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Wo Strohbären die Mädchen jagen


Autor: Sabine Weinbeer

Kirchaich, Dienstag, 08. Sept. 2015

Die Veranstaltungen anlässlich der Kirchweih in Kirchaich sind jedes Jahr Anziehungspunkte für viele Besucher.
Da hat der Strohbär einen Kirchaicher Neubürger entdeckt - und stellt sich mit einem kleinen Besen-Hieb vor. Foto: Sabine Weinbeer


Trotz nicht idealen Wetters hatte Kirchaich wieder eine denkwürdige Kirchweih mit vielen Höhepunkten und einem würdigen Ausklang mit dem Strohbärentanz am Montag, auch wenn dieser von einem heftigen Regenschauer abgeschlossen wurde.

Pascal Gülta begleitete die Kerwa als Kerwes-Bürgermeister. "Zwei Tage am Stück reichen", erklärte er auf die Frage unserer Zeitung, wie viel Schlaf er jetzt anschließend nachholen werde. Letzten Mittwoch wurde er gewählt, es folgten die Singstunde, das Bullriding am Freitag, das bei seiner Premiere großen Zulauf hatte. Am Samstag wurde dann der Kirchweihbaum aufgestellt. Eine besondere Würdigung fand dabei Peter Engert, der im vergangenen Jahr bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam und die Aicher Kerwa ganz wesentlich mitgeprägt hat. In Form einer Gedenktafel am Kirchweihbaum war er auch in diesem Jahr dabei.

Einen Teilnehmerrekord verzeichnete in diesem Jahr das Honky-Tonk. Auch wenn es in diesem Jahr eine Gastwirtschaft weniger in Kirchaich als Anlaufstelle gab, zogen die jungen Leute mit viel Spaß durch den Ort. "Ganz nebenbei" kamen dabei 555 Euro als Spende für die Kindertagesstätte St. Josef zusammen. Den Scheck konnte Kindergarten-Leiter Julian Bayer am Montag von Berthold Thomann und Ralf Dicker als Vertreter der "Moggl" entgegennehmen.


Strohbären machen Jagd auf Mädchen


Der Montag stand ganz im Zeichen der Strohbären, die pünktlich um 17 Uhr auf den Lindenplatz zogen und dort Jagd auf junge Mädchen und freche Buben machten - aber auch ganz gesittet die Damen zum Tanz aufforderten. Trotz drohender Regenwolken fanden viele Zuschauer den Weg zum Lindenplatz und die Wolken hielten sich zurück. Sie öffneten die Schleusen erst, als das Spektakel schon seinem Ende entgegen ging.


Der Tanz der Strohbären in Franken

Dieser Brauch ist in Franken sehr selten. Seinen Hintergrund hat er in grauer Vorzeit, als die Wintersonnenwende mit einem großen Fest gefeiert wurde. Man vertrieb dabei, in Stroh gehüllt, die bösen Geister und Krankheiten. Der Winter, der dem Frühling weichen sollte, wurde mit den Strohbären ausgetrieben. Stroh und Bär standen dabei für Wärme und Stärke.

Im schwäbisch-alemannischen Raum sind die Strohbären bis heute Figuren der Fasenacht. Nicht selten treten Strohbären aber auch an anderen Festtagen des Kirchenjahres in Erscheinung, wobei die bedeutendste Rolle außerhalb der Fasenacht das Brauchtum der Kirmesbären ist. Und solche findet man eben auch in Kirchaich.