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Zeiler 1000-Stimmen-Chor ließ den Marktplatz beben und strahlen - Video


Autor: Klaus Schmitt

Zeil am Main, Montag, 21. Mai 2018

Der 1000-Stimmen-Chor sang die Zeiler Hymne. Das beeindruckende Erlebnis setzte Emotionen frei - und es war weit mehr als ein Liedvortrag.
Unter großem Jubel beendete der 1000-Stimmen-Chor sein Lied, das Oliver Kunkel von einem Hubsteiger aus dirigiert hatte.  Klaus Schmitt


Mit Superlativen sollte man sparsam und vorsichtig umgehen. Der Auftritt des 1000-Stimmen-Chores am Samstagabend auf dem Zeiler Marktplatz war aber zweifellos ein Superlativ. Ein glanzvoller Höhepunkt im Reigen der Veranstaltungen zur 1000-Jahr-Feier der Stadt. Über 1000 Sängerinnen und Sänger trugen auf dem Marktplatz die Zeiler Hymne vor, und noch einmal rund 1500 bis 2000 Zuhörer dürften es gewesen sein, die das Spektakel vor Ort verfolgten. Es war ein emotionales Erlebnis, wie die vielen Äußerungen der Mitwirkenden und der Besucher danach deutlich machten. Sie alle waren begeistert von der Uraufführung, die um 18.31 Uhr unter großem Jubel geglückt war.

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Die Idee zum 1000-Stimmen-Chor hatte der Zeiler Klaus Diedering. Er forderte mit Unterstützung der Stadt die Bürger auf, beim 1000-Stimmen-Chor mitzumachen. Es funktionierte nach einem etwas zähen Beginn. Am Schluss waren es sogar weit mehr als 1000 Sängerinnen und Sänger, die die Zeiler Hymne probten und schließlich auf dem Marktplatz sangen.

Das Lied hatte der Zeiler Musiklehrer Oliver Kunkel komponiert. Er übte es in vielen Proben mit einzelnen Gruppen und zuletzt in einer Generalprobe am Mittwochabend in der Tuchanger-Sporthalle mit den Teilnehmern ein. Die Stadtkapelle Zeil und die Heimatkapelle Ziegelanger begleiteten den 1000-Stimmen-Chor.

Die Moderation auf dem Marktplatz übernahm Eberhard Schellenberger, ein gebürtiger Zeiler, der beim Bayerischen Rundfunk in Würzburg arbeitet. Er stand, bevor es losging, neben einem aufgeregten und angespannten Bürgermeister Thomas Stadelmann. "Ich höre das Herz klopfen", sagte Schellenberger und der angesprochene Bürgermeister gab ihm Recht. Ja, sagte Stadelmann, "sogar mehr als bei der Bürgermeisterwahl."

In vier Gruppen zogen die Sänger auf den Marktplatz. Auf farbig gekennzeichneten Flächen stellten sie sich auf. Der Blick der über 1000 Aktiven richtete sich auf den Dirigenten Oliver Kunkel, der in einem Hubsteiger auf der Hauptstraße aus mehreren Metern Höhe den Takt vorgab. Dann setzte der Chor ein und sang...

Schon vor dem Liedvortrag und natürlich danach gab es viel Lob. "Ich bin glücklich", strahlte Klaus Diedering. "Ihr Zeiler seid spitze. Wenn wir selber etwas machen, dann haben wir eine Heimat."

So sieht es auch der Bürgermeister. "Es geht darum, dass wir Gemeinschaft spüren", betonte Thomas Stadelmann. Das Projekt habe auch dazu beitragen sollen, die Stadt und die Stadtteile zusammenzuführen.

"Ich bin völlig begeistert", gestand Oliver Kunkel. "Ich wollte mit ganz vielen Menschen dieses Ereignis teilen." Das Projekt habe die Chance geboten, "mit vielen Leuten aus meiner Heimat zu singen. Das ist Heimatgefühl." Kunkel geht es darum, wie er im Gespräch mit unserem Portal erklärte, Identität zu stiften und Heimat zu vermitteln - gerade in einer Zeit, in der der Begriff Heimat immer öfter missbraucht werde.

Oliver Kunkel freute sich darüber, dass auch einige Flüchtlingskinder aus der Zeiler Mittelschule mitsangen. Sie lebten, wie er schilderte, vor einiger Zeit noch in einem Kriegsgebiet. Kunkel: "Jetzt durften sie hier Heimat erleben." Die Flüchtlingskinder taten sich zwar mit der Sprache schwer, beschrieb der Komponist und Dirigent, aber sie strengten sich an und wollten unbedingt dabei sein.

Mehrere Monate lief die Vorbereitung auf den Auftritt des 1000-Stimmen-Chors. Gab es da auch einmal Zeiten des Zweifels, ob das Projekt gelingt? Oliver Kunkel überlegte kurz und antwortete auf die Frage: "Bedenken hatte ich nie."