Druckartikel: Zieht Kirchlauter bei der Sanierung des Oskar-Kandler-Zentrums die Reißleine?

Zieht Kirchlauter bei der Sanierung des Oskar-Kandler-Zentrums die Reißleine?


Autor: Günther Geiling

Kirchlauter, Mittwoch, 03. Juni 2020

Weil mit weiteren Kosten zu rechnen ist, wurde im Gemeinderat Kirchlauter darüber diskutiert, wie es mit dem Oskar-Kandler-Zentrum weitergehen soll.
Die Ansicht des Oskar-Kandler-Zentrums von der Karl-Glockner-Straße her, wo auch der Eingangsbereich verändert werden soll. Foto: G. Geiling


Die neue Geschäftsordnung und Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED hatten keine aufregende Sitzung im Gemeinderat von Kirchlauter versprochen. Erst die Aussage von Bürgermeister Karl-Heinz Kandler (SPD) - "Ich habe im Moment die Planung für das Oskar-Kandler-Zentrum gestoppt" - unter dem Punkt "Informationen" führte zu einer ausgiebigen Diskussion. Dabei kam am Ende sogar die Forderung auf: "Wir sollten die Reißlinie ziehen."

Das Oskar-Kandler-Zentrum in Kirchlauter entstand in seinen Ursprüngen aus einer ehemaligen Kleinfabrik der 60er Jahre, die mehrmals umgebaut wurde. Seit Jahren diskutiert man über eine Sanierung, die nach Gesprächen mit den Vereinen auch auf den Weg gebracht wurde. Dabei kam es schon zu Umplanungen, weil immer wieder neue Vorschläge eingearbeitet wurden.

Beim letzten Planungsstand ging man von Kosten von rund 1,7 Millionen Euro aus, bei denen man mit einer Fördersumme von 750 000 Euro rechnen konnte und rund 900 000 Euro von der Gemeinde selbst zu tragen waren. Vom Architekturbüro Lamprecht wurden aber nun weitere Fragen wie Schäden an den Nagelplatten-Dachbindern aufgeworfen. Unter Umständen wäre die Erneuerung des Daches mit einer Aufdach-Dämmung sinnvoll, und ebenso müssten einige Dinge wie die Außenwände noch auf ihre Statik geprüft werden.

Hans-Jürgen Derra, der neu im Gremium ist, wollte noch einmal die Beschlussfassung wissen, die vorsah, dass die Vorarbeiten bis zur Genehmigungsplanung vorangetrieben werden und es noch im dritten Quartal zur Ausschreibung kommt. Derra: "Soll nur das weitere Vorgehen gestoppt werden, weil dies durch neue Kosten mit den Nagelbindern ausgelöst wurde, oder will man ganz stoppen?"

Ausführliche Diskussion

Zweiter Bürgermeister Reinhold Stöhr (SPD) schlug vor, die Planungen weiterzuführen. "Bis Herbst werden wir dann Aussagen bekommen, wie die Gelder in der Gemeinde weiter fließen. Die Förderung in Höhe von 750 000 Euro bekommen wir ja, aber wir wissen noch nicht, ob wir das übrige Geld aufnehmen können."

Steffen Kandler meinte: "Wir sind eine Gemeinde, und wenn wir in Neubrunn an der oberen Wirtschaft bauen, dann müssen wir auch in Kirchlauter etwas tun. Deswegen sollten wir die Sanierung weiterverfolgen."

Lilo Stubenrauch fragte, ob man sich nicht über eine abgespeckte Form Gedanken machen könne. Einige Dinge wie die Toiletten seien doch in Ordnung.

Uwe Derra sah dies anders: "Wenn wir ein Haus sanieren, dann macht es keinen Sinn, Abschnitte herauszunehmen, die schon über 20 Jahre alt sind." Es wäre nur interessant, das komplette Gebäude einzuschließen.

Ortssprecher Achim Sieghörtner aus Pettstadt meinte gar, dass es am wirtschaftlichsten wäre, neu zu bauen.

"Ich kann erst im Oktober sagen, was wir an Geldern bekommen. Die jetzige Beschlussfassung sagt die weitere Planung bis zur Ausschreibung aus, aber das will ich nicht. Wenn das gesamte Dach abgerissen werden muss, müssen wir mit weiteren 300 000 bis 400  000 Euro rechnen. Dazu kann ich nicht garantieren, was dann noch an Kosten durch die Statik auf uns zukommt," betonte Bürgermeister Kandler.

"Ständig kommt etwas dazu"

Andre Borschert kritisierte, dass ständig etwas dazukomme und die Kosten immer weiter nach oben gingen. "Deswegen müssen wir darüber reden, ob das der richtige Weg ist oder ob es vernünftiger und kostengünstiger geht. Ich befürchte, wir laufen in die falsche Richtung, zumal alles nur scheibchenweise auf den Tisch kommt. Deswegen müssen wir die Reißlinie ziehen."

Peter Stretz fragte nach den bisherigen Kosten, wie viel man schon für die Planungen ausgegeben habe und welche Kosten jetzt noch anfielen, wenn man bis zur Genehmigungsplanung gehe.

Die Kosten für die erste Planung bezifferte Bürgermeister Kandler mit 44 000 Euro. Und natürlich seien auch Kosten für die jetzige Planung angefallen.

Uwe Derra brachte den Vorschlag ein, dass der Architekt noch einmal vor dem Gremium erscheinen und eine genaue Antwort auf die ausstehenden Fragen und Kosten geben soll. Dies sicherte der Bürgermeister zu.

Helmut Sieghörtner verabschiedet

18 Jahre gehörte Helmut Sieghörtner als beratendes Mitglied und Ortssprecher von Pettstadt dem Gemeinderat von Kirchlauter an. Dies nahm Bürgermeister Karl-Heinz Kandler zum Anlass, ihm für seine Tätigkeit den Dank der Gemeinde auszusprechen. In gleicher Weise sprach er auch der bisherigen Dritten Bürgermeisterin Eva-Maria Schmitt seine Anerkennung aus.

In diesen 18 Jahren, sagte Kandler, habe Helmut Sieghörtner mit Peter Kirchner, Jochen Steppert und jetzt mit ihm drei Bürgermeister "genießen" können. Er habe als Ortssprecher immer seine Sichtweise in das Gremium eingebracht und auch Gehör gefunden.

Helmut Sieghörtner bedankte sich seinerseits, dass er quasi als "fünftes Rad am Wagen" immer aktiv dabei sein durfte und den Eindruck gewonnen habe, dass seine Meinung gezählt habe. Er brachte seinen Wunsch zum Ausdruck, dass sich die politische Zukunft der Gemeinde nicht wie in der großen Politik durch persönliche Machtkämpfe gekennzeichnet sei, sondern die Sachauseinandersetzung im Vordergrund bleiben sollte.

Achim Sieghörtner der Nachfolger

Als neuen Ortssprecher hieß der Bürgermeister dann dessen Sohn Achim Sieghörtner im Gremium herzlich willkommen.

Das Gremium beriet anschließend die Geschäftsordnung und brachte einige Änderungsvorschläge ein. Hans-Jürgen Derra und auch anderen Mitgliedern aus kleinen Gruppen war es ein Anliegen, dass man mit dem gleichen Informationsstand zur Sitzung erscheinen könne. Dies wolle man in den Fraktionen noch absprechen.

Straßenbeleuchtung mit LED

Einmütig beschlossen wurde die Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED durch das Bayernwerk. Von der Umrüstung sind 202 Brennstellen betroffen. Die Kosten wurden mit 37 000 Euro beziffert.