Druckartikel: Wo der Maro-Express tuckerte, wird nun flaniert

Wo der Maro-Express tuckerte, wird nun flaniert


Autor: Ralf Kestel

Ebern, Donnerstag, 10. November 2016

In Ebern steht Fußgängern und Radfahrern eine komplette neue Innenstadt-Tangente zur Verfügung.
Elke Döhler (Dritte von rechts) vom Planungsbüro Ammermann + Döhler schnippelte zusammen mit den Bürgermeistern Hennemann und Pascher am Sperr- bzw. Trassierband, um den neuen Geh- und Radweg auf der einstigen Bahntrasse freizugeben. Fotos: Ralf Kestel


Eberns Parkanlagen-Ring ist ein neuer Ast "gewachsen". Aus Sicht der Städtebauförderung zählt nun auch der Strang zwischen Dorschen-Garten (Zentweg) und der neue Weg zum Hallenbad-Kreisel dazu. Seit Mittwochabend darf der genutzt werden. Zu Beginn der Bauausschuss-Sitzung erfolgte die Freigabe und damit der Abschluss einer Maßnahme, die im Gesamtpaket rund 750 000 Euro gekostet hat.

Dazu zählen der Abtrag des Bahndammes, der Bau des Allwetterplatzes für die Grundschule und der Weg am Bahnhaltepunkt vorbei. Seit 2012 beschäftigte das Projekt Stadtrat und Planungsbüro. "Die Anbindung ans Hallenbad und den Realschulanbau komplettieren das Wegenetz. Wegen der Außenplanung sind wir mit den Verantwortlichen im Landratsamt im Gespräch", sagte Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) bei der Freigabe.



Die neue Verbindungsachse vereint nach des Bürgermeisters Überzeugung mehrere Vorteile in sich: Schulwege werden sicher, Arbeitswege kürzer, stellte er mit Blick auf den direkten Fußweg vom Bahnhof zum größten Arbeitgeber in der Stadt fest. Noch aufgestellt werden einige Ruhebänke. Ein regelmäßiger Winterdienst ist nicht vorgesehen.

Sorgte der (Fast-)Abschluss dieser Maßnahme bei den Mitgliedern des Bauausschusses für erfreute Mienen, so sehr legten sie beim nächsten Ortstermin ihre Stirn in Sorgenfalten. Eine Brücke an der Straße von Gemünd nach Welkendorf bereitet Kummer. "Da müssen wir was tun, der Untergrund gibt nach", beschrieb Hennemann das Problem.

An zwei Stellen sacken Fahrbahn und Sandstein-Brüstung schon ab. "Wir wissen noch nicht, ob sich der Untergrund stabilisieren lässt und eine Ertüchtigung möglich ist, oder eine kompletter Neubau notwendig wird. Dazu brauchen wir ein Ingenieurbüro."

Auch seien Abstimmungen mit dem Wasserwirtschaftsamt notwendig, da die Brücke als Abfluss für ein Überschwemmungsgebiet diene. Hennemanns persönliche Präferenz zielt auf einen Erhalt ab. "Das ist eigentlich ein schönes Brücklein." Bauamtsleiter Martin Lang schlug als Sofortmaßnahme vor, die Fahrbahn übergangsweise auf 3,50 Meter einzuengen, um die Straßenränder zu entlasten. "Die Hauptmaßnahme kann schnell in die Hunderttausender gehen."

Auch lasse sich der Vorschlag von Ortssprecher Horst Arneth, "einfach ein größeres Rohr reinlegen", nicht umsetzen. Lang: "Wenn wir den Querschnitt nicht beibehalten, wird's kompliziert. Bei Änderungen gilt es, viele Randbedingungen zu beachten."

Deshalb plädierte auch Lang für ein Ertüchtigen der Brücke, so wie sie besteht. "Das Gewölbe scheint in einem Zustand, mit dem leben kann."


An der Stadtmauer

Ein Denkmal, das kaum einer sieht, begutachtete der Bauausschuss bei einem weiteren Ortstermin: Die Stadtmauer im Bereich zwischen Rosengasse und Ritter-von-Schmitt-Straße, wo sie von Privatanwesen zugebaut ist.

Weil sich die Stadtmauer in ihre Bestandsteile auflöste, war eine Notsicherung notwendig geworden, die rund 30 000 Euro kostete und jetzt abgeschlossen wurde. "Schaut gut aus, sieht bloß keiner", raunte ein Rat.

Über das Haus von Peter Müller hinweg war eine Baufirma aus Leuzendorf mit einem Mobilkran im Einsatz gewesen. "Das war logistisch ganz schön anspruchsvoll. Wir haben uns für die rustikale Art der Sanierung entschieden, den Neuaufbau mit den Originalsteinen", sagte Stadtplaner Jürgen Bergmann in Abstimmung mit Mittelalter-Experte Joachim Zeune, wobei auch angeklebte Fliesen wieder entfernt wurden.

Dieser Teil der Stadtmauer wies die größte Brisanz auf, weil einsturzgefährdet. "Es gibt aber noch mehr Stellen, wo wir ranmüssen", schauten Bergmann und Hennemann voraus.