Zwei Männer, eine Vision
Autor: Sabine Weinbeer
Oberaurach, Donnerstag, 20. März 2014
Harald Schmittwolf und Manfred Finster bringen neues Leben in die Ehinger-Villa in Tretzendorf. Aus dem Gebäude einer stillgelegten Molkerei soll eine moderne Firmenzentrale werden.
Die Umschwärmte in dieser besonderen Dreiecksgeschichte ist die so genannte "Ehinger-Villa" in Tretzendorf, 1897 erbaut, eines der prägnantesten Häuser in ganz Oberaurach, das jetzt durch die Firma "Vereinigte Finanzkaufleute" mit neuem Leben erfüllt wird. Verantwortlich zeichnen dafür Harald Schmittwolf, Hauptaktionär und Vorstand der Beratungsfirma, und sein Planer Manfred Finster.
"Als ich das Haus in der Zeitung gesehen habe, wollte ich das haben", erinnert sich Schmittwolf, dessen Firma sich in Neuschleichach entwickelte - und im Laufe der Zeit dort aus allen Nähten platzte. Sowohl die Büro- als auch die Parksituation war mehr als beengt.
Manfred Finster war früher Bauamtsleiter bei der Gemeinde Oberaurach und die Zukunft der Ehinger-Villa lag ihm am Herzen, seit die Molkerei auf dem Gelände vor Jahren den Betrieb einstellte. Sein früher nebenberufliches Planungsbüro betreibt er auch im Ruhestand weiter und so kamen der Planer und der neue Eigentümer in Kontakt.
Seit drei Jahren ist Schmittwolfs Firma Eigentümer des großen Areals, zu dem neben der Villa die früheren Betriebsgebäude der Molkerei, eine Parkanlage unterhalb und weiterer Grund bis zum überplanten Siedlungsgebiet Tretzendorf gehören. Für die gesamte Fläche haben Schmittwolf und Finster Pläne, derzeit sind sie aber noch intensiv mit dem Hauptgebäude beschäftigt.
Chrakter soll erhalten bleiben
Die Büros der Finanzkaufleute sind zwar im letzten Jahr umgezogen, doch im ganzen Haus befinden sich noch Baustellen. Schmittwolf legt größten Wert darauf, dass der Charakter des Hauses erhalten bleibt, deshalb spielen sich alle Umbauarbeiten im Inneren ab. Hier wurde isoliert, zehn Kilometer EDV-Kabel wurden verlegt, eine eigene Standleitung von Eltmann herangeführt. Innen war in den zurückliegenden Jahrzehnten immer wieder umgebaut worden. Unter den abgehängten Gipskartondecken kamen noch wenige Reste von Stuck zum Vorschein, deren Ergänzung muss allerdings noch etwas warten, bis dringendere Arbeiten abgeschlossen sind.
Bei einem Durchgang durch das Haus sieht man, dass hier mit Gespür gearbeitet wird. Penibel wurden die Reste des alten Terrazzobodens erhalten, neue Bodenbeläge daran angepasst. Wenn der Umbau in der Villa und dem ebenfalls unter Denkmalschutz stehenden Sandstein-Anbau abgeschlossen ist, stehen die nächsten Schritte an, Harald Schmittwolf hat nämlich einen Zehn-Jahres-Plan. Der sieht vor, im oberen Bereich des Grundstücks seniorengerechte Wohnungen zu schaffen. In den ehemaligen Molkerei-Zweckbauten sollen die Dienstleister für die dortigen Bewohner Platz finden: eventuell eine Küche, Physiotherapie, medizinische Versorgung - je nachdem, wie sich das Projekt entwickelt.
Der Park soll wiederbelebt werden
Schmittwolf denkt langfristig und nachhaltig. So ist es auch sein Ziel, den benötigten Strom selbst zu erzeugen, eine erste Photovoltaikanlage wurde bereits auf dem Dach eines Nebengebäudes errichtet. Außerdem freut er sich schon heute auf den Park, den er ebenfalls "wiederbeleben" möchte. Hier könnte er sich auch hin und wieder eine kulturelle Veranstaltung für die Öffentlichkeit vorstellen.
Wer ihn und Finster die Pläne erläutern hört, sieht sich vor seinem geistigen Auge schon an einem lauen Sommerabend dort sitzen und einem Musikensemble lauschen.