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Zecken sind heuer früh aktiv


Autor: Ronald Heck

LKR Haßberge, Montag, 09. Mai 2016

Der milde Winter gefiel den Krabbeltieren, die gefährliche Krankheiten übertragen. Wie man sich schützt, erklären eine Apothekerin und das Gesundheitsamt.


Sobald es im Frühjahr draußen wärmer wird, verbreiten sie sich rasant: die Zecken. In diesem Jahr sind die kleinen Parasiten wegen des milden Winters besonders früh aktiv. In Deutschland ist der Gemeine Holzbock die am weitesten verbreitete Zeckenart. Der Blutsauger ist nur zwei bis vier Millimeter groß, kann aber sehr gefährliche Krankheiten übertragen. Zecken lauern in Hüft- und Kniehöhe auf Gräsern und Büschen. Sie befallen sowohl Menschen als auch Tiere. Den Krabbeltieren reicht eine kleine Berührung, um auf den Wirt zu klettern. Hat sich der Parasit mit seinen Mundwerkzeugen an der Haut festgekrallt, saugt er Blut. Deswegen ist es eigentlich ein Stich, trotzdem spricht man meist von einem Biss. Eine mit Blut voll gesaugte Zecke wird bis zu 200 Mal größer.

Mit einem Zeckenstich ist nicht zu spaßen, denn dabei können gefährliche Krankheitserreger übertragen werden. Die häufigsten Infektionskrankeiten durch Zecken sind Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitits (FSME). Der Landkreis Haßberge ist - wie ganz Nordbayern - ein FSME-Risikogebiet, erklärt Dr. Jürgen Reimann, Leiter des Gesundheitsamts im Landratsamt Haßberge. Risikogebiete sind Stadt- oder Landkreise mit mehr als einer FSME-Erkrankung pro 100 000 Einwohner innerhalb von fünf Jahren. Wie kann man sich vor den gefährlichen, kleinen Krabbeltieren schützen?


Anti-Zecken-Mittel

Hohes Gras und Unterholz sollte man nach Möglichkeit meiden, denn dort sitzen viele Zecken. Wer sich in der freien Natur aufhält, sollte vor allem seine Beine schützen und lange Hosen tragen, rät die Apothekerin Alina Miller von der Ratsapotheke in Zeil. Mit speziellen Anti-Zecken-Mitteln aus der Apotheke kann man zudem gegen die Plagegeister vorbeugen. Dabei handelt es sich um Mückensprays oder -cremes, die man auf die Haut aufträgt und speziell gegen Zecken schützen sollen. Die Mittel gibt es zudem extra für Kinderhaut und auf Naturbasis, erklärt die Apothekerin. "Es gibt aber keinen hundertprozentigen Schutz. Das Risiko wird dadurch aber weniger", sagt Alina Miller. Die insektenabweisenden Mittel bieten zudem nur für einen begrenzten Zeitraum, zwischen ein bis drei Stunden, Schutz. Danach sollte man sich erneut einreiben.

Wer sich lange in der freien Natur aufgehalten hat, sollte anschließend den eigenen Körper und die Kleidung nach Zecken absuchen. Alina Miller erklärt: "Die krabbeln so lange auf dem Körper, bis sie eine Stelle finden, wo sie sich gut reinbeißen können. Sie gehen dorthin, wo die Haut etwas weicher ist." Die Spinnentierchen stechen bevorzugt in Kniekehlen, Achselhöhlen und in der Leistengegend zu. Prinzipiell sind aber am gesamten Körper Stiche möglich.

Manche Menschen seien anfälliger für Zecken als andere, meint Jürgen Reimann vom Gesundheitsamt Haßberge. "Das liegt an den Pheromonen. Die Zecken werden durch diese körpereigenen Duftstoffe angelockt. Deswegen werden manche öfters von Zecken gebissen als andere", sagt Jürgen Reimann. Hat man einen der Blutsauger am Körper entdeckt, sollte man ihn so schnell wie möglich entfernen. Wenn sich die Zecke bereits festgebissen hat, benutzt man eine scharfe Pinzette oder eine Zeckenzange. Apothekerin Alina Miller betont, dass es wichtig ist, die ganze Zecke zu entfernen. Dazu setzt man die Zange so weit unten wie möglich an und zieht den Zeckenkopf samt Widerhaken aus der Haut. Das Spinnentier am besten nicht zerquetschen und Kontakt mit den Körperflüssigkeit der Zecken vermeiden.


Nach Stich schnell reagieren

"Außerdem sollte man aufpassen, wenn sich um die Einstichstelle ein roter Kreis bildet. Dann ist es ein Zeichen für Borreliose," sagt die Apothekerin. Borreliose ist eine bakterielle Infektionserkrankung. Man erkennt sie am besten an der sogenannten Wanderröte: Einige Stunden oder sogar Wochen später tritt in der Umgebung des Zeckenstichs eine kreisförmige Rötung der Haut auf. Dann sollte man sofort zum Arzt. Bei einer Borreliose-Infektion können Fieberschübe, grippeähnliche Symptome und Gliederschmerzen auftreten. Frühzeitig erkannt, ist Borreliose gut heilbar.

Gegen das FSME-Virus hingegen gibt es keine Behandlung. "FSME ist gefährlich. Von der schweren Erkrankung können irreparable Schäden zurück bleiben", sagt Jürgen Reimann. Folgen des Virus können Hirnhautentzündungen, Lähmungen und Sprachstörungen sein. Der Experte vom Gesundheitsamt in Haßfurt empfiehlt deshalb Menschen, die häufiger im Freien sind, eine Impfung gegen FSME vorzunehmen. Für die Bewohner von Risikogebieten werden Kosten für die FSME-Impfung von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Der Arzt sagt, dass die Impfung gut verträglich ist. Wer beruflich viel draußen unterwegs sei, werde meist sowieso geimpft. Eine FSME-Grundimmunisierung muss ungefähr alle fünf Jahre aufgefrischt werden, ab dem 55. Lebensalter alle zwei Jahre.

In Bayern müssen alle FSME-Fälle bei den Gesundheitsämtern registriert werden. "Im Landkreis wurde dieses Jahr noch keine FSME-Erkrankung gemeldet. Wir haben aber drei Borreliose-Fälle. Das ist aber zu dieser Zeit Durchschnitt", berichtet Jürgen Reimann.

Auch Haustiere werden regelmäßig von Zecken befallen. Weil sich Hunde und Katzen viel im Freien aufhalten, sollten auch sie regelmäßig auf Zeckenbefall untersucht werden. In der Rats-apotheke in Zeil besorgten sich in den letzten Tagen viele Leute Anti-Zecken-Mittel für ihre Tiere. "Da gibt es eine Flüssigkeit, die man auf das Genick der Tiere aufträgt und die Zecken abschreckt", so Alina Miller. Die Apothekerin erklärt, dass man den chemischen Wirkstoff mit einer Pipette auf die Haut des Haustieres tropft. Und zwar im Genick, damit die Vierbeiner ihn nicht abschlecken können.