Wo hohe Bundesstellen bestellen
Autor: Ralf Kestel
Ebern, Mittwoch, 30. November 2016
Die "Komerci OHG" aus Ebern gehört zum zweiten Mal in Folge zu den Unternehmen in Deutschland, die das größte Umsatzplus verzeichnen.
Ein elektronisches Thermometer als Geschenk zu Weihnachten, oder gar einen Luftreiniger, weil zu Hause mal wieder "dicke Luft" herrscht? Bestimmt denkt auch im Raum Ebern mancher über solche Alternativen nach und klickt bei Amazon oder Ebay rein. Denn das machen Tausende. Wer sich im Baunachgrund aber online so eines Elektronikhandels bedient, weiß gar nicht, dass die Lieferung "um die Ecke kommt" - aus dem ehemaligen Stabsgebäude der Panzeraufklärer im neueren Teil der Bundeswehrkaserne.
Dort residiert die "Komerci OHG", ein Versandhändler, der seine Elektronikartikel direkt aus China bezieht und in ganz Deutschland wie allen angrenzenden Nachbarländern vertreibt. "Alles Eigenmarken, halt aus China", sagte Andreas Köhler (43), zusammen mit Robert Daut (59) geschäftsführender Gesellschafter eines Fünf-Mann-Betriebes, der heuer einen Umsatz von drei Millionen Euro erreichen wird. "Netto" schiebt Köhler nach - und damit landete Komerci beim Magazin "Focus" unter den erfolgreichsten Firmen in Deutschland beim Umsatzwachstum. Bereits zum zweiten Mal in Folge.
2003 begonnen
"Wir kamen in den letzten Jahren im Schnitt auf ein Wachstums-Plus von rund 30 Prozent", blickt Köhler auf die Zeiten zurück, da er 2003 in der Heyer-Werkstatt in Rentweinsdorf startete.Zusammen mit Robert Daut gründete er die "Komerci OHG" in den Räumen der einstigen Schreinerei Dauts in Sandhof. 2008 erfolgte der Umzug in die frühere Standortverwaltung, 2011 in den Kompanie-Bau, der einstigen Schaltzentrale der Aufklärer samt Telefonzentrale und Sicherheitstrakt.
Der Bund kauft ein
Zu den Produktgruppen, die von dem Unternehmen aus China importiert werden, gehören Geräte der Mess- und Löttechnik, Nutzgeräte, Leuchten und Luftreiniger. Wer einen solchen ordert, befindet sich in guter Gesellschaft, denn auch der Bundesnachrichten-Dienst hat schon in Ebern in größerer Stückzahl eingekauft.Neben Privatleuten zählen Daut und Köhler auch Firmen, Schulen, Universitäten zu den Kunden. Das Bundeskriminalamt auch, ebenso die Bundeswehr. Wenn die wüssten, wo ihre Bestellung abgewickelt wurde - vom Wareneingang über den Versand bis zur Rechnungsstellung - wo aber auch der Kundendienst bereitsteht, da inzwischen auch eine kleine Werkstatt in die einstige Kommandozentrale integriert wurde.
Kein Verkauf frei Haus
Einen Hausverkauf planen die beiden Geschäftsführer nicht. "Dafür ist der lokale Markt zu klein. Dafür müssten wir eine Ausstellungsfläche vorhalten und Personal einstellen."Deswegen schlummern die Waren in den vielen Räumen - Umbauten wurden kaum vorgenommen - meist in Kartons, werden sortiert und wieder verschickt.
"Bis 1100 Bestellungen werden an einem Tag abgearbeitet, 50 000 Pakete verschickt." Die Anlieferung erfolgt je nach Bedarf in großen Übersee-Containern, wie am Freitag wieder einer erwartet wird. Denn das Weihnachtsgeschäft brummt. "Wir liefern direkt vom Hersteller zum Endkunden", beschreibt Andreas Köhler die Firmen-Philosophie. "Und sind damit am Markt erfolgreich", wie der "Focus" dem Unternehmen nun zum zweiten Mal bescheinigt.
Dabei hebt der leidenschaftliche Pilot und Drohnen-Flieger Köhler aber bei weitem nicht ab. "Wir vertreiben keine Premium-Produkte. Wenn Conrad-Elektronik die Apotheke ist, dann sind wir der Aldi."
Dieser Handelskette - und den Eigentümern - geht es bekanntlich ja nicht schlecht.