Zehn Meter Sander Ufer verschwinden in der Tiefe
Autor: Alfons Beuerlein
Sand am Main, Freitag, 03. Juli 2015
Der Sander Gemeinderat befasste sich mit dem Vorhaben des Wasserstraßen-Neubauamtes in Aschaffenburg. Das Gremium hörte erste Informationen über die Maßnahmen zwischen Ottendorf und dem Eltmanner Stadtteil Limbach.
In der Gemeinderatsitzung in Sand gaben die Leiterin des Wasserstraßen-Neubauamtes Aschaffenburg, Mareike Bodsch, und ihre Mitarbeiterin Claudia Baier, Informationen zum geplanten Mainausbau zwischen Ottendorf und Limbach. Für das Planfeststellungsverfahren liegen Unterlagen in der Gemeindeverwaltung aus, die Sander Bürger sich anschauen können, erfuhr der Gemeinderat bei seiner Sitzung am Donnerstag.
Die Gemeinde Sand sowie betroffene Grundstückseigentümer können bei der öffentlichen Auslegung Stellungnahmen abgeben.
"Schiffe ersetzen jede Menge Lkws und sind ein kostengünstiger Verkehrsträger", begann Mareike Bosch. Der Rhein-Main-Donau-Kanal führt bis zum Schwarzen Meer - und der dazugehörige Mainausbau ist nach ihren Worten schon weit fortgeschritten.
Fast drei Meter in der Tiefe
Der Main soll auch im Flussabschnitt Ottendorf-Limbach neue Buchten und ökologische Uferbereiche bekommen, aber auch bis auf eine Breite von rund 40 Metern ein neues Flußbett erhalten. Die Fahrrinne selbst soll von derzeit rund 2,50 Meter auf gut 2,90 Meter vertieft werden. Teilweise sei diese Tiefe schon vorhanden, erfuhren die Gemeinderäte. Ist der Fluss erst einmal ausgebaggert, können Schiffe von 110 Meter Länge und 11,40 Meter Breite im Gegenverkehr den Main passieren - größer geht nicht wegen der Schleusenkammern.
Mareike Bodsch machte klar, dass sie alle Fakten transparent machen wolle. Der Gemeinderat erhielt alle Fragen ausführlich beantwortet, auch die nach der Hochwasserlage: Laut einem hydraulischen Gutachten soll die Stauhöhe bei Hochwasser sinken. Nur in wenigen Bereichen, etwa bei Einengungen des Flussbetts, sei ein Rückstau von bis zu zwei Zentimetern möglich, hieß es.
Heinrich Schmitt (Freie Sander Bürger) wollte wissen, inwieweit die Sander Flur betroffen sei. Genau lasse es sich nicht sagen, meinte Mareike Bodsch, sie werde die Antwort nachliefern. Fest steht ihr zufolge jedoch, dass das südliche Mainufer um etwa zehn bis 15 Meter zurückgenommen wird. Der Boden wird zum größten Teil über die Wasserstraße abtransportiert.
Bürgermeister Bernhard Ruß (SPD) regte an, dass das ausgebaggerte Material besser zur Wiederherstellung des beschädigten "Stutz", eines Hochwasserschutzdamms für die Gemeinde Sand, genutzt werden sollte. Grundsätzlich, so die Antwort, sei bei entsprechender Vereinbarung nichts dagegen einzuwenden. Ruß bilanzierte, die Vorinformationen zum Planfeststellungsverfahren seien sehr aufschlussreich gewesen. Er begrüßt es, wenn mehr Güter auf der Wasserstraße transportiert werden. Bis es soweit ist, wird jedoch wohl noch viel Wasser den Main hinunterfließen: Mit der Beschlussfassung für ein Planfestlegungsstellungsverfahren ist laut Bodsch wohl erst um 2020 zu rechnen.
Elf Bauplätze entstehen im "Zehentwörth"
In der Sitzung des Gemeinderates Sand ging es um den geplanten Bebauungsplan "Zehentwörth" (Bereich nahe dem ehemaligen Autohaus Geisler). Unter der Planungshoheit der Gemeinde möchte ein Privatinvestor auf der einen Hektar großen Fläche elf Parzellen schaffen, die an Bauwillige weiter veräußert werden. Am Donnerstagabend legte das Planungsbüro dem Gemeinderat in seiner Sitzung erste Skizzen vor.
Schon in der Bürgerversammlung hatte Bürgermeister Bernhard Ruß angekündigt, dass auf dem Gelände südlich des Autohauses Gelder & Sorg ein Bebauungsplan aufgestellt werden kann. Es sei die einzige Fläche im "Wörth", die nicht im Überschwemmungsgebiet liegt. Es gab inzwischen ausführlichen Vorabstimmungen mit dem Wasserwirtschaftsamt und dem Landratsamt Haßberge sowie der Grundstückseigentümerin. Entstehen soll ein Mischgebiet, in dem keine Vergnügungsstätten zulässig sind.
