Zeiler Narrenzunft macht Rabatz
Autor: Ralf Naumann
Zeil am Main, Sonntag, 20. Januar 2019
In Zeil wird zwar das ganze Jahr über gelacht, aber wenn die Narren der Stadt zur Büttensitzung laden, ist Ausnahmezustand.
Wer gedacht hatte, die Zeiler sind nach der vielen Feierei im vergangenen Jahr zum 1000-jährigen Bestehen der Stadt erschöpft, ausgelaugt, ideenlos, faul - quasi als wäre 2018 das ganze Pulver verschossen worden - der wurde am Samstagabend eines Besseren belehrt. Auch im Jahr 2019 ging es heiß her - bei der ersten Büttensitzung der Narrenzunft.
Und dass bereits vor einigen Jahrhunderten der Humor eine große Rolle spielte, wurde im Rudolf-Winkler-Haus schnell deutlich. Bei "Gott zum Gruße Narrenschar, wie´s heute ist und früher war" gab es unheimlich viel "Närrisches aus dem Mittelalter" zu sehen, zu hören und zu erleben. Vor allem ein prachtvolles Fest zu Ehren von König Thomas dem Ersten (Sohn der Königsfamilie Stadelmann), der gleich ein Sonderlob erhielt, weil er sich den Herausforderungen des Volkes zuhauf und ohne Pein gestellt und es zum Siege der 1000-jährigen Schlacht geführt habe. Kein Wunder, dass dieser sich bei einem gemeinsamen Mahl huldigen ließ. Und was gab es zu Essen und zu Trinken? Köstliche Fleischlappen, in Darm gepresstes Fleisch und Humpen von Gerstensaft. Einfach lecker.
"Wir retten das Hallenbad!"
;
Für beste Unterhaltung sorgten im Jahr eins nach dem freiwilligen Rückzug von "Resi und Babet" bestens aufgelegte Büttenredner und -rednerinnen, temperamentvolle TänzerInnen verschiedener Garden, Funkenmariechen Sarah Hetterich, fetzige (Live)-Klampfen-Musik sowie ein hochkompetenter Programmdirektor namens Max Wolfschmitt, besser bekannt als "Hofnarr". Dieser präsentierte dem König sowie dem anwesenden Volk beispielsweise sieben grazile Damen, die auf den Namen "Prinzenschwarte" hörten und nur eines im Sinn hatten: "Wir retten das Hallenbad!".
Nach langer Diskussion zwischen Kassiererin, Bademeisterin, Putzfrau, Meerjungfrau, Krake und Badegast stand auch für den Fall der Errichtung eines neuen "Schwimmtempels" fest: "Wo auch immer in diesem Land. Hauptsach es kommt nicht nach Sand." Ob aber ein Gondelruderkurs, ein Meerjungfrauen-Schwimmen, eine "Ladies Night" im Silvanerbecken, die Chippendales, ein Fischerstechen, Beckenbodengymnastik oder eine "Arschbomben-water-jump-challenge" noch dafür sorgen würden, dass Zeil sein Hallenbad behält?
Die Sander machen Witze
;
Apropos Sand: "Le Korboral" Udo Rippstein und seine Sander Franzosen fühlen sich in Zeil einfach wohl. Zum dritten Mal hintereinander sind sie "über den Main herübergekommen, um Euch auf den harten Boden der Wirklichkeit zurückzuholen und um Bilanz zu ziehen, wie weit wir mit der Integration in die Großgemeinde Sand vorangekommen sind." Außerdem machten sich die erneut mit allerlei Blasinstrumenten ausgestatteten Gäste zahlreiche Gedanken über die Probleme der geliebten "Nachbarn" in der angehenden "Hartz-4-Stadt" ("Eure Armut kotzt uns an, Zeiler wird müssen reden"). Unter anderem - was sollte es sonst sein - beschäftigte sie das "marode Chlor-Bleich-Bad", was also zum zweiten Mal an diesem Abend zur Sprache kam. "Jahrzehntelang habt Ihr es verpennt. Modernisierung ist dem Zeiler fremd", spotteten sie. Deswegen bekam auch der im Vorjahr zum Ortsteilsprecher degradierte Thomas Stadelmann sein Fett weg. "Den Stadelmann als letzter im Bund, den machen jetzt seine Bürger rund, plitsch, platsch", sangen die Franzosen. Haßfurt, Eltmann, Knetzgau und Sand hätten es außerdem schon längst erkannt: "In Zeil da steckt mer ka Gald mer nei .. die stampft ma höchstens ei." Anders die Situation in ihrer Heimatgemeinde. Wenn beispielweise "der FC Sand eine Straße aus purem Gold von der Kirche bis zum Sportplatz wollte, also nur mal angenommen. Des wär kein Problem. Geld ist da."