Druckartikel: Wohnheim-Prämie kommt vom Bezirk Unterfranken

Wohnheim-Prämie kommt vom Bezirk Unterfranken


Autor: Ralf Kestel

Ebern, Mittwoch, 12. Oktober 2016

Das Projekt läuft noch kein Jahr, aber die Wohnheimgruppen der Rummelsberger in Ebern wurden schon mit dem Inklusions-Preis des Bezirks bedacht.
Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel (links) überreichte den Inklusionspreis an die Vertreter der Rummelsberger Diakonie während Leiterin Gabi Hofmann von einem Moderator des Rundfunks interviewt wird.


Sie sind längst angekommen. Obwohl noch kein Jahr in der Stadt, gehören sie schon zum gewohnten Stadtbild. Die 20 Bewohner der beiden Wohngruppen der Rummelsberger Diakonie. Wie gut sie sich seit ihrem Umzug von Schloss Ditterswind eingelebt haben und angenommen werden, ist auch an höherer Stelle aufgefallen: Vergangene Woche hat ihnen Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel auf der Unterfrankenmesse in Schweinfurt den mit 2500 Euro dotierten Inklusionspreis des Bezirks für das Wohnheim-Modell verliehen.

Und der macht Wohnbereichsleiterin Gabi Hofmann mächtig stolz. Die gebürtige Ditterswinderin ist zwar "emotional noch mit dem Schloss verbunden", sieht im Umzug nach Ebern aber viele Verbesserungen. Für ihre Schützlinge, aber auch das gesamte Umfeld.

"Wir wurden absolut super gut aufgenommen und dass wir jetzt sogar einen Preis bekommen, ist die Krönung", freut sich Hofmann, die in Ermershausen wohnt, über die Auszeichnung bei über 40 Bewerbungen. "Die Situation unserer Leute hat sich unwahrscheinlich zum Positiven gewandelt. In den neuen Wohngemeinschaften hat jeder sein eigenes Zimmer, seine Küche und seine Naßzelle."


In Alltagsgeschehen eingebunden

Dazu kommen ständige Begegnungen, nicht nur bei täglichen Einkäufen. Der Kontakt gesucht wurde schon vor dem "Umzug unter erschwerten Bedingungen, so wenige Tage vor Weihnachten und alles in Eigenregie", blickt die Leiterin zurück. Denn bereits beim Weihnachtsmarkt öffneten die Rummelsberger ihren Handwerkerhof am Marktplatz und ermöglichten den vielen Besuchern Einblicke in die Einrichtung und deren Arbeit, um "Hemmschwellen und Berührungsängste abzubauen".

Mit dem Haus am Marktplatz, mitten in der Stadt gelegen, sowie der Wohngemeinschaft in der Sutte, wo Werkstatt und ein Laden angegliedert sind, geht ein Konzept auf, das darauf abzielt, Menschen mit Lernbehinderungen in das Innenstadt-Leben einzubeziehen. "Unser Laden, in dem Holz- und Bastelarbeiten, präsentiert werden, steht den ganzen Tag jedermann offen."

Was auch rege genutzt wird. Für einfallsreiche Geschenke gibt es jede Menge origineller Angebote. Was auch Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) schon beflügelte, dem die Aufwertung zum Direktvermarkter-Laden unter Beteiligung der Wohngruppen vorschwebt. "Wenn die Leute auf uns zugehen, freuen wir uns darüber", schlägt Gabi Hofmann in die gleiche Kerbe.


Sitzgelegenheit im Marktplatzhof

Über die Verwendung der 2500 Euro, die mit der Preisverleihung verbunden sind, hat sie auch schon klare Vorstellungen: "Wir kaufen Sitzgelegenheiten für das Haus am Marktplatz, damit es im Hof auch für unsere Besucher am nächsten Weihnachtsmarkt noch gemütlicher wird." Dann gibt's es wieder Glühwein, Tees und selbst gebackene Kuchen (gratis) für alle, die sich fürs das Wohnheim und dessen Nutzer interessieren. "Und unsere Holz- und Bastelarbeiten gibt es natürlich auch wieder zu kaufen." Die sind derzeit in der Mache, wie ein Besuch am Mittwoch zeigte: Holzsterne, Merry-X-mas-Ketten oder Tannenbäume rattern durch die Stichsäge.

Ein besonderes Geschenk wartete auf Bezirktagspräsident Erwin Dotzel, der bei der Preisverleihung von Gruppenbewohnerin Brigitte Selke ein Vogelhäuschen, das sie selbst gebaut hatte, überreicht bekam.

Matthias Grundmann, bei der Rummelsberger Diakonie für die Dezentralisierung durch den Auszug aus Schloss Ditterswind zuständig, freute sich über die frühe Wertschätzung des Projektes. "Das Stadtleben in Ebern ist von Festen auf dem Marktplatz geprägt. Und wir sind nicht nur dabei, sondern mittendrin." So zuletzt beim Mittelaltermarkt, wie Grundmann und Leiterin Hofmann betonten.

Den Anstoss zur Bewerbung hatte Bezirksrätin Karin Renner (CSU) aus Bad Kissingen nach ihrem Rundgang bei der Segensfeier im April gegeben. Dabei war sie zur Überzeugung gekommen: "Hier steht Inklusion nicht nur auf dem Papier und landet in der Schublade, sondern wird gelebt", befand Behinderten-Beauftragte des Bezirks Unterfranken. "Das ist Leben pur, wenn Menschen mit Handicap Tür an Tür mitten in der Stadt unter Menschen ohne Behinderung leben."