Zugverbindung Ebern-Bamberg wird gut angenommen
Autor: Ralf Kestel
Ebern, Freitag, 22. August 2014
Es ist nur eine Nebenstrecke, doch die Züge zwischen Ebern und Bamberg werden gut genutzt. An diesem Wochenende sowieso.
"Was ist denn hier los?", staunte ein Berufspendler, als er am Donnerstag mit dem 17-Uhr-Zug in seine Heimatstadt zurückkehrte. "Wir fahrn zur Sandkerwa," schallte es ihm dutzendfach entgegen. Ähnlich erging es den Samtagsausflüglern des Kulturvereins Reutersbrunn vor einer Woche, als sie mit dem ersten Zug am Morgen in Richtung Gäubodenfest nach Straubing aufbrachen und erst kurz vor Mitternacht zurückkehrten. "Der Lumpensammler war fei noch ganz schön voll", raunte Hans Jopp, der Reisemanager der Kulturfreunde.
Keine Momentaufnahmen: Die Züge auf der Nebenstrecke Bamberg-Ebern werden immer besser angenommen. Nicht nur wegen der Feste.
Erfreuliche Entwicklung
Zwar gibt es noch kein fundiertes Zahlenmaterial, aber sowohl die Experten bei der Agilis-Verkehrsgesellschaft mit Sitz in Regensburg wie auch beim Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) sprechen schon jetzt von einer Erfolgsgeschichte. VGN-Sprecher Manfred Rupp: "Eine erfreulich positive Entwicklung der Fahrgastzahlen."
Seit dem 1. Januar 2010 gehört die Strecke zum Nürnberger Verkehrsverbund. Noch ist Ebern dessen nördlichster Endbahnhof, was sich bald ändern wird, weil der Landkreis Lichtenfels auf den VGN-Zug aufspringt.
Die Verbesserungen seither listet Rupp im Gespräch mit inFranken.de auch auf: Verbund-Effekte, Stundentakt, mehr Nachtzüge, neuer Betreiber seit Juni 2011, neue Züge, die bei den Kundenumfragen stets mit Bestnoten bedacht werden. Was auch Jürgen Lohm samt Familie bei der Mitfahrt bestätigte "Die Züge sind immer wirklich sauber und bequem."
Weitere Verbesserungen
An weiteren Verbesserungen, wie der Verkürzung der Fahrzeit zwischen Ebern und Bamberg, wird gearbeitet. Wegen der Schließung von drei Feldwegübergängen im Bereich von Rentweinsdorf sowie Lichtzeichen und Schranken, wie sie für den Übergang an der Hetschingsmühle noch heuer gebaut werden sollen, muss der Lokführer nicht mehr so häufig abbremsen und hupt auch nicht mehr so aufdringlich. "Dadurch werden höhere Geschwindigkeit möglich, die Fahrzeit verkürzt sich", so Rupp. Als weiteren Vorzug listet der VGN-Sprecher den Gemeinschaftstarif auf: ein Fahrschein für alle Verkehrsmittel. "Darüber hinaus ist für Umsteiger und Weitfahrer der VGN-Fahrpreis günstiger als vorher die einzelnen Fahrausweise in Summe. Beides führt, wie auch die Marketingaktionen im Zusammenhang mit einer Verbundintegration, zu Steigerungen bei den Fahrgastzahlen", hat Rupp errechnet.
Mehr Touristen
"Wie uns die Touristiker und Landkreisvertreter berichten, hat die Integration in den VGN die Besucherzahlen im Tagestourismus erhöht. Mittlerweile bieten wir unseren Kunden für den Raum Haßberge fünf Wanderprospekte, einen Radtouren-Führer und die Städtetour nach Ebern an. Damit haben wir den Naturpark Haßberge den Nürnbergern sicher bekannter gemacht", sieht sich der VGN-Sprecher als Botschafter der Haßberge.
Den touristischen Aspekt unterstreicht auch Agilis-Sprecher Michael Rieger: "Mein Eindruck ist auch, dass die Züge besonders im Freizeit- und Gelegenheitsverkehr auf der gesamten Linie Ebern-Bamberg gut angenommen werden. Seit der Betriebsaufnahme 2011 versuchen wir, den Freizeitverkehr zu vermarkten, zum Beispiel durch Partnerschaften mit ausgewählten Tourismuszielen, die bei der Anfahrt Eintrittsermäßigungen gewähren. "
Schülerzahl schwindet
Der steigenden Nutzung im Freizeitverkehr stünden jedoch rückläufige Schülerzahlen gegenüber, der demographische Wandel mache sich bereits bemerkbar. "Die Schüler, die täglich einen Teil des Schulweges in unseren Zügen zurücklegen, sind eine bedeutende Nutzergruppe", so Michael Rieger. Konkrete Zahlen hat Rieger aber noch nicht parat. Bis Ende Juli wurde erstmals eine repräsentative Erhebungen durchgeführt. "Die Daten werden derzeit ausgewertet."
Aus Gesprächen mit dem Personal vor Ort weiß Rieger aber, dass die großen Feste das vorhandene Fahrgastaufkommen zweifelsohne nochmals steigern. "Während des Altstadtfestes in Ebern haben Besucher unsere Züge vor allem nachmittags und am Abend sehr stark genutzt. Zur Sandkerwa in Bamberg reisen die Fahrgäste verstärkt am Wochenende per Zug an."
Wer als Samstag-, Sonntag- oder Montagabend also einen Sitzplatz ergattern will, muss sich sputen bzw. darf für die Heimfahrt nicht bis auf den letzten Drücker die Bierbank im Sand drücken.