Winterbaden - jetzt wird wieder im eiskalten Wasser geschwommen
Autor: Brigitte Krause
Sand am Main, Dienstag, 01. Oktober 2013
Die "Haßberg-Walrosse" gehen in die neue Saison. Sie schwimmen im Winter. Selbst bei Eis und Schnee. Das bringt den Körper auf Hochtouren und stärkt das Immunsystem.
"Das ist alles nur Kopfsache", sagt Anette Zdrojek. "Jetzt ist es kalt, im Winter ist das Wasser warm!" Denn, erklärt sie, draußen herrschen Minusgrade, und das Wasser ist unter dem Eis immer etwas wärmer. "Man denkt im Kopf, dass man ins warme Wasser geht."
Das Energiebündel aus Zeil hat das Eisbaden im vergangenen Winter für sich entdeckt und inzwischen etliche weitere Bekannte dafür begeistert. Ihre Gruppe, die "Haßberg-Walrosse", feiert am Sonntag, 6. Oktober, um 12 Uhr am Sander Baggersee den Saisonauftakt.
Eine Art Schlüsselerlebnis hatte Anette Zdrojek vor einem Jahr, als sie in ihre Heimatstadt Osterode (einst Ostpreußen) in Polen fuhr, Mama besuchen. Hier, umgeben von den masurischen Seen, ist es Brauch, bei eisigen Temperaturen ins Wasser zu gehen. "Fast jede Stadt hat eine Gruppe", erzählt Anette, und es ist natürlich die Schau, wenn Tausende zum Schwimmen an der Ostsee zusammenkommen.
Richie passte auf
Die Faszination ließ die junge Frau nicht los, und die ersten "Schwimmübungen" begann sie am Sander Baggersee mit ihrem Mann Richie: "Der passte auf." "Ein halbes Jahr war ich allein", schmunzelt Anette, mittlerweile - nach einiger Überzeugungsarbeit - stürzen sich auch Richie und weitere Freunde in die Fluten. Warum bloß?
"Der Körper schüttet Glückshormone aus", erklärt Anette, die seit Jahrzehnten in Zeil wohnt und einen großen Freundeskreis hat. Per Facebook steht sie in Kontakt mit Bekannten aus dem Landkreis Haßberge, und so kommt es, dass sich in Sand nun angehende Eisschwimmer aus Haßfurt, Zeil, Sand, Ziegelanger und Eltmann treffen. Die Freizeitgruppe freut sich über jeden, der es probieren und einmal mitmachen will.
Man muss Bescheid wissen
Freilich, einfach so schwimmen gehen, läuft nicht: Hände, Kopf und Füße etwa, die sollte man schützen, denn die kühlen ganz schnell aus, weil sich hier nur wenige Fettzellen befinden. Daher tragen die Schwimmer Mützen sowie Handschuhe und "Socken" aus Neopren.
Zum Bade-Rhythmus selbst: Es geht dreimal rein und raus aus dem Wasser. Im Wasser selbst bleibt man ein paar Sekunden bis drei Minuten. Draußen an Land heißt es, sich feste bewegen, Gymnastik machen, Laufen und sich warm halten. So ist der Winterbade spaß letztlich keine langwierige Angelegenheit.
Nur 'was für Ausgeflippte? Keineswegs. Das Baden im kalten Wasser regt die Selbstheilungskräfte an. Die Durchblutung wird "richtig super", sagt Anette, es gibt ein "schönes Kribbeln auf dem Körper", wer Rheuma hat, verspürt deutliche Erleichterung; auch bei Osteoporose tut dieser "Wintersport" gut, selbst bei Bluthochdruck. Allerdings rät Anette Zdrojek da vorher zum Gespräch mit dem Arzt. Na, und über Erkältungen braucht man nicht mehr reden: "Sonst hatte ich jede zweite Woche Schnupfen oder Erkältung - seit einem Jahr habe ich keine einzige mehr", sagt die Zeilerin.
Die Sander Camper kennen die Schwimmer schon: "Manche winken uns zu und sagen, wir haben euch auf Facebook schon gesehen", schmunzelt Anette. Bevor es am 6. Oktober offiziell losgeht, hat ein "Erkundungstrupp mal getestet: 14 Grad hat das Wasser - und es macht tierisch Spaß!
Noch eins, sagt Anette: Auch wenn vorwiegend in Deutschland lebende Polen bei der Gruppe sind, so braucht keiner Angst haben: Alle verstehen und sprechen gerne deutsch und freuen sich auf Interessenten. Wer sich erkundigen und Informationen haben will, kann Familie Zdrojek anrufen unter 09524/6172. Oder einfach gucken unter Facebook: "Winterbaden - Haßberger Walrosse"