden Biersorten ausreichend auf Lager", schmunzelt er in seinem Büro in Reckendorf.

Als ausgewiesener Bier-Sommelier hat er sich mit der Entscheidung der Mehrheit schon angefreundet. "Es ist gar nicht so schlecht, wenn nicht nur zwei unfiltrierte Sorten gezapft werden. Jetzt gibt es neben dem Weizen halt auch noch eine filtrierte Sorte. Eine gute Lösung", meint er.

Längst abgeschlossen sind die Personalplanungen für die zwei Ausschankstände. "Wir bauen dabei zum Teil auf unser eigenes Personal. Aber auch das Interesse unter den Leuten, die schon früher im Einsatz waren, war groß, und viele haben sich freiwillig bei uns gemeldet, so der Brauerei-Geschäftsführer, der es kaum noch abwarten kann, bis er am Samstag um 18 Uhr zusammen mit Bürgermeister Jürgen Hennemann das erste Fass (Helles Export) anzapft.

Beim Gewinnspiel im Zusammenhang mit der Biersorten-Abstimmung auf
www.infranken.de wurde

Lena Langguth
aus Ebern


als Siegerin ermittelt. Sie erhält einen Hektoliter Freibier.