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Zeil setzt den Steinhauern ein Denkmal


Autor: Klaus Schmitt

Zeil am Main, Sonntag, 19. April 2015

Nach dem Weinbau-Kreisel hat die Stadt Zeil einen zweiten Themen-Kreisverkehr: Auf der Straße nach Krum erinnert die Kommune am Main an die Tradition der Steinverarbeitung. Der Quader hat Gesicht und offenbar ein Vorbild.
Eine Ähnlichkeit ist vorhanden: Andreas Brecht in der Kleidung der Steinhauer neben dem neuen Steinhauer-Denkmal, das seine drei Söhne in der Werkstatt Brecht in Zeil geschaffen haben.  Fotos: Klaus Schmitt


Nein, er kann es nicht dementieren, und er will es auch nicht dementieren. Der Steinhauer, der auf dem neuen Kreisverkehr-Denkmal abgebildet ist, sieht ihm sehr ähnlich: Das ist der Andreas Brecht, sagten viele Zeiler am Samstag, nachdem das Denkmal enthüllt worden war. Andreas Brecht (79 Jahre), selbst Steinhauer, in dessen Werkstatt das Monument entstanden ist, lacht und freut sich. "Das ist mein Opa", verrät er. Der Großvater und Gründer der Firma Brecht (1898) muss genauso ausgesehen wie sein Enkel heute. Oder, wie der Zeiler Bürgermeister Thomas Stadelmann (SPD) sagte: "Die Gesichtszüge müssen sich über Generationen erhalten haben."

2014 hat die Stadt mit dem Staatlichen Bauamt auf der sogenannten Warmuth-Kreuzung (benannt nach dem benachbarten Gasthaus) einen Kreisverkehr errichtet.

Vor allem aus Sicherheitsgründen wurde die Kreuzung (Staatsstraße Zeil-Krum mit Abt-Degen-Straße und Krumer Straße) in einen Kreisel umgebaut. Auf die "Insel" wurde gleich ein Betonpodest gestellt. Das Ziel war klar: In der Mitte sollte ein Kunstwerk aufgestellt werden zu einem Thema, das zur Stadt passt.

Nachdem der Kreisverkehr im Juli 2014 freigegeben worden war, wurde das Podest erst einmal zweckentfremdet. Scherzbolde stellten allerlei Figuren dort auf. Sogar dem Bürgermeister wurde das einmal zu viel, und er ließ die Kreisverkehrsinsel räumen.

Seit Samstag steht das richtige Bauwerk in der Mitte: ein Steinquader, der an die Steinhauer-Tradition erinnert. Der Stadtrat hatte den Vorschlag, der Steinindustrie ein Denkmal zu setzen, angenommen und war an die Steinverarbeitungsfirma Brecht herangetreten. Die stellte den Quader her mit vier verschiedenen Motiven aus Zeil und dem Steinhauerleben. 15 000 Euro kostet das Kunstwerk.

Geschaffen haben es die drei Söhne von Andreas Brecht: Peter, Michael, Thomas Brecht. Der Quader hat die Ausmaße 75 mal 75 mal 200 Zentimeter, ist 2,8 Tonnen schwer; der Sandstein stammt aus dem Raum Trier. Einen "fremden" Stein musste die Firma verwenden, wie Heimatforscher und Steinhauer Heinrich Weisel erläuterte, weil es in Zeil seit Jahren keine Steinbrüche mehr gibt.

Was ist auf dem Denkmal zu sehen? Auf der Südseite ist ein arbeitender Steinhauer in typischer Kleidung und mit seinen Werkzeugen dargestellt. Auf der Ostseite ist eine Zahnstangenwinde mit Holzkurbel abgebildet und auf der Westseite eine Dreibockseilwinde, ebenfalls mit Kurbel; das sind typische Steinhauer-Werkzeuge. Auf der Nordseite prangt das Zeiler Stadtwappen.

Hat er den Stein auch selbst bearbeitet? Andreas Brecht wehrt ab. "Ich hatte die Aufsicht", sagt der 79-Jährige lachend. "Ich bin zuständig fürs Meckern und Kritisieren." Viel zu kritisieren hatte er sicherlich nicht, denn das Denkmal ist "sehr gelungen", wie Bürgermeister Stadelmann lobte und der Beifall der vielen Zeiler bei der Enthüllung bewies.

Die beiden Pfarrer Michael Erhart (katholisch) und Hans-Christian Neiber (evangelisch) segneten den Kreisverkehr mit dem Denkmal. Die Steinhauer sangen ihr Steinhauer-Lied, und Heinrich Weisel erzählte aus der Geschichte der Steinhauer. Nach der offiziellen Übergabe wurde gefeiert.

Fehlt noch etwas: ein Name. Warmuth-Kreuzung passt ja nun nicht mehr, weil es keine Kreuzung mehr ist. Die Bezeichnung Steinhauer-Kreisel machte am Samstag die Runde, und der Altbürgermeister Erich Geßner beanspruchte das Copyright für sich für einen weiteren Begriff: Andreas-Kreisel.