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Zwei stillen Helden zur Erinnerung


Autor: Helmut Will

Ebern, Dienstag, 31. Mai 2016

Gemeinsam mit Gästen aus Frankreich gedachte man in Ebern des Arztes Dr. Baumann und des Priesters Abbè Launay.
Das friedensstiftende Wirken von Dr. Wilhelm Baumann und Priester Abbè Lanuay ist auf der Gedenktafel dargestellt, die am Dienstag (von links) von Michel Lefèvre, Bürgermeister Jürgen Hennemann und Christoph Dupire "enthüllt" wurde.  Foto: Helmut Will


Seit Sonntag weilen in Ebern Gäste des Rotary-Club`s aus der Normandie in Frankreich. Am morgigen Donnerstag werden sie die fränkische Kleinstadt, mit der sie sich durch Dr. Wilhelm Baumann, ehemaliger Arzt in Ebern und 1944 Major der deutschen Wehrmacht, verbunden fühlen, wieder in Richtung Camembert/Frankreich verlassen. Zusammen mit ihren Gastgebern enthüllten die französischen Gäste am Montagabend eine Gedenktafel zu Ehren Dr. Baumanns in der Nähe seines ehemaligen Wohnhauses in der Friedrich-Rückert-Anlage.

Nachdenkliche Gesichter bei den Gästen aus Frankreich und ihren Eberner Gastgebern, als Bürgermeister Hennemann und der Präsident der Rotarier aus Camembert, Christoph Dupire, an die "zwei stillen Helden", Dr. Wilhelm Baumann und Abbè Launay, erinnerten.

Der ehemalige Eberner Arzt diente ab 1939 als Stabsarzt bei der Wehrmacht und hat durch seinen Mut unsinniges Sterben von Soldaten gemeinsam mit dem französischen Priester Abbè Lanuay, Pfarrer von Tournay-sur-Dives, am 21. August 1944 in der Normandie verhindert, indem er kapitulierte und somit vermutlich zehntausenden Menschen das Leben rettete.


"Abschlachten von Menschen verhindert"

Nach den Worten des Bürgermeisters, ermöglichte es Dr. Baumann dem französischen Priester, die weiße Fahne auf der Kirche zu hissen und in einem "Rotkreuzpanzer" zu den Alliierten zu fahren, um zu kapitulieren. "Damit war ein weiteres Abschlachten von Menschen verhindert", so Hennemann. "Unser Eberner Arzt handelte gegen den Befehl des Hitlerregimes und riskierte damit sein Leben. Das zeigt, dass es im mörderischen Krieg Zeichen von Menschlichkeit gibt", so der Bürgermeister. Dr. Baumann habe die aussichtlose Lage der deutschen Armee erkannt und allein auf sich gestellt schlimmes verhindert.

Besonders dankte Hennemann Michel Lefèvre, einem ehemaligen Tierarzt, dessen Forschungsdrang es zu verdanken sei, dass man heute eine Gedenktafel enthüllen und einen "Friedensbaum" pflanzen könne. "Michel Lefèvre verdanken wir die heutige Veranstaltung. Er hat die Heldentat von Dr. Baumann erforscht und nach Ebern gebracht."

Der so Gewürdigte hörte dieses Lob sichtlich gerne und bedankte sich für die netten Worte des Bürgermeisters. Die Eberner haben die Beziehungen zu verschiedenen Organisationen und besonders zu Michel Lefèvre vertieft. Der Franzose hat ein Buch mit dem Titel "Die stillen Helden" über Major Baumann und den französischen Pfarrer Launay geschrieben. Er war es, der mit seinen Forschungen über Dr. Wilhelm Baumann bis nach Ebern gekommen ist.


Apfelbaum gepflanzt

Im Jahr 2011 streute er Erde aus der Normandie auf das Grab von Baumann. "Mit der Tafel wollen wir erinnern an die Heldentat, diese den Eberner Bürgern bekannt machen, um aus der Geschichte zu lernen, aber auch mahnen, dass solche schrecklichen Kriege nicht mehr passieren und der Frieden bewahrt wird", so Hennemann. Tafel und Baum stünden heute nur provisorisch da. Sie würden noch entsprechend des Beschilderungskonzeptes der Altstadt von Ebern aufgestellt, erläuterte der Bürgermeister. Mit dem Apfelbaum werde der Bezug zur Normandie hergestellt und sinniger Weise trage dieser Baum den Namen Malus "Baumanns Renette."

Christoph Dupire, Präsident der Rotarier aus Camembert, sprach zu den "Freunden aus Ebern" und sagte, dass Dr. Baumann ein guter und tapferer Mensch gewesen sei, der keine Lobeshuldigungen brauche, den man aber nicht vergessen sollte. Dupire warf einen Blick in die Geschichte zurück, in die Normandie, in ein Dorf mit etwa 500 Seelen. Jeder getötete sei einer zu viel. Abbè Lanuay und Dr. Baumann hätten in ihren Berufen als Priester und Arzt Menschen geholfen, beiden wollten nur eines: "Paix - Frieden."


Die Waffen schwiegen

Gemeinsam sei es ihnen gelungen die Hürden der Militärhierarchie zu überwinden und ihr Anliegen durchzusetzen. Danach wurde Dr. Baumann Kriegsgefangener, die Waffen schwiegen, alles wurde still. Beide waren Helden, auch wenn sie ihre Tat selbst nicht als außergewöhnlich so empfanden, aber es habe sie verbunden. Um die Mittagszeit des 21. August 1944 endete das Massaker in der Normandie, dem größten westeuropäischen Schlachtfeld. Ein Gespräch ohne Waffen beendete die Schlacht.

Dupire: "Sie waren stille Helden. Gemeinsam haben wir es uns mit den Eberner Freunden zur Aufgabe gemacht die Erinnerung an die beiden stillen Helden zu bewahren. Wir sind bewegt und glücklich heute mit ihnen an der Erinnerungstafel dabei sein zu dürfen." Frieden sei nicht für immer, wie das Weltgeschehen zeige. Aufgabe sei es heute, an die Taten von Dr. Baumann und Abbè Lanuay zu erinnern und aus der Asche der Schlacht von 1944 eine Friedenblume wachsen zu lassen, sie zu hegen und zu pflegen, damit es gelinge die Welt von morgen zu gestalten.

Hennemann dankte für die netten Worte, die von Ute Arbogast, einer Deutschen, die nach Frankreich geheiratet hat, übersetzt wurden. Gemeinsam wurden anschließend im "Streitsgarten" in Ebern fränkische und französische Spezialitäten genossen.


Durch den Landkreis

Am heutigen Mittwoch besuchen die Gäste aus Frankreich ehemalige Grenzanlagen zur DDR bei Schweikershausen und die Stadt Königsberg, wo sie von Kurt Sieber mit den dortigen Rotariern bekannt gemacht und Wissenswertes über die Regiomontanusstadt erfahren werden. Eine Kirchenführung in Limbach und ein Konzert beschließt den Tag in den Haßbergen. An den Tagen zuvor wurden die Burgruine Altenstein und Bamberg besucht. Am Donnerstag werden die Gäste aus Frankreich von Bürgermeister Jürgen Hennemann verabschiedet.