Zierliche Frau, grandiose Stimme
Autor: Günther Geiling
Gleisenau, Montag, 18. April 2016
Ein begeistertes Publikum feierte in der Weinscheune Schäfer in Gleisenau die amerikanische Sängerin Sydney Ellis und ihre beiden Begleitmusiker.
Einmalige Atmosphäre und einen Abend voller zauberhafter Momente mit Musik aus New Orleans und Kansas City erlebten die zahlreichen Besucher am Wochenende in der "Weinscheune Schäfer" in Gleisenau. Mit einer Mischung aus Jazz, Blues und Spiritual präsentierten die amerikanische Sängerin Sydney Ellis, Bassist Doc Ellis und Gitarrist Andreas Diehlmann ein abwechslungsreiches Programm. Das Publikum ließ sich immer wieder zu Beifallsstürmen und rhythmischem Klatschen hinreißen.
Schwierige Nummern
Sydney Ellis hatte schon ihren zweiten Auftritt bei der Kulturgemeinde Ebelsbach-Eltmann und so war es kein Wunder, dass die 68-jährige Sängerin aus West Virginia vor einem vollen Haus ihre besonderen Qualitäten unter Beweis stellen konnte.
Sofort zog sie die Zuhörer in ihren Bann, als sie beim Eric-Bibb-Song und der schweren Slow-Blues-Nummer "Don`t let nobody drag your spirit down" Kraft und Leidenschaft in ihre Wahnsinns-Stimme legte. Ihre Freude sprang von Beginn an auf die Zuschauer über, zumal sie beim schwungvollen "Just like i treat you" direkt unter ihren Fans auftauchte. Gerade in diesem schnellen Stück konnte man die Ausdrucksstärke und unglaubliche Bandbreite ihrer Stimme, ihrer Stimmmodulation und Stimmgewalt bewundern.
Ausgesprochen gefühlvoll, mit viel Timbre in der Stimme ging sie dann an Balladen oder Blues-Stücke wie "A blue state of mind" oder den Klassiker "Stormy Monday Blues".
Immer wieder forderte sie ihre musikalischen Weggefährten, ihren Ehemann Doc Ellis am Bass; und noch mehr Andreas Diehlmann an der Gitarre zu Soli heraus. Gerade in den ausgedehnten Nummern durfte Diehlmann öfters einen instrumentalen Dialog mit der Sängerin führen und immer wieder Kostproben seines Könnens als Blues-Gitarrist abgeben. So baute er klagende, fiebrige Riffs ein, um bald darauf wieder nahtlos zur Melodie zurückzukehren.
Mit allen Finessen
Sydney Ellis wurde in allen Sets ihrem Ruf gerecht, dass sie in ihrer Stimme alle Facetten des Blues und verwandter Stile vereinigt. In ihrem Konzert wechselten Eigenkompositionen aus ihren fünf CDs mit Interpretationen von Klassikern ab, darunter mehrere Muddy-Waters-Hits. So veränderte sie den traditionellen Folksong "Sea line Woman" zum treibenden Funk-Titel "See lyin' woman". Auch beim Jazz-Standard oder vielleicht besser herzzerreißenden Slow-Blues "Trouble in mind" zeigte Ellis ihr Stimmvolumen und ihre Intonationssicherheit in den hohen Lagen.
"Spoonful" von willie Dixon, der ja in die Liste der Rock an Roll Hall of Fame aufgenommen wurde, floss dann als einer der ruhigeren Titel ein, mit einem groovend entspannten Takt.Ihre Stimme war immer klar, wenn sie im Kontrast gegen das Arrangement ihrer Instrumentalisten ansang und in verschiedenen Passagen so kraftvoll, wie man es nicht hinter der zierlichen, 160 Zentimeter großen und nur 50 Kilo schweren Sängerin vermuten würde.
Sydney Ellis begeisterte mit ihrer Power und ihrer dynamisch-kraftvollen Bühnenpräsenz. Und diese positive Lebensenergie spürte man auch in ihren Liedern, bei denen sie auch ihre Musiker in ein unterhaltsames Miteinander einbezog. Anerkennende Blicke und zustimmendes Schmunzeln nach einem Solo gehörten dazu.
Die gemeinsame Freude sprang aufs Publikum über, das begeistert mitging und sogar immer wieder mal Stücke mit Beifall unterbrach. Dies war beim "You Gotta Move" der Fall, einem afrikanisch-amerikanischen Spiritual-Song, der auch schon von den Rolling Stones präsentiert wurde. Ähnlich ging es bei Titeln wie "My Babe", Jjump for joy" oder "Kansas City".
Den beiden Vorsitzenden der Kulturgemeinde Ebelsbach/Eltmann Gabriele Schöpplein und Dr. Matthias konnte man ihre großen Zufriedenheit über die gelungene Veranstaltung aus dem Gesicht ablesen, als sie sich bei Sydney Ellis und ihren Musikern bedankten. Natürlich kamen die Künstler um Zugaben nicht herum und boten diese auch gerne.