Wohltaten für Ohr, Herz und Talente
Autor: Ulrike Langer
Eyrichshof, Montag, 26. Juni 2017
Auf Yehudi Menuhin geht die wohltätige Organisation zurück, die in Eyrichshof runden Geburtstag feierte.
Vor 20 Jahren im Beisein von Lord Yehudi Menuhin in Werneck gegründet, feierte der Verein "Live Music Now Franken" nun seinen runden Geburtstag mit einem Benefizkonzert in Schloss Eyrichshof, für das die Präsidentin des Bayerischen Landtags, Barbara Stamm, die Schirmherrschaft übernommen hatte. Die Gäste waren rundum begeistert und geizten nicht mit Applaus.
Der Verein "Yehudi Menuhin Live Music Now", und so auch dessen fränkischer Zweigverein, haben es sich zur Aufgabe gemacht, Musik zu Menschen zu bringen, die aufgrund ihrer Lebensumstände niemals ein Konzert besuchen können, junge Musiker zu fördern und soziales Engagement zu zeigen.
Begabtenförderung
Wie die Vorsitzende Erna Rauscher mitteilte, wähle der Verein jedes Jahr begabte Studenten der Hochschulen für Musik in Nürnberg und Würzburg aus, um ihnen Auftrittsmöglichkeiten inklusive einer Gage zu bieten. "So haben unsere Musiker in den letzten 20 Jahren fast 1000 Konzerte beispielsweise in Krankenhäusern, Altenheimen, Waisenhäusern, Gefängnissen, Heimen, Flüchtlingslagern oder anderen sozialen Einrichtungen bei freiem Eintritt bestritten", sagte sie.
Bewegende Erlebnisse
Der weitere Weg dieser Stipendiaten sei dann auch sehr erfolgreich gewesen. Für das Jubiläumskonzert habe der künstlerische Leiter, Professor Wolfgang Manz, der auch die Auswahlverfahren organisiere und durchführe, einige der ehemaligen Stipendiaten gewinnen können. Der Pianist Maksym Kulabukhov berichtete, dass er während der Stipendiatenzeit "sehr positive Erfahrungen" gemacht habe. Der Bass-Bariton Axel Humbert wiederum erzählte, dass die Konzerte vor allem bei Senioren sehr beliebt gewesen seien. "Berührend war für mich vor allem ein Auftritt mit einem Pianisten vor körperlich und geistig schwer behinderten Kindern. Als wir ankamen, herrschte eine unglaubliche Lautstärke in dem Saal. Weil ich als erstes Lied "Leise flehen meine Lieder" von Franz Schubert gewählt hatte, dachte ich bei mir: Diesen Fehler machst Du nicht noch einmal. Doch als der Pianist den ersten Ton spielte, war es plötzlich ganz still im Raum - bis zum Ende des Konzerts - weil die Kinder so ergriffen waren", sagte er. Eine ganz neue Erfahrung hatten der Pianist Nikolay Leshchenko und die Cellistin Irene von Fritsch bei ihren Konzerten gemacht. "Wir hatten bis dahin nicht gelernt, unser eigenes Programm auch zu moderieren und uns an das Publikum direkt zu wenden. Das hat uns aber sehr gut getan", erzählten sie. Auch dass sie mit ihrem Programm auf die Zuhörer eingehen sollten, habe sie "musikalisch beweglicher" gemacht.Zu welche hervorragenden Künstlern sich die Stipendiaten entwickelt haben, erlebten die Zuhörer in dem Konzert, das Professor Wolfgang Manz moderierte.
So zog der Sänger Axel Humbert, am Klavier begleitet von Maksym Kulabukhov, mit der Arie "Non piu andrai" aus der Oper "Figaros Hochzeit" von Wolfgang Amadeus Mozart, mit dem Lied "Taubenpost" aus dem "Schwanengesang" von Franz Schubert und mit dem Gassenhauer "Wenn ich einmal reich wär" aus dem Musical "Anatevka" von Jerry Bock sein Publikum in den Bann.
Seiner Bühnenpräsenz, seiner vollen, warmen Stimme und seinem betörenden Timbre konnte man sich nicht entziehen; er wurde erst nach viel Beifall von der Bühne entlassen.
Maksym Kulabukhov stellte seine Brillanz am Flügel dann mit der Sonate "Pathétique" von Ludwig van Beethoven unter Beweis und auch der Pianist Nikolay Leshchenko begeisterte die Zuhörer mit der 2. Ballade in h-Moll von Franz Liszt.
Sein kraftvolles wie feinsinniges, ausdrucksstarkes Spiel und seine Virtuosität überzeugten vollends. Zum Abschluss bot das "Elisen-Quartett" mit Anja Schaller und Maria Schalk (Violine), Karoline Hofmann (Viola) und Irene von Fritsch (Cello) zwei Sätze aus dem Streichquartett "Sonnenaufgang" von Joseph Haydn und den ersten Satz aus dem Streichquartett F-Dur von Peter Tschaikowsky dar. Ihr engagiertes, fein aufeinander abgestimmtes Musizieren brachte ihnen neben freudigem Applaus auch Bravo-Rufe ein. So bedankten sie sich im Gegenzug mit einem Tango von Astor Piazolla als Zugabe.