Die Planerinnen Claudia Roschlau und Katharina Kupfer beschrieben detailreich das Vorhaben. Zwischen 500 und 1200 Quadratmeter groß sollen die elf Bauparzellen ein. Die Erschließung des "Zehnetwörth", der als Mischgebiet ausgewiesen wird, soll von der Zeiler Straße aus erfolgen. Vorgesehen ist eine offene Bauweise mit verschiedenen Dachformen. Nötig sind so genannte Retentionsmaßnahmen, denn das Gelände liegt im amtlich festgestellten Überschwemmungsbereich, jedoch nicht im Hochwassergebiet. Teilweise muss aufgefüllt werden, erfuhr der Gemeinderat. Ausgleichflächen können auf Sander Gemarkung geschaffen werden. Die Abwasserentsorgung erfolgt über ein Trennsystem.
Auf Nachfragen aus dem Gemeinderat fasste Bürgermeister Bernhard Ruß zusammen, dass die Gemeinde im "Zehent wörth" jungen Leuten die Möglichkeit bieten will zu bauen. Die Planungshoheit liege bei der Gemeinde. Die Straßenbaulast wird von der Gemeinde übernommen, wozu ein Vertrag mit dem Investor zu schließen ist.
Der Gemeinderat Sand gab am Ende mit großer Mehrheit grünes Licht: Für das Gebiet wird ein Bebauungsplan aufgestellt, und zwar im beschleunigten Verfahren. Ziel ist die südliche Nachverdichtung des bestehenden Gewerbegebiets. Die Nutzung wird als gemischte Baufläche (MI) ausgewiesen.
Weitere Themen
Veranstaltungen Im Mai hatte der Gemeinderat Sand die Zahl der aus wirtschaftlichen Gründen in der Sport- und Kulturhalle abgehaltenen Veranstaltungen auf drei begrenzt; zu den Kirchweihtagen sollten weitere Veranstaltungen höchstens auf dem Festplatz am Altmain zugelassen sein. Vereine, die für 2016 "kommerzielle Veranstaltungen" mit Barbetrieb in der Sport- und Kulturhalle wünschen, sollten sich melden: In der Sitzung am Donnerstag erfuhren die Gemeinderäte, dass bisher nur der 1. SKK Alle Neun Sand eine Faschingsveranstaltung (Freitag, 5. Februar) beantragt hat, sowie die Feuerwehr Sand ihre "Faschings-Warm-up-Party" (Samstag, 23. Januar). Die beantragten zwei Veranstaltungen wurden genehmigt.
Elt-Auen Die Stadt Eltmann hat den Bebauungsplan "Sondergebiet ELT-Auen" geändert, weshalb er im Gemeinderat landete. Wesentliche Änderungen gibt es nicht; der Wunsch der Sander nach Retentionsraumausgleich wurde in die Planung eingearbeitet. Somit nahm der Gemeinderat das Ganze nur noch zur Kenntnis.
Tempo-Smileys Bürgermeister Bernhard Ruß mit, dass die Gemeinde ein Geschwindigkeits-Messgerät angeschafft hat; es stand bereits in der Steigerwaldstraße. Das Ergebnis: Nur ein Drittel der Autofahrer hält sich an die vorgeschriebenen 30 Stundenkilometer. Der Rest sei zum Teil erheblich schneller gewesen.
Bürgeranregungen Bernhard Ruß erinnerte an die in der Bürgerversammlung vorgebrachten Anregungen: Wegen einer Zurücksetzung der Werbetafel an der Einfahrt zum Lebensmittelmarkt soll Rücksprache mit dem Geschäftsinhaber genommen werden. Die Parksituation in der Knetzgauer Straße will man so lassen, das beiderseitige, versetzte Parken trage zur Verkehrsberuhigung bei. Eine Verkehrslösung in Höhe der Eisdiele in der Zeiler Straße sei kaum machbar.
Beerdigung Bürgermeister Bernhard Ruß teilte mit, dass die Franziskanerschwester Leone, die lange mit ihren Mitschwestern in Sand wirkte, verstorben ist. Eine Abordnung der Gemeinde hat an ihrer Beisetzung in Aschaffenburg teilgenommen.
Müll Wie in der Sander Bürgerversammlung durch Bernhard Ruß angekündigt, werden sich die Müllgebühren ab dem 1. Januar 2016 erhöhen. In der Gemeinderatsitzung am Donnerstag erläuterte Ruß ausführlich die durch den Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises Haßberge eingeforderte Anhebung des Müllgebührensatzes. Ruß bilanzierte: "Wir müssen uns mit einer Erhöhung der Müllgebühren abfinden. Da kommen wir nicht darum herum." Bis 1. Januar 2016 wird der Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises die Gebühren neu kalkulieren. Gemeinden, die ihre Müllentsorgung bisher selbst organisierten, dazu gehört auch Sand, und sie nicht an den Landkreis rückübertragen wollen, haben bis zum 30. September Zeit für die Entscheidung.