Druckartikel: Wo Sonne, Wind und Wasser "strömen"

Wo Sonne, Wind und Wasser "strömen"


Autor: Ralf Kestel

Gleusdorf, Mittwoch, 13. März 2013

Im Gemeindebereich von Untermerzbach wird die Hälfte des von Haushalten benötigten Stromes aus regenerativen Anlagen eingespeist. Zwei Windräder, drei Mühlen und viele Dächer liefern. Diese bemerkenswerte Energiebilanz legte der Bürgermeister von Untermerzbach, Helmut Dietz (SPD), vor.
Die Wassermassen der Itz dienen auch der Stromversorgung: In den Mühlen in Hemmendorf und Gleusdorf (im Hintergrund), wo ein Wehr den Zustrom regelt, wird Energie erzeugt. Rein rechnerisch könnte sich die Gemeinde fast zur Hälfte selbst regenerativ versorgen. Foto:Ralf Kestel


Der südlichste Gemeindeteil von Untermerzbach als Energiezentrale? In der Tat zählt der kleine Ort zu den größten Stromlieferanten im Gemeindebereich, wie Bürgermeister Helmut Dietz bei der Bürgerversammlung am Dienstagabend in der alten Schule deutlich machte.

Aktuell werden durch die zwei Windräder auf dem Bretzenstein, den Mühlen an der Itz in Gleusdorf und Hemmendorf sowie an der Rodach (Kaders-mühle) und 60 Solaranlagen auf Dächern laut einer Mitteilung des Stromversorgers Eon 4,6 Millionen Kilowattstunden (kWh) im Jahr als regenerative Energie erzeugt (Stand: 2011).

Verbraucht wurden in der Gemeinde im gleichen Jahr zehn Millionen kWh.

"Damit wurde die fast die Hälfte des Verbrauchs regenerativ erzeugt", rechnete Dietz vor und verband damit die Forderung, dass "die Netze so hergerichtet werden, dass die vor Ort erzeugten Energie auch vernünftig verteilt werden kann".
Gleichzeitig relativierte er die Rechnung dergestalt, dass ein Großverbraucher - die Rösler Gleitschlifftechnik - in der Liste nicht aufgeführt sei. Die Firma verbraucht "allein fast so viel die ganze Gemeinde zusammen", soDietz.


Wegen des Baues eines dritten Windrades am Bretzenstein hat der Bürgermeister schon Gespräche geführt. "Die Betreiber haben kein Interesse."

"Kein Interesse" gilt auch für ein Engagement der Gemeinde in der Landkreis-Energiegesellschaft. "Die geforderten 100 000 Euro als Einlage würden uns auf Jahre in der Gemeindekasse fehlen. Wir können uns höchstens im Verbund mit anderen Gemeinden über einen Zweckverband beteiligen." Nichtsdestotrotz warb Dietz für eine privates Investment über eine Bürgergesellschaft, die in diesen Tagen gegründet werden soll.

Mit Kabeln hatte ein weiteres Problemfeld zu tun, das das Gemeindeoberhaupt in seinen Ausführungen "beackerte": schnelle Internetzugänge. Eine Verbesserung sei durch die Funkwellen-Technik über zwei Masten im oberfränkischen Itzgrund möglich - bis zu sechs Megabit.

Internetanschluss? Abgekoppelt!

Die neue Initiative des bayerischen Wirtschaftsministerium geht nach der Überzeugung von Dietz "am ländlichen Raum vorbei", weil mindestens fünf Gewerbebetriebe im nahen Umkreis anschließen müssen. "Einer davon mit 50 Megabit, drei mit mindestens 30 Megabit." Dann würden Glasfaserkabel bis zu den Ortsverzweigern gelegt und dort über Kupferkabel verteilt. "Und unsere Gemeinde müsste 880 000 Euro dazu schießen. Und für mich stellt sich dann die Frage: Wen bedien' ich mit diesem Geld? Ich verwahr' mich dagegen zu zahlen und die Telekom greift die Gebühren ab." Es wäre besser gewesen, die DSL-Versorgung über den Landesentwicklungsplan zu steuern und "bei den Schwächsten anzufangen".

An örtlichen Themen sprach Dietz den Abschluss der Dorferneuerung in diesem Jahr an, wobei "schludrig gemachte Baumpflanzungen" noch nachgeholt werden müssten. Gleichzeitig appellierte er, in den Bemühungen um ein schöneres Dorf nicht nach zu lassen. Positiv bewertete der Bürgermeister die Mutter-Kind-Gruppe "Itzgrund-Flitzer": "Schön, dass der Jugendraum genutzt wird."

Auf den Hund gekommen

Weniger appetitlich fand Dietz die Hinterlassenschaften auf dem Spielplatz, die er mit Fotos dokumentiert hatte. "Ist das alles Hundekacke?", fragten erstaunte Ortsbewohner. Und der Bürgermeister berichtete von skurrilen Begegnungen: "Selbst wenn man die Hundeführer anspricht, drehen sie sich um, zucken mit den Schultern und gehen einfach weiter. Einen Hund kann man erziehen."

Zur Kirchensanierung sagte der Bürgermeister, dass die Gemeinde ihren Anteil von 87 000 Euro geleistet habe, um "die schöne Kirche, die über den Ort wacht und thront", zu erhalten. Dietz: "Das Gotteshaus hat eine schönere Ausstrahlung bekommen und die Gleusdorfer können stolz auf ihre Kirche und ihre Eigenleistungen sein."