Druckartikel: Wo praktisch jede Pointe sitzt

Wo praktisch jede Pointe sitzt


Autor: Ulrike Langer

Haßfurt, Donnerstag, 04. Februar 2016

Mit seinem Programm "Alles andere ist primär" kam Rolf Miller beim Haßfurter Publikum prima an.
"Wenn nicht wann, dann jetzt": Rund 360 Zuschauer nutzten die Gunst der Stunde, um Rolf Miller in der Stadthalle in Haßfurt anzuhören.  Foto: Ulrike Langer


"Man muss auch mal über den Humor lachen können und vor allem muss man sich mal entspannen. Alles andere ist primär", sagt der Kabarettist Rolf Miller. Er ist wie kein anderer in der Lage, sein Publikum mit Halbsätzen, manchmal auch nur Viertelsätzen, aber auch mit auf den Kopf gestellten Sprichwörtern zu unterhalten und zum Lachen zu bringen. Mit seinem neuesten Programm "Alles andere ist primär", das er beim Kulturamt Haßfurt in der vollbesetzten Stadthalle vorstellte, traf er wieder einmal den empfindlichsten Teil seiner Zuhörer: das Zwerchfell.

Denn seine unablässig abgefeuerten Pointen sind schnell, zielsicher und absolut verblüffend. Er "malt" mit seinen Worten Bilder, die man im Geiste vor sich sieht, wackelt ein wenig daran und in Nullkommanix stürzen diese "Gemälde" in den Schlund der Absurdität.

"Wenn Du Deinen Kopf mit dem rechten Ohr auf eine heiße Herdplatte legst, kannst Du quasi riechen, wie blöd Du bist" schildert er genüsslich und fügt sein berühmtes "einwandfrei!" hinzu.

Lässig auf einen Stuhl gefläzt, das Mikrofon in der einen Hand, die Wasserflasche in der anderen, erklärt er seinen Zuhörern wieder einmal im Odenwalder Dialekt die Welt aus der Sicht seines Alter Ego. Natürlich spielen auch dessen Freunde Achim und Jürgen deren Schwester, der "Apparat", sowie deren Freundinnen eine große Rolle. Denn sie alle bewegen die kleinen und großen Themen, ob politischer oder gesellschaftlicher Art, ebenso wie das Publikum.


Sätze ohne Ende

Dabei erweist sich Rolf Miller nicht nur erneut als Meister der Andeutungen, der seine Sätze so gerne und zum großen Vergnügen der Zuhörer unvollendet lässt oder in eine unvorhersehbare Richtung steuert, sondern spielt auch mit Sprichwörtern, Redensarten und sprachlichen Bildern. "Reden ist Schweigen und Silber ist Gold", ruft er aus. "Das ist nur ein Spruch, aber der stimmt!"

Aus der Sicht des "einfachen" Menschen schwadroniert er um jedes "Dings", das ihm wichtig erscheint. Zum Beispiel um Frauen, die er teils als "Biowaffe" und teils als "unbemannte Kampfdrohne" bezeichnet. "Im nächsten Leben sind Frauen bei mir nicht mehr stationär, sondern nur noch ambulant", betont er. Denn immerhin lasse sich die Hälfte der Menschheit von ihrer Frau scheiden.

"Des musst Du Dir einmal auf der Zunge vorstellen", so sein Kommentar. Doch Scheidungen seien deshalb so teuer, weil sie es wert seien. Wehmütig erinnert er sich an die 80er Jahre: "Da hat das Geld noch gestimmt. Vor allem der Kurs: eine Mark war genau eine Mark. Das hat es niemals mehr gegeben!"

Auch Putin mit seinem "Standstreifengesicht" oder Seehofer mit seiner Aussage zu den Flüchtlingen: "Ihr könnt gerne kommen, aber bleibt erst mal da", die DDR, "das größte Gefängnis mit freilaufender Bodenhaltung" oder die AFD, "die auf Asylbewerber, aber nicht auf die Kinder, schießen will", thematisiert Rolf Miller sprachgewandt und unbarmherzig. Denn es soll ja Leute geben, "die die Realität mit der Wirklichkeit verwechseln". Mit Sprüchen wie "Sudoku ist ein Kreuzworträtsel für Leute, die nichts wissen" "Til Schweiger ist jetzt Tatort, der prahlt mit einem abgeschlossenen Fitnessstudium", "Ich schau die Zeit tot", "Chemie ist aus der Natur, bloß anders", "Warum wird abgehört? Weil"s geht!" oder "Wir leben in einem Land - wo gibt's denn so was?" bringt Rolf Miller seine Zuhörer ein um das andere Mal so richtig herzhaft zum Lachen. "Sie haben von meinem Programm nichts verstanden? Dann haben Sie das im Großen und Ganzen kapiert" fasst er am Schluss sein "Halbsatzfestival" zusammen und verabschiedet sich erst nach drei, durch langen begeisterten Applaus "erklatschten" Zugaben.


"Nur gelacht"

"Das Programm hat mir sehr gut gefallen, denn er hat eine Pointe nach der anderen gebracht", kommentierte Gisela Glaser aus Horhausen den Abend. "Seine Art ist einfach nicht zu imitieren. So wie er es rüberbringt, kann man sich wunderbar amüsieren.

Ich habe jedenfalls den ganzen Abend nur gelacht." Auch Jürgen Heinl aus Sylbach, dem es Rolf Miller schon immer angetan hatte, sagte: "Dieser Abend war für mich ein absolutes Ereignis. Es ist Wahnsinn, wie man mit halben Sätzen und Andeutungen ein Programm von über zwei Stunden gestalten kann. Das beherrscht Rolf Miller voll und ganz. Ich habe viel geschmunzelt und gelacht!"