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Wittig sagt in Eltmann Wiedersehen


Autor: Günther Geiling

Eltmann, Donnerstag, 13. Februar 2014

Bruno Wittig beendet seine Schullaufbahn mit 65 Jahren als Rektor der Mittelschule in Eltmann. Für "die Zeit danach" hat er schon viele Pläne.
Bruno Wittig an seinem bisherigen Arbeitsplatz als Schulleiter. Foto: Günther Geiling


"Wir verabschieden heute eine führende Lehrerpersönlichkeit in den Ruhestand, die auf dem Sitz der Fahrerkanzel den Bus namens Georg-Göpfert-Mittelschule Eltmann mit größter Umsicht und fahrerischem Können in den verflossenen fünf Jahren auf bekannten wie auch auf neugebauten Straßen mit sicherer Hand gesteuert hat. Es war ein glücklicher Umstand, dass du gerade in der Zeit des Umbruchs und des Übergangs von der Haupt- zur Mittelschule hier in Eltmann Verantwortung getragen hast." Das betonte Schulamtsdirektorin Ulrike Brech bei der Verabschiedung von Rektor Bruno Wittig in den Ruhestand.

Der scheidende Rektor Bruno Wittig tritt nach Erreichen der Altersgrenze von 65 Jahren in den Ruhestand, was die Schulamtsdirektorin zu der Aussage veranlasste "du hast deine Berufszeit wirklich bis zur Neige ausgekostet". Allein diese Tatsache spreche für innere Stärke und für Durchhaltevermögen, aber auch den gelassenen Blick auf Schule und Welt.

Bruno Wittig stand für einen Rückblick auf das Lehrerdasein und die Veränderungen in der Schule zur Verfügung.
FT: Was waren die wesentlichen Veränderungen in der Schule während Ihres Berufslebens?
Bruno Wittig: Das war ohne Zweifel die Einführung des Computerunterrichts 1986. Da niemand anders an der Schule noch Erfahrungen hatte, engagierte ich mich in diesem Bereich und begann mit PC-Unterricht und Informatik. Eine weitere große Umstellung die Organisation der gesamten Schulverwaltung mit EDV, was gleichzeitig auch einen Wechsel in unserem Sekretariat bedeutete.
Mit Elfriede Schönauer kam aber eine Sekretärin, die das von Anfang sehr gut begleitete. Seit dieser Zeit habe ich immer die Computerarbeit in der Schule und in der Verwaltung betreut und natürlich auch die Umstellung auf die Zeugnisprogramme.

Die frühere Hauptschule heißt heute Mittelschule. Was hat sich außer dem Namen dadurch geändert?
Durch diese Umorganisation sind natürlich die Mittelschulverbünde sehr viel größer geworden. Heute haben wir ja im Landkreis nur noch vier Mittelschulen in Haßfurt, Hofheim, Ebern und in Eltmann mit den entsprechenden Außenstellen. Wir haben rund 350 Schüler mit einem Ganztageszug in Ebelsbach. Ähnliches gilt für den Standort Zeil und die übrigen Schüler, vor allem mit dem Schwerpunkt Mittlere Reife sind sie bei uns hier in Eltmann.

Welche Bedeutung hat nun die Mittelschule im Trio der weiterführenden Schulen Mittelschule, Realschule und Gymnasium?
Mit der Einrichtung der Schulverbünde ist gleichzeitig auch ein Schwerpunkt in Richtung Berufsorientierung erfolgt und damit hat die Mittelschule ihre Eigenständigkeit mit Blick auf das Handwerk und die heimische Industrie deutlich unterstrichen. Dabei geht es insbesondere um die praktischen und technischen Berufe. Ausgehend von einer Potenzialanalyse im 7. Jahrgang kommen die Praxistage zur Berufsfindung sehr gut an. Den Schülern stehen dazu außerdem Berater wie Netzwerkbetreuer oder Berufseins tiegsbegleiter zur Verfügung.

Wie hat das Angebot der Ganztagesklasse die Schule verändert?
Das ist ohne Zweifel eine gute Einrichtung. Dennoch wäre es gut, wenn sie wirklich als Angebot bleiben würde und nicht verpflichtend ist. Es gibt nämlich auch noch viele Eltern, die ihre Kinder mehr daheim haben wollen. Durch die Ganztagesklassen hat sich natürlich auch unser Personalstamm verändert. Mit Teilzeitkräften kommen wir derzeit auf über 40 Personen.

Wie hat sich die Schulorganisation im Innern noch verändert?
Zu Beginn meiner Lehrertätigkeit hatte ich über 40 Schüler in meiner Klasse. Jetzt liegen wir im Schnitt bei 25 Schülern, wobei die einzelnen Klassenstärken zwischen 19 und 28 schwanken. Natürlich spüren wir zunehmend auch den Rückgang der Schülerzahlen insgesamt. Während wir früher drei 5. Eingangsklassen hatten, sind es jetzt nur noch zwei. In den oberen Klassen verändern nicht selten auch Rückläufer von der Realschule und dem Gymnasium die jeweilige Schülerzahl.

Der Landkreis ist mit der Einführung der Schulsozialarbeiter sicher vorbildlich. Was heißt das für ihre Schule?
Ich bin froh, dass wir an unserer Schule zwei Schulsozialarbeiter mit jeweils einer halben Stelle haben. Sie arbeiten super mit der Schülermitverwaltung zusammen, und das wirkt sich ganz eindeutig auf das Schulklima aus.
Vor allem führen sie auch sehr hilfreiche Projekte wie Streitschlichter, Anti-Mobbing oder Aktionen gegen Gewalt mit Erfolg durch und sind sehr aktiv.

Mit welchen Gefühlen geht man am letzten Tag in die Schule?
Auf keinen Fall gehe ich mit Wehmut, denn mit 65+ ist es auch Zeit, loszulassen zu können. Dabei gehe ich auch nicht ausgepowert, sondern sehr zufrieden und entspannt in den Ruhestand. Mit dem Erreichten bin ich sehr zufrieden, weil mir die Schule auch Spaß gemacht hat und ich auf viele positive Erinnerungen zurückblicken kann.

Gibt es eine Angst vor dem großen Loch oder wie wird der weitere Lebensabschnitt für Sie nun aussehen?
Ich freue mich nun auf die Zeit ohne Schule, weil ich mich jetzt noch intensiver um Dinge kümmern kann, die ich gerne mache, aber vielleicht bisher zu wenig Zeit dazu hatte. Ich bin ja noch als Stadtrat aktiv und würde mich freuen, hier weiter für unsere Stadt arbeiten zu können. Außerdem habe ich Streuobstwiesen und einen kleinen Wald, wo ich gerne Holz mache zur Unterstützung meiner Heizung und natürlich sind da auch meine Familie mit Kindern und Enkeln. Ein weiteres Hobby ist das Chauffieren eines Busses und damit hoffe ich auch noch viele Reisen machen zu können. Es wird mir sicher nicht langweilig
Die Fragen stellte Günther Geiling.