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Zuhörer riss es von den Stühlen


Autor: Simon Albrecht

Pfarrweisach, Montag, 20. November 2017

Mit ihrem böhmischen Abend begeisterte die Blasmusik Kraisdorf ihr Publikum im Pfarrsaal von Pfarrweisach. Verdiente Musiker erhielten eine Ehrung.
Mit böhmisch-mährischer Blasmusik wartete die Blasmusik Kraisdorf im Pfarrsaal Pfarrweisach auf und sorgte drei Stunden lang für Stimmung. So sah es am Ende im Saal aus: Die Musikanten mischen sich unter die Gäste - und die hielt es nicht mehr auf den Stühlen. Sie klatschten rhythmisch beim "Böhmischen Traum" mit.Simon Albrecht


"Wenn man euch bucht, ist der Saal voll" - diese anerkennenden Worte sagte Bürgermeister Ralf Nowak am Samstagabend beim "Böhmischen Abend" der Blasmusik Kraisdorf, zu dem die Kapelle in den Pfarrsaal von Pfarrweisach eingeladen hatte. Und in der Tat: Bei der zehnten Auflage spielten die Musikanten um Dirigent Gerhard Eller vor vollem Haus böhmische Polkas, Walzer und Märsche in einem bunt gemischten Programm, aufgelockert durch Gesangsbegleitung vom Solisten bis zum Sextett.
Vorsitzender Herbert Schönmann sagte bei der Begrüßung: "Polkas, Walzer und Märsche sind wieder ,in' - man sieht es auf der Bühne." Damit meinte er die vielen jungen Leute in der Kapelle. Professionalität und eine starke Dorfgemeinschaft, wie sie in Kraisdorf vorherrsche, zeichne die Kapelle aus, fügte Bürgermeister Nowak hinzu.
Aufgrund der Jubilare, die für 45 bis 70 Jahre Musizierens geehrt wurden (siehe nebenstehenden Bericht), seien einige "Oldies" der böhmisch-mährischen Musik ins Programm aufgenommen worden, sagte Moderator Elmar Schneidawind.


Zwei Zugaben waren fällig

Von wegen "November-Blues": Die Gäste sangen, klatschten rhythmisch bei der Amsel-Polka und beim "Trompeten-Echo" von den Oberkrainern, oder schunkelten bei "Der Mond hält seine Wacht" und beim "Böhmischen Wind" mit, der kräftig durch den Pfarrsaal blies. So ließen die Gäste nach drei Stunden die Musikanten erst nach zwei Zugaben von der Bühne. Beim "Böhmischen Traum" ging es nochmals in die Vollen, als sich ein Teil der Musikanten unter das Publikum mischte.
Beim "Böhmischen Abend" sind fünf "Urgesteine" der Blasmusik Kraisdorf für 70 und 60 Jahre Musizieren geehrt worden, darunter Gerhard Eller für 45 Jahre Tätigkeit als Dirigent.
"70 oder 60 Jahre Musik machen - das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen", sagte anerkennend der Kreisvorsitzende des Nordbayerischen Musikbundes, Peter Detsch (Gädheim). Er dankte dem Verein dafür, dass er bei Kreis- und Bezirksversammlungen immer gut vertreten sei. Mit Vorsitzendem Herbert Schönmann zeichnete er folgende Musikanten mit den Ehrennadeln des Nordbayerischen Musikbundes aus: Reinhold Schaad für 70 Jahre Musizieren, Ludwig Dirauf, Rudi Eller und Hans Schneidawind für 60 Jahre sowie Gerhard Eller für 45 Jahre Dirigententätigkeit. Eller sei, so viel er wisse, der erste Dirigent in der Region mit solch einer langen Laufbahn.
Die Laudatio auf die Geehrten hielt Vorsitzender Schönmann.


Die Geehrten

Reinhold Schaad ist mit 81 Jahren Ältester in der Kapelle und einer der wenigen Lyra-Spieler im Kreis. Er lernte 1947, mit elf Jahren, das Klavierspielen und saß drei Jahre später auf dem Orgelbock der Pfarrkirche St. Kilian in Pfarrweisach. Bis heute spielt er außerdem die Orgel in der Kraisdorfer Kirche.
Hans Schneidawind ist nur ein Jahr jünger und mit seiner Posaune seit der Gründung dabei. Zuvor hatte er das Musikspielen bei der Kirchenmusik Pfarrweisach gelernt und war kurz bei den Leuzendorfer Musikanten. Er war lange Jahre im Vorstand und stets "Antreiber" in der Kapelle gewesen.
Ludwig Dirauf ist ebenfalls 60 Jahre aktiv. Er ist als Gründungsmitglied als Einziger vom ersten Ausbildungsjahrgang übrig. Vor 60 Jahren hat er mit dem Klavierspielen angefangen und spielt seit seiner Zeit in der Kapelle das Waldhorn oder Es-Horn. Schönmann bezeichnete ihn als "zuverlässigen Musikanten, Kamerad und Freund".
Rudi Eller bezeichnete Schönmann als einen der Gründungsväter der Blasmusik. Eller habe sich 1970 mit Willy Grimmer, Ernst Kettler und Friedrich Müller mehrmals getroffen, um schließlich "beim Bühler" zur Gründung einer Kapelle eingeladen. Wie Dirauf hatte Rudi Eller 1957 mit dem Klavierspielen angefangen, war im Posaunenchor Fischbach und dann bei der Blasmusik Kraisdorf. Heute spielt er die Basstrompete.
Gerhard Eller, seit der Gründungsversammlung in der Kapelle, bekam von Detsch die Goldene Ehrennadel für 45 Jahre als Dirigent. Wie Schönmann sagte, habe es Eller immer verstanden, die Musikanten zu motivieren. Bis zum heutigen Tag sind es etwa 170 Musikanten gewesen, "die Gerhard Eller musikalisch ausgebildet und zu teamfähigen Gruppenmitgliedern für die Kapelle geformt hat".