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Zeit wird's: Gewerkschaft, das ist Solidarität


Autor: Christiane Reuther

Sand am Main, Sonntag, 01. Mai 2016

Zur Maikundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes im Landkreis Haßberge in Sand appellierte Silke Klos-Pöllinger an die Gemeinschaft.
Es ist "Zeit für mehr Solidarität" in vielen Bereichen, sagte Gewerkschaftsekretärin Silke Klos-Pöllinger in ihrer Rede zum 1. Mai.


"Der 1 Mai ist weder Frühlingsanfang noch der Tag zur offiziellen Eröffnung der Grillsaison, sondern der Internationale Feiertag der Arbeit, den wir Gewerkschafter nun seit 126 Jahren feiern", Anna Schlechter, DGB-Kreisvorsitzende im Gewerkschaftsbund Haßberge, rückte den Tag bei der traditionellen Maikundgebung im Hotel Goger in Sand ins rechte Licht. Gewerkschafter demonstrieren für eine gerechte Arbeitswelt und bessere politische Rahmenbedingungen.


Keine Zwei-Klassen-Gesellschaft

"Zeit für mehr Solidarität" - so das Feiertagsmotto - wolle man sich nehmen, sagte Schlechter, um den Arbeitnehmern bei Tarifauseinandersetzungen beizustehen, aber auch den Generationen, den Einheimischen und Flüchtlingen.

Dazu zählt die Solidarität in den Betrieben, wie Schlechter weiter ausführte: "Kein Lohndumping und vor allem keine Zwei-Klassen-Gesellschaft". Damit meinte sie die Leiharbeit oder "das neue Steckenpferd der Arbeitgeber, den Werkvertrag".

Die Funktionärin forderte mehr Gerechtigkeit am Arbeitsmarkt für Mann und Frau, für Jung und Alt sowie eine Stärkung der gesetzlichen Rente. Seit Jahren würden die Gewerkschaften auf fehlende Investitionen in der öffentlichen Infrastruktur hinweisen. Dies betreffe vor allem ländliche Gegenden wie den Landkreis Haßberge. Unzureichende Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr, lange Wartelisten von Kinderbetreuungsplätzen oder der Mangel an Ärzten sei laut Schlechter Grund genug für die junge Generation, um in Städte abzuwandern.

 


Ländlicher Raum muss attraktiv für die Jugend bleiben

Die Vorsitzende ging auf den demographischen Wandel ein, der den Landkreis vor schwierige Aufgaben stellt. Darum sei es wichtig, die heimische Region für junge Leute so attraktiv wie möglich zu gestalten. Aufgabe der Gewerkschaft sei es, dafür zu kämpfen, dass die angesiedelten Betriebe gerechte Tariflöhne zahlen, die Stammbelegschaften größer werden anstatt durch Outsourcing an nicht tarifgebundene Unternehmen geschwächt werden und dass der Niedriglohnsektor die Ausnahme bleibe und nicht zur Regel werde.

"Die Arbeit ist wichtig", betonte Sands Bürgermeister Bernhard Ruß (SPD). Das Gemeindeoberhaupt forderte einen vernünftigen Lohn, der dem Wert der Arbeit entspreche. Silke Klos-Pöllinger, Vorsitzende des DGB-Bezirksfrauenausschusses Bayern, ging auf den Mindestlohn ein.

 

Für sie eine Erfolgsgeschichte für die Gewerkschaften, die mit der Einführung des Mindestlohns zum 1. Januar 2015 in Kraft trat. Damit habe die Große Koalition eine der Vereinbarungen aus dem Koalitionsvertrag umgesetzt. Eine weitere Reform stehe bei Leiharbeit und Werkverträgen noch aus. Die Gewerkschaften zeigten sich solidarisch mit Beschäftigten im Niedriglohnsektor.

Solidarität bedürfe es aber nicht nur in der aktuellen Tarifrunde, auf die die Rednerin näher eingegangen war, sondern auch den Flüchtlingen gegenüber. Man müsse Rassisten selbstbewusst zeigen: "Wir sind die Mehrheit in Deutschland und lehnen Hetze und Gewalt gegen Flüchtlinge ab". Die Gewerkschaften hätten zu den ersten Opfern der Nazis gehört, deshalb engagiere man sich mit allen Kräften gegen "Rechts". Die Funktionärin forderte eine demokratische, freie, soziale und gerechte Gesellschaft.


Das soziale Europa

Das soziale Europa, die Arbeit der Zukunft, Lohngerechtigkeit zwischen Frauen und Männern, die Teilzeitfalle, die Rentenpolitik und die Finanzierung der Gesetzlichen Krankenkassen waren ebenfalls Themen. "Zeit für mehr Solidarität" bedürfe es in vielen Bereichen, wie die Rednerin abschließend zusammenfasste. Die Stärke beruhe auf der Unterstützung durch jedes einzelne Mitglieds, wie Silke Klos-Pöllinger appellierte